Als Maibom von einer Reise aus Brasilien und Kuba zurückkommt, ist Rieke verschwunden, die gemeinsame Wohnung durchwühlt. Ist sie entführt worden? Es entspinnt sich ein Spionagethriller, der auf drei Zeitebenen das schicksalhafte Scheitern der Liebes- und Lebensgeschichte dieser beiden Figuren zeigt. Das Deutschland während des Zweiten Weltkriegs, das Wirtschaftswunderland nach dem Krieg und die Vorwendezeit 1989 lassen die Protagonisten zu Opfern der jeweiligen gesellschaftlichen Umstände werden und stellen zugleich die Frage nach persönlicher Schuld und Verantwortung. Maibom macht sich auf die Suche nach Rieke. Wie der Sänger Orpheus in der griechischen Mythologie will er seine Geliebte zurückholen und folgt ihr ins Reich der Schatten. Die Spuren führen nach Bonn-Bad Godesberg und die Eifel. Sie sehen sich wieder. Erkennen sie sich? Ein Genrespiel zwischen Melodram und Film Noir über die Macht der Vergangenheit und eine Liebe, die nicht alles überwinden kann.
Fritz Katers Stück erzählt deutsche Geschichte aus einer ganz eigenen Perspektive. Das Stück ist eine andere, überraschende Art der Reflexion über die Wunden des Krieges. Es geht um „normale“ Menschen, keine Helden der Geschichte. Agenten ihrer selbst. Vielleicht vergleichbar mit Fassbinder-Figuren: Menschen machen Geschichte, ohne dass ihnen das so richtig bewusst ist. Das hat mich im Kern berührt. Der 2. Weltkrieg wird oft nur moralisch reflektiert; das ist hier nicht der Fall. Es gibt keine Betroffenheit. Das Stück ist eher ein Vexierbild der Geschichte, das sich auch nach und nach nicht zu einem Ganzen zusammenfügt. Spuren der Geschichte, Versehrtheiten, verletzte Identitäten setzen sich in dieser „kriegsfuge“ fort über den langen Zeitraum von 1941 bis 1989. Sie klingen nach, wiederholen sich, werden weitergegeben. Eine Geschichte wie ein Krimi.
Jossi Wieler
I’m searching for I:N:R:I ist ein besonderes Stück über die deutsche Nachkriegsgeschichte, das nicht mit Betroffenheit arbeitet und in seiner fast analytischen Erzählform keine Stellung bezieht, was es noch schmerzhafter werden lässt. Es sind hier die Spuren der Geschichte, Versehrtheiten und verletzte Identitäten, die sich in dieser „kriegsfuge“ über den langen Zeitraum von 1941 bis 1989 fortsetzen. Sie klingen nach, wiederholen sich und werden weitergegeben.
Regie führt Jossi Wieler, Intendant der Oper Stuttgart, der nach sechs Jahren wieder ein Schauspielstück auf die Bühne bringen wird. Wieler ist kein Unbekannter im Schauspiel, denn mit seiner Inszenierung von Elfriede Jelineks Wolken.Heim. wurde er 1994 zum Regisseur des Jahres gewählt. 2002 erhielt er den Konrad-Wolf-Preis der Berliner Akademie der Künste, 2005 den Preis der deutschen Kritik sowie 2009 den Nestroy-Preis für seine Inszenierung von Jelineks Rechnitz (Der Würgeengel). Seine Arbeiten erhielten zahlreiche Einladungen zu nationalen und internationalen Festivals und waren auch mehrfach beim Berliner Theatertreffen zu sehen. Bereits jetzt wurde
I’m searching for I:N:R:I (eine kriegsfuge) zu den Ruhrfestspielen Recklinghausen eingeladen.
Regie: Jossi Wieler
Bühne und Kostüme: Anja Rabes
Musik: Wolfgang Siuda
Video: Chris Kondek
Dramaturgie: Jan Hein
André Jung (maibom), Fritzi Haberlandt (rosa, helene, rieke (ein und dieselbe person)), Manja Kuhl (milena), Lucie Emons (julie), Matti Krause (der junge mann)