Der Immobilienmakler, die Kollegin von der anderen Agentur, die Flugticketverkäuferin, der Autohausbesitzer und die schwer kranke, alte Mutter – sie alle spielen Theater. Denn jeder kämpft für sich allein – um nichts weniger als ein besseres Leben und die Erfüllung geheimer, vielleicht letzter Wünsche. Es geht um knallharten Wettbewerb auf ganzer Linie; auch die Sehnsucht nach einem festen Heim konkurriert mit der Hoffnung auf einen zweiten Frühling der Liebe. Schauplatz von Begegnungen, Irrungen und Entdeckungen ist ein leer stehendes Haus zwischen Renovierung und Verfall, für die Einen ein Ort der Erinnerung, für die Anderen ein Ort der Zukunftsträume.
Ironischer Humor und in Poesie verkleidete Bitterkeit mischen sich in diesem Kammerstück, das folgerichtig den ersten Preis des europäischen Wettbewerbs TALKING ABOUT BORDERS gewonnen hat, der AutorInnen einlädt, sich mit dem „Lebensgefühl in Zeiten politischen Wandels“ auseinanderzusetzen.
Der vom österreichischen Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten und dem P.E.N.-Club getragene Dramenwettbewerb entstand aus der Idee heraus, die Situation der unweit von Österreich beheimateten Menschen am Balkan besser kennen zu lernen – über ihre zeitgenössischen, künstlerischen Leistungen. Das Projekt entspricht somit einer Einladung zu Gedankenaustausch, Dialog und Begegnung. Die Wettbewerbe fanden bereits in Mazedonien, Serbien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Albanien statt – und dieses Jahr nun in Bulgarien!
Da das Theater Osnabrück seit dem Jahr 2007 Dank des Austauschprojektes mit dem Partnertheater in Russe eine enge Beziehung zu Bulgarien pflegt, passt es sehr gut, dass die Uraufführung des diesjährigen Gewinnerstücks des Wettbewerbs in Osnabrück stattfinden wird. Bulgarien ist auch für den Regisseur Henning Bock seit seiner Inszenierung von KATZELMACHER mit dem bulgarischen Schauspieler Nikolay Dimitrov (vom Theater Russe) und den Gastspielen in Russe und Varna im September 2010 kein Neuland mehr - er schätzt es, zu „gucken, was die Welt macht“ und findet gleichzeitig, dass der unmusikalische Raubtierkapitalismus auch mit uns eine Menge zu tun hat.
Petrana Zlateva, geboren 1963, studierte Schauspiel an der Theaterakademie in Sofia. 1985 - 1993 war sie Schauspielerin am Experimentellen Satirischen Theater in Gabrovo. Heute lebt sie als freie Schauspielerin in Plovdiv und schreibt v. a. Gedichte. 2006 gewann sie einen Preis beim Nationalen Gedichtwettbewerb “Hristo Fotev“. EIN UNMUSIKALISCHER MOMENT gewann 2011 den durch osteuropäische Länder wandernden, österreichischen Dramenwettbewerb TALKING ABOUT BORDERS und ist ihr erstes uraufgeführtes Stück.
Regie Henning Bock,
Bühne und Kostüme Martin Fischer,
Dramaturgie Anna Volkland
Mit Nicole Averkamp, Andrea Casabianchi, Rosemarie Fischer; Steffen Gangloff, Alexander Jaschik
Gefördert von der Kulturstiftung des Bundes im Fonds Wanderlust.