Was ist dieses sonderbare Ding, unser Schatten? Im Schatten wohnt laut Volksglauben die Seele, und wer keinen Schatten hat, der muss ein arger Schuft sein. Ein „metaphysischen Pirat“ (Roberto Casati) der Künstler wie Wissenschaftler, Poesie wie Erkenntnis gleichermaßen beflügelt hat. In Nie war der Schatten steht ein Mann alleine vor dem Publikum, hinter ihm ein Kuriositätenkabinett aus Wissenschaft und Wunder, Schatten und Träumen. Ein Vortrag, ein Schattenspiel und die Geschichte eines Menschen, der sich seiner selbst nicht mehr sicher sein kann.
Adalbert von Chamisso setzte mit seinem Peter Schlemihl dem Schatten 1813 ein literarisches Denkmal und löste eine Flut von Schatten-Literatur aus. Wie eine düstere Antwort auf Chamisso wirkt Andersens fast 50 Jahre später veröffentlichtes Schauermärchen Der Schatten. Die beiden Erzählungen tauchen in Nie war der Schatten als Gegenpole und Spiegelbilder auf, zwei Erzählungen vom Verlangen nach Wissen und Macht und der Einsamkeit der Schattenlosigkeit. Der Titel des Stücks, Nie war der Schatten, ist der wohl bekanntesten Arie des Barock aus Händels Oper Xerxes entnommen.
Der argentinische Regisseur Alejandro Tantanian inszeniert mit einer hohen Musikalität und adaptierte in der Vergangenheit verschiedene Werke der Weltliteratur für die Bühne. Am Nationaltheater hat er bereits drei Inszenierungen herausgebracht. Seine erste Arbeit für Mannheim entstand 2007 in enger Zusammenarbeit mit seinen argentinischen Schauspielern für die 14. Internationalen Schillertage. 2009 und 2010 inszenierte er mit dem Ensemble des Nationaltheaters erst die Romanadaption von Franz Kafkas Amerika und dann Brecht und Weills Die Dreigroschenoper.
Inszenierung
Alejandro Tantanian
Dramaturgie
Jan-Philipp Possmann
Es spielen
Thomas Meinhardt
Sven Prietz
weitere Aufführungen
19. März 2012
20. März 2012
15. April 2012
20. April 2012
www.nationaltheater-mannheim.de; Kartentelefon: 0621 – 16 80 150