Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Uraufführung: "La cattedrale nel vento - Die Kathedrale im Wind", ein Musiktanztheater von Yvonne Pouget in MünchenUraufführung: "La cattedrale nel vento - Die Kathedrale im Wind", ein...Uraufführung: "La...

Uraufführung: "La cattedrale nel vento - Die Kathedrale im Wind", ein Musiktanztheater von Yvonne Pouget in München

Premiere 28 November 2014, 20:30 Uhr - i-camp/neues theater münchen, Entenbachstr. 37. -----

Als Adam und Eva im Paradies erkannten, dass sie nackt und den Blicken der anderen schutzlos ausgeliefert waren, schämten sie sich. Seitdem gehören Scham und Intimität zu den großen

Lebensthemen des Menschen.

Die gebürtige Neapolitanerin Yvonne Pouget inszeniert mit „La cattedrale nel vento“ ein packendsinnliches Musiktanztheater über die tiefere Bedeutungsebene der Intimität und Scham und über das Verlangen nach Intimität als eines der wichtigen Grundbedürfnisse des Menschen. Sie entwirft eine Wunschvision für eine humanere Gesellschaft mit einem gesunden Wertesystem.

 

Das Publikum wird dabei unter der Regie von Pouget in eine tiefgründig-geheimnisvolle Theaterwelt entführt, in der die Seele Neapels atmet, in der logisches Verstehen überflüssig ist, wo der Klang zur Gebärde und die Aufführung zu einem seelischen Schutzraum wird, in den das Publikum eintritt und spürt. Mit den Stilmitteln der griechischen Tragödie, mit einer stark ritualisierten Gestensprache sowie durch die Verschmelzung von Butoh-Tanz, Ballett, Schauspiel, Livemusik und Gesang, entfaltet sich vor den Augen des Betrachters eine sonst unsichtbare Welt der seelischen Intimität in seiner rituellen Dimension.

 

Das Tanztheater ist eine klare Aufforderung an den Zuschauer, in sich selbst hineinzuschauen, und die Masken, die wir alle im Alltag tragen, und die Rollen, die wir spielen, kritisch zu hinterfragen und den Mut zu finden auf beides zu verzichten. Um derart seelisch entkleidet wieder den Respekt vor dem eigenen Sein wiederzuentdecken, den der Sog der modernen Gesellschaft in den leeren Abgrund reißt. Um mit nackter Seele eine Brücke zurück ins „verlorene Paradies“ zu bauen.

 

Die zeitlupenhafte Intensität des japanischen Butoh-Tanzes wird mit elementarer Kraft einen Kosmos an Bildern und Ausdruckskunst entfalten, und sich mit den Stilmitteln der griechischen Tragödie vermischen. Die gleichberechtigte Akteure inszenieren sich dabei nahtlos ineinander: Pouget’s vom

japanischen Butoh-Tanz geprägte Formsprache kumuliert mit der sinnliches Ästhetik der klassisch wie zeitgenössisch ausgebildeten, einfühlsam wie technisch brillant agierenden Tänzer, und dem gesungenem Schauspiel.

 

Die Tänzer und Sänger fungieren als Verbindungsglied und Übersetzer der eingesetzten Theatersprachen und die unterschiedlichen Kunstsparten eröffnen dabei wechselseitig Türen und

Möglichkeiten, wo sonst keine sind. Die Choreografin und Regisseurin wählt als Ansatz das „rituelle Theaterlabor“. Mittels einer rituellen Beschwörung lässt sie den Betrachter in sein eigenes „Dahinter“ seiner Seele eintreten.

 

Idee / Choreografie / Regie / Tanz: Yvonne Pouget.

Gesang / Schauspiel: Gianni Lamagna, Giacomo Di Benedetto.

Gesang, Schauspiel, Mandoline, Kinderpiano: Anna-Maria Hefele.

Gitarre: Pasquale Ziccardi.

Tanz: Annett Göhre, Elien Rodarel.

Lichtdesign: Rainer Ludwig.

 

Weitere Spieltage: 29. und 30. November 2014, 20:30 Uhr

 

FON +49 89 65.00.00

FAX +49 89 65.43.25

U1/U2 Kolumbusplatz

info@i-camp.de

www.i-camp.de

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 14 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

JAGENDE HORN-PASSAGEN -- Neue CD von Helmut Lachenmann "My Melodies" bei Naxos (BR Klassik - musica viva)

Ein kompositorischer Umgang mit dem Phänomen Melodie steht im Mittelpunkt der Komposition "My Melodies" für acht Hörner und Orchester des 1935 in Stuttgart geborenen Helmut Lachenmann. Unter der…

Von: ALEXANDER WALTHER

VOLLENDETER FORMALER AUFBAU -- Bachs Matthäus-Passion mit den Stuttgarter Hymnus-Chorknaben in der Stiftskirche STUTTGART

Für Karfreitag 1729 schrieb Johann Sebastian Bach seine "Matthäus-Passion" BWV 244 und arbeitete sie dann noch dreimal um. Der vollendet ausgewogene Aufbau dieses Meisterwerks kam in der Aufführung…

Von: ALEXANDER WALTHER

SCHONUNGSLOSE SELBSTERKENNTNIS --- John Gabriel Borkman im Schauspielhaus Stuttgart

Henrik Ibsen ist der Dramatiker der schuldhaft versäumten Selbstemanzipation. Er setzt sich schonungslos mit den Lebenslügen der Menschen auseinander. Seiner Devise "Dichten ist Gerichtstag halten…

Von: ALEXANDER WALTHER

DRAMATISCH GEBALLTER ABLAUF --- Verdi Operngala im Forum am Schlosspark Ludwigsburg

Vorwiegend Spätwerke Giuseppe Verdis standen bei dieser sehr gelungenen Operngala auf dem Programm. Die vorzüglich musizierende Württembergische Philharmonie Reutlingen unter der inspirierenden…

Von: ALEXANDER WALTHER

FEINSTE SCHATTIERUNGEN DES GEFÜHLS -- Stuttgarter Philharmoniker unter Gabriel Feltz mit Berg und Brahms in der Liederhalle Stuttgart

Wieder konnte man als "Minutenstück" eine interessante Komposition eines Studenten der Kompositionsklasse von Prof. Marco Stroppa an der Stuttgarter Musikhochschule hören. Der 1987 in Mailand geborene…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑