1935 in Luzern geboren und in Olten aufgewachsen, absolvierte er zunächst das Lehrerseminar in Solothurn, um dann Ende der 1960er Jahre den Lehrerberuf endgültig gegen das Fach des Geschichtenerzählers zu tauschen.
Mit Eigentlich möchte Frau Blum den Milchmann kennenlernen wurde er 1964 schlagartig bekannt, es folgten zahlreiche weitere Erzählungen, Essays und Kolumnen. Peter Bichsel ist ein Meister kurzer Sätze und des Schweigens zwischen den Sätzen, das genau so viel zu sagen hat. Seine Texte zeugen von einer unbändigen Lust am Fabulieren – sie erzählen von Alltäglichem, von rauchigen Stammtischrunden in Kneipen vom Warten in Bahnhofshallen und von der gemütlichen Fahrt im Speisewagen. und . Aber in seinen Texten kritisiert er auch die zunehmende Komplexität der Gegenwart und den Verlust des authentischen Erlebens. Der Erzähler wird so seines Stoffes beraubt und es bleibt ihm nichts anderes übrig, als zu schweigen oder neue Worte zu erfinden.
In „Mit wem soll ich jetzt schweigen?“ bringt die Zürcher Regisseurin Deborah Epstein eine Auswahl ihrer Lieblingstexte auf die Bühne. „Ich möchte das Gefühl, das sich beim Lesen der Texte einstellt, auf die Bühne bringen“, sagt sie. Die Schauspieler erzählen Bichsels Geschichten und versuchen diese besondere Atmosphäre in den Theatersaal zu übersetzen. Es ist keine Dramatisierung der Texte – was jene gar nicht nötig haben – sondern ein sinnlich, zartfühlender Theaterabend. Diese Atmosphäre wird verstärkt durch musikalische Elemente – in der Kneipe erzählt einer eine Geschichte, jemand singt ein Lied, die Kapelle spielt Musik aus einer vergangenen Welt und wird so zum Teil der Bühne selbst. Diese deutet jene alltäglichen Orte an, wie sie in Bichsels Geschichtenwelt vorkommen, lässt aber in ihrer Abstraktion Raum für Imagination.
Dank „Mit wem soll ich jetzt schweigen?“ nutzt das Theater Biel Solothurn die letzte Möglichkeit, die Erzählungen Bichsels vor dem Umbau im alten Theater auf die Bühne zu bringen – bevor auch dieses verstummt und zu einem Ort der Nostalgie wird. Das älteste Stadttheater der Schweiz ist auch ein Leuchtturm der Schweizer Literaturszene, der seit vielen Jahren in Solothurn zu Hause ist.
Inszenierung Deborah Epstein
Bühne und Kostüme / Video Florian Barth
Dramaturgie Adrian Flückiger
Mit:
Miriam Strübel
Margit Maria Bauer
Günter Baumann
Jan-Philipp Walter Heinzel
Matthias Schoch
Vorstellungsdaten
Solothurn:
SA 17.11.12 19:00 PREMIERE
FR 24.11.12 19:00
DO 06.12.12 19:30
FR 14.12.12 19:30
DI 15.01.13 19:30
MI 23.01.13 19:30
Biel:
FR 23.11.12 19:30
DI 18.12.12 19:30
SA 19.01.13 19:00
MI 30.01.13 19:30
Gastspiele:
MI 10.04.2013 19:30 Zofingen (Stadtsaal)