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Uraufführung: OPERNMASCHINE - Ein Musiktheater von Peter Androsch, Philipp Olbeter und Roland Olbeter, Landestheater Linz

Premiere 12. Mai 2013 um 20.00 Uhr in der BlackBox, Musiktheater am Volksgarten. -----

Ein Musiktheater in vier Bildern, deren Arbeitstitel „Flasche“, „Wald“, „Mund“ und „Walfisch“ heißen, macht neugierig.

Wenn dann noch in den Notaten des künstlerischen Leitungsteams – Komponist Peter Androsch und die Gebrüder Olbeter (als erfindungsreiche Gesamtkunstwerkler und genialische Bildkonstrukteure) Begriffe wie „Bauhaus“ und „Mechanisches Theater“ auftauchen, erwächst aus dem Mix von Konkretem und Abstraktem ein Theater-Geheimnis, das vermutlich erst am Uraufführungsabend gelüftet werden wird.

Allerdings können die „Paten“ benannt werden, die Olbeter, Olbeter & Androsch zu ihrer Opernmaschine inspiriert haben. Der eine: Professor Lucifer Gorgonzola Butts, der ebenso geniale wie verschrobene „Ingenieur“ aus den Cartoons des amerikanischen Zeichners Rube L. Goldberg (1883-1970). Des Professors Konstruktions-Ungetüme zeichneten sich dadurch aus, dass sie den

maschinellen Ablauf in zahlreiche unnötige und umständliche Einzelschritte zerlegten, die als „Ereigniskette“ aber weit faszinierender waren, als der fast zu vernachlässigende Endzweck. Die anderen: die Schweizer Medienkünstler Peter Fischli und David Weiss, die in ihrem Film Der Lauf der Dinge (1987) mit Hilfe von Konservendosen, Reifen, Plastikflaschen, Feuerwerkskörpern, Luftballons und allerlei anderem „Gerät“ eine sich über cirka 25 Meter erstreckende Kettenreaktion in Gang setzten: als eine ebenso logische wie anarchische Abfolge aus physikalischen Vorgängen und chemischen Reaktionen, die mit dem jähen Wechsel aus Beschleunigung, Verlangsamung, drohendem Stillstand und unvorhergesehenem Knalleffekt auch etwas über die Gesetze des Erzählens vermittelte. – Was das alles mit dem „Bauhaus-Walfisch“ zu tun hat, verrät VIELLEICHT die Uraufführung …

Das Linzer „radikal-anti-illusionistische Maschinen-Spekatakulum“ wäre nicht zustande gekommen, ohne das großartige Engagement der Auszubildenden in der Voestalpine-Ausbildungswerkstatt des „Technikums Voest Bauunternehmen“, in dem die Wagen-Konstruktionen der Opernmaschine hergestellt wurden.

1. Bild DIE FLASCHE

Das Land, in dem die Großmutter lebt, ist eine Flasche und sehr klein. Es ist sogar ganz

außerordentlich klein, nur doppelt so groß wie ein Schnapsglas und halb so groß wie eine Buttel von Köm. In ihm herrscht sie als Geist aus der Flasche mit ihren treuen Untertanen Rioja, Campari, Martini, Tequila, Mojito, Gin Tonic, Merlot und all den anderen. Es ist ein friedliches Leben, das die Großmutter führt. Sie muss sich nur vorsehen, die Landesgrenzen nicht zu überschreiten, weil sie dann sofort nasse Füße bekommt. Das Land ist nämlich ein Walfisch.

2. Bild DER WALD

Im Wald der Finsternis stehen die Bäume so eng beieinander, dass an ein Durchkommen nicht zu

denken ist. Hinter der ersten Reihe kommt eine zweite und hinter der zweiten eine dritte und dahinter noch eine und immer noch eine, und die Gipfel ragen bis in die Wolken hinauf. Der Jäger versucht, das Dunkel mit seinen Augen zu durchdringen. Oben hockt ein großer schwarzer Klumpen, der mit glühenden Augen herüberstarrt. Sitzt dort ein Hase, frisst ab das grüne Gras, frisst ab das grüne, grüne Gras bis auf den grünen Rasen. Auf einmal ist ein Rauschen zu vernehmen, und ein riesengroßer Wolf starrt mit glimmenden Augen: „Bist du das Rotkäppchen?“

3. Bild DER MUND

Das ist das Land der tausend Zähne, echot der Mund. Manche ragen hoch auf wie vielstöckige Häuser, andere wieder sind nur ganz klein, so wie Maulwurfshügel. Viele befinden sich gerade in reger Tätigkeit, kauen und zermalmen, andere knirschen nur leise vor sich hin. Einige triefen vor Speichel und sehen aus wie Töpfe mit überkochendem Grießbrei. Die Kiefer beben ununterbrochen, und die Luft ist erfüllt von an- und abschwellendem Schmatzen und Schlucken. Plötzlich gibt es einen heftigen Laut und mit einem lauten Rülpser spuckt der Mund sein Innerstes heraus.

4. Bild DER WALFISCH

Und plötzlich und entgegen aller Wahrscheinlichkeit wurde der Walfisch auf die Erde gespuckt. Und da das von Natur aus kein geeigneter Moment ist, ein Walfischleben zu beginnen, hatte das arme Geschöpf nur sehr wenig Zeit, sich über seine Identität klar zu werden. He, was passiert hier? Warum bin ich draußen, und wer bin ich überhaupt? Und was zum Teufel ist hier überhaupt los? Aber während der Walfisch sich noch Gedanken über den Sinn seines Lebens machte, war der einzige Gedanke, der der Großmutter durch den Kopf fuhr: „Oh nein.“

Ein Musiktheater von Peter Androsch, Philipp Olbeter und Roland Olbeter

für 15 Instrumentalisten und eine Sopranstimme

Auftragswerk des Landestheaters Linz

MUSIKALISCHE LEITUNG Dennis Russell Davies/Marc Reibel

SZENISCHE KONZEPTION UND REALISIERUNG Peter Androsch, Philipp Olbeter und Roland Olbeter

TEXTE Silke Dörner

TECHNISCHE PRODUKTION Martin Schmidt

DRAMATURGIE Wolfgang Haendeler

Mit

Gotho Griesmeier (Sopran)

Bruckner Orchester Linz

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