Gefürchtet von Legislative und Exekutive, gelingt es ihm stets scheinbar mühelos, aus polizeilichem Gewahrsam zu entkommen und erfolgreichn aus dem Untergrund zu operieren. Breitwieser inszeniert sich als Kunstfigur, arbeitet konsequent an der Ikonografie seiner Person: Revolutionär, Anarchist, Robin Hood des Proletariats, Gangsterboss, Dandy und zuletzt Bourgeois. Sein kurzes, wildes Leben zeigt ihn als Rebellierenden gegen die Verelendung im Wien des Ersten Weltkriegs. Er ist ein Getriebener, haltlos, gefährlich, unberechenbar. Auch in Freiheit (er-)kennt er keine Freiheit. 1919 wird er auf der Flucht erschossen und von den Volksmengen zum Märtyrer erkoren.
Dass seinem Aufstieg von Anfang an der Absturz eingeschrieben ist, scheint Teil eines fatalen Gefüges, das den Untergang immer schon bedingt. Breitwiesers (Selbst-)Inszenierung evoziert reiche Phantasien in armen Zeiten: Er wird zur Projektionsfläche. Thomas Arzt übersetzt die rasante Verbrechervita in eine knappe, bisweilen in Kunstdialekt gehaltene Abfolge von Bildern: eine für die Bühne konzipierte Ballade, die in der schaurig-schönen Musik des jungen US-Pop-Komponisten Jherek Bischoff – mit Streichquartett und Percussion als Live-Elementen – ihre Formvollendung findet.
Thomas Arzt
geboren 1983 in Schlierbach. Sein erstes Theaterstück Grillenparz entstand 2007/08 im Rahmen des
Autorenprojekts stück/für/stück am Schauspielhaus Wien, wo es mit dem von der Literar-Mechana
gestifteten Hans-Gratzer-Stipendium ausgezeichnet und 2011 von Nora Schlocker uraufgeführt wurde.
Am Schauspielhaus Wien war er zudem in der Spielzeit 2010/11 Hausautor, 2011/12 Autor der Serie Schubert – Eine Winterwanderung und verfasste 2012/13 die Bearbeitung des I. Tages von Paul Claudels Der Seidene Schuh oder Das Schlimmste trifft nicht immer zu mit dem Titel Die Glückspilger.
Weitere Stücke: u.a. Alpenvorland (UA 2013, Landestheater Linz, ausgezeichnet mit dem Autorenpreis
des 29. Heidelberger Stückemarkts) und In den Westen (UA 2013, Nationaltheater Mannheim).
Zahlreiche Stipendien, u.a. Dramatikerstipendium der Stadt Wien, Thomas-Bernhard-Stipendium des
Landestheaters Linz.
Jherek Bischoff
geboren 1979 in Sacramento. Lebt in Seattle und ist zu gleichen Teilen Komponist, Songschreiber und
Produzent. Der New Musical Express bezeichnete ihn als „Missing Link zwischen der düsteren Stimme
von Ennio Morricone und der Unvorhersehbarkeit von John Cale“. Spielte in zahlreichen Bands und
Musikformationen wie den Parenthetical Girls, Xiu Xiu, The Degenerate Art Ensemble, The Dead Science, Amanda Palmer sowie dem Wordless Music Orchestra. Für sein Album Composed (2012)
arbeitete er mit u.a. mit den GastmusikerInnen David Byrne (Talking Heads), Nels Cline (Wilco), Mirah
Zeitlyn und dem brasilianischen Sänger, Komponisten und Liedermacher Caetano Veloso. Im März
2014 debütierte er im Rahmen des Jubiläumsabends Kronos Quartet and Friends an der New Yorker
Carnegie Hall.
Alexander Charim
geboren 1981 in Wien. Studium der Germanistik und Geschichte an der Universität Wien sowie Regie
an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin. Inszenierungen: u.a. am Badischen
Staatstheater Karlsruhe, der Oper Frankfurt, der Deutschen Oper Berlin und der staatsoper hannover.
Am Schauspielhaus Wien inszenierte er je eine Folge der Serien Die Strudlhofstiege (2008) und Kreisky
– wer sonst? (2011) sowie Die Mountainbiker von Volker Schmidt (ÖEA 2008)
Regie: Alexander Charim
Bühne / Kostüme: Ivan Bazak
Mit
Martin Vischer Johnny, ein König
Thiemo Strutzenberger Carl, sein Bruder
Franziska Hackl Anne, seine Geliebte
Gideon Maoz Wenzl, sein Verräter
Nicola Kirsch Luise, sein Engel
Florian von Manteuffel Schödl, sein Mörder
Katja Jung Greta, sein Tod
und Ensemble Lux (Louise Chisson, Mara Kronick, Nora Romanoff-Schwarzberg, Thomas Wally)
sowie Mathias Koch