Die Oper ist inspiriert von dem Gedicht „Minsk“ in Lavinia Greenlaws gleichnamigem Lyrikband. Die musikalische Leitung hat Ruben Gazarian, Regie führt Christian Marten-Molnár.
In „Minsk“ steht eine Frauenfigur im Mittelpunkt, Anna genannt. Mit 20 verließ sie ihre Heimatstadt Minsk, weil sie keine Perspektiven mehr in ihrem verarmten Land sah.. Sie kam mit großen Hoffnungen und Erwartungen nach London. Mittlerweile sind mehr als zwanzig Jahre vergangen. Scheinbar ist sie in ihrer neuen Heimat integriert, arbeitet als Angestellte, hat einen unbedeutenden Job in einer unbedeutenden Firma. In London fühlt sie sich immer noch als Fremde. Sie erinnert sich an die lebensfrohe, optimistische, junge Frau, die sie einmal war. Was ist nur aus ihr geworden? War die Lebensentscheidung, auszuwandern, richtig? Eines Tages träumt sie von ihrer Rückkehr nach Minsk. Sie sieht die Stadt ihrer Jugend wieder und vor allem ihre Jugendliebe Fyodor. Und sie begegnet sich selbst als 20jährige Anoushka und durchlebt noch einmal die Momente, die zu ihrem Weggang aus der Heimat führten.
In der politischen und auch in der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex Migration und Integration steht häufig die Frage im Mittelpunkt, wie sich dadurch unsere westliche Gesellschaft verändert. In der zweiten gemeinsamen Oper von Ian Wilson und Lavinia Greenlaw geht es aber nicht um die sogenannte Mehrheitsgesellschaft, sondern vielmehr um das Schicksal eines Menschen, der versucht hat, sich dieser neuen Gesellschaft anzupassen, sich zu integrieren. Mit der Flucht aus Orten der Vergangenheit wird auch immer versucht, ein Stück des eigenen Selbst zurückzulassen, manchmal auch ein ungeliebtes. Nach Überzeugung der Autoren ist man aber geprägt durch das Vergangene. Und die Mitmenschen müssen diese Prägung akzeptieren. Man kann und darf nicht verlangen, dass ein Mensch seine Vergangenheit vollständig „vergisst“. Integration kann nicht durch Aufgabe, sondern nur durch das Mitnehmen der eigenen Wurzeln gelingen. Und diese Überzeugung meint nicht nur die Frage der geografischen Herkunft, sondern auch die der sozialen, psychischen oder religiösen Abstammung. Zukunft gestaltet sich nur, wenn jeder Mensch von den anderen, von der Mehrheitsgesellschaft in seiner Verschiedenartigkeit akzeptiert wird. Integration, welcher Art auch immer, kann nicht Assimilation sein.
Libretto Lavinia Greenlaw
In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Übersetzung Raphael Urweider
In Koproduktion mit dem Württembergischen Kammerorchester
Musikalische Leitung: Ruben Gazarian
Inszenierung: Christian Marten-Molnár
Ausstattung: Nikolaus Porz
Dramaturgie: Johannes Frohnsdorf
Mit: Johanna Greulich (Anouschka), Ksenija Lukic (Anna); Niklas Romer (Fyodor)
Statisterie
Nächste Spieltermine:
So. 03.03.2013 19.30 - 20.45 Uhr
Mi. 06.03.2013 19.30 - 20.45 Uhr
Do. 21.03.2013 19.30 - 20.45 Uhr
Fr. 22.03.2013 19.30 - 20.45 Uhr