Aber die Bretter, die einst die Welt bedeuteten, sind inzwischen morsch geworden. Der Lack ist ab, der Markt ist satt und an den großen Umsturz glaubt sowieso keiner mehr. Mabuse wartet längst nicht mehr auf einflussreiche Mäzene, Kunstsammler und Galeristen, sondern auf seine aufgebrachten Gläubiger, die Besitzer der Kings Mob Gin Destille. Eine Sensation muss her. Als letztes Nachwuchstalent der Wunderschau fiebert nur Langzeitpraktikantin Pino noch ihrem Durchbruch entgegen. Wenn Mabuse ihr ungemeines Potenzial beschwört, hängt sie an seinen Lippen, übt verbissen für ihren großen Auftritt und träumt, immer kränkelnd, von Ikonentum trotz glücklicher Kindheit.
Als plötzlich doch ein Held vom Himmel fällt. Ein gesetzloser Kunstrebell. Nur leider auf den Kopf.
2012 präsentierte Nora Abdel-Maksoud im Rahmen des Abends Scheppernde Antworten auf dröhnende Fragen im Ballhaus ihre Debütinszenierung: einen rasanten Roadmovie auf der Suche nach neuen Heldinnen jenseits überholter Rollenklischees. In ihrer zweiten Arbeit widmet sie sich erneut einer der unbehaglich unbeantworteten Fragen unserer Zeit: Wo, bitte, geht’s denn nun zur Revolution? Haben wir sie verpasst, die Abzweigung zum Fliegenlernen, irgendwo zwischen präziser Selbstverwirklichung, stressbedingten Brustbeklemmungen und königlichem Privileg? Ein Stück über uns, die Satten, die Privilegierten, die Beißschienenträger. Ein Stück gegen den Zynismus, ein Stück für den Babyblick und für die Kapitulation. Und nur für Verrückte.
Nora Abdel-Maksoud wurde in München geboren. 2005 begann sie ihr Schauspiel-Studium an der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf in Potsdam-Babelsberg. Für ihre Darstellung der Miranda in dem von Robert Gallinowski inszenierten Stück Der Sturm wurde Nora Abdel-Maksoud 2008 beim Theatertreffen Deutschsprachiger Schauspielstudierender mit dem Solo-Preis ausgezeichnet. Seit 2009 arbeitet sie als freischaffende Schauspielerin für Film- und Theaterproduktionen. Sie spielte u.a. am Hans-Otto-Theater Potsdam und in Kinofilmen wie Shahada und Barriere. Am Ballhaus Naunynstraße war sie in den Produktionen Schnee, Verrücktes Blut und Bloodshed in Divercity sowie aktuell in Ich rufe meine Brüder zu sehen und hat 2012 für den Abend Scheppernde Antworten auf dröhnende Fragen ihre erste Regiearbeit Hunting von Trier entwickelt.
Regie:
Nora Abdel-Maksoud
Katharina Faltner
Kostüm:
Josa Marx
Musikalische Leitung:
Lili Sommerfeld
Johanna Lemke
Dramaturgie:
Nora Haakh
Mit:
Eva Bay
Anne Haug
Stella Hilb
Serkan Kaya
Vom 8.-12.5.2014 mit englischen Übertiteln