Was bewegt uns an dem Konflikt der beiden Länder? Haben sich die von klein auf suggerierten Feindbilder verinnerlicht? Welche Vorurteile haben sich verhärtet? Was weiß ich eigentlich von den anderen und was wissen sie über mich?
Denn ein Kennenlernen ist fast unmöglich. Die Reise nach Israel ist dem Halter eines iranischen Passes verboten. „The holder of this passport is not entitled to travel to the occupied Palestine.“ Und iranische Namen sind ein Garant an Israels Flughafen auf diskriminierende Weise kontrolliert zu werden. Die Route von Tel Aviv nach Teheran kann mit gängigen Routenplanern nicht berechnet werden. Besser, der Feind bleibt Feind, um so die unversöhnliche Haltung beider Länder zu rechtfertigen.
Doch trotz des propagierten Feindbildes suchen Iraner und Israelis über soziale Netzwerke den Kontakt zueinander. In Gruppen, die sich „Israel loves Iran“ und „Iran loves Israel“ nennen, offenbaren sie sich scheinbar naiv ihre Liebe und teilen ihre Ängste. In an Körperverletzung grenzenden Exzessen feiern sie diese Angst weg. Aber in ihnen bleiben Narben. Sind sie Ursprung einer kraftvollen Gebrochenheit ihrer Bewegungssprache?
In I love I durchdringen sich die Perspektiven der PerformerInnen. Ertappt bei den eigenen Vorurteilen, führen die TänzerInnen die Klischees ad absurdum und ergründen die politischen Verstrickungen hinter dem Konflikt. Sie entpuppen sich als Gefangene in einem Netz, aus dem es vermeintlich keinen Ausweg gibt.
Die persönlichen Geschichten aller beteiligten KünstlerInnen mit einzubeziehen, ist Modjgan Hashemian ein wichtiges Anliegen im Entstehungsprozess des Stückes. Das Bühnenbild entstand zusammen mit Shira Wachsmann, einer israelischen Künstlerin, die sich mit den Begriffen Identität und Heimat auseinandersetzt. Das Motiv des schwebenden Kohlekreises aus ihrer Arbeit Coal Circle wird bei I love I aufgegriffen. Der Kreis verbindet die PerformerInnen, aber er konfrontiert sie auch mit der Frage, wer sich innerhalb und außerhalb seiner Grenzen befindet. Oliver Doerell komponierte zu I love I die eindringliche Klangcollage ausgehend von der Zusammenarbeit mit der iranischen Pianistin Nuri Dehdashti und dem israelischen Klarinettisten Nur Ben Shalom.
Modjgan Hashemian, Choreographin und Tänzerin, hat ihre Ausbildung als Choreographin an der Ernst-Busch-Hochschule für Schauspielkunst in ihrer Heimatstadt Berlin absolviert und blickt auf eine vielfältige, tänzerische Vergangenheit zurück. Ihre persischen Wurzeln sind wesentlicher Bestandteil ihrer Arbeit. In ihren Tanzgeschichten setzt sie sich mit der Sprache, der Bewegung, sowie politischen Themen und Szenen des täglichen Lebens auseinander. Am Ballhaus Naunynstraße hat sie bereits MOVE IN PATTERNS, DON’T MOVE und IN MOTION choreographiert sowie im Rahmen der akademie der autodidakten das Projekt GAME OVER mit Schülern entwickelt.
Vorstellungen: 8.-11. März 2013, 20 Uhr