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Uraufführung: "Qualitätskontrolle" von Helgard Haug und Daniel Wetzel - SCHAUSPIEL STUTTGART Uraufführung: "Qualitätskontrolle" von Helgard Haug und Daniel Wetzel -...Uraufführung:...

Uraufführung: "Qualitätskontrolle" von Helgard Haug und Daniel Wetzel - SCHAUSPIEL STUTTGART

Premiere: Freitag, 7. Juni 2013, 20.00 Uhr, NORD. -----

Eine Koproduktion von SCHAUSPIEL STUTTGART und Rimini Protokoll. Das Regie-Kollektiv Rimini Protokoll setzt die in „Black Tie“ begonnene Identitätssuche fort und entwickelt ihr neuestes Projekt mit der Stuttgarterin Maria-Cristina Hallwachs, die in Folge eines tragischen Unfalls querschnittgelähmt ist.

„Ich falle – ICH“ sind die letzten drei Worte, die in „Black Tie“ gesprochen werden, dem Stück, das um das ‚schwarze Loch der Identität’ kreist, dem Stück in dem anfangs versprochen wird, dass das Wort ICH 273 mal gesagt werden wird, dem Stück in dem dieses Versprechen nicht gehalten wird, dem Stück in dem sich eine junge Frau, die Anfang der 70er Jahre aus Korea nach Deutschland adoptiert wurde, auf die biographische und genetische Suche ihrer Wurzeln macht. Mit „Qualitätskontrolle“ wird dieser Text fortgeschrieben, die Schattenjagd fortgesetzt. Das ICH hat sich verändert:

„ICH habe nie gefragt, WARUM mir das passiert ist. Warum ich vor 20 Jahren zur Feier meines Abiturs mit meinen Eltern aus Stuttgart nach Kreta flog. Warum ich in den Pool der Ferienanlage sprang – kopfüber, auf der Nichtschwimmerseite. Das war die letzte Bewe-gung, zu der ich meinen Körper antreiben konnte. Seitdem herrscht Funkstille zwischen uns, von den Schultern abwärts. Ich wurde von meinem Vater am Rand des Pools beatmet. Ich wurde gefragt, ob ich überhaupt leben wollte. Ich wollte unbedingt: ich wollte weiter-machen. Ich lebe fröhlichen Hauptes.

Ich werde dieses Theaterstück spielen. Es wird davon handeln, wie aus dem Abschluss der Reifeprüfung der Beginn meines Lebensweges wurde. Davon, wie sehr ich meine Schwes-ter liebe und weshalb ich sie für einen glücklichen Menschen halte, obwohl sie im Alter von 3 Jahren aufgehört hat, sich für andere messbar geistig weiterzuentwickeln. Ich werde in diesem Stück schwimmen. Ich werde alles, was es erzählt, steuern. Alle Lichter, alle Töne, alle Worte werden von mir kommen. Ich werde die Welt bespielen und zeigen, wie sehr ich ein ganzer Mensch bin. Ich werde mit Frauen sprechen, die ein Kind erwarten, mit Genetikern, die die Qualität entstehenden Lebens testen. Ich werde mein Pflegepersonal bitten, mir einen Text anzureichen. Ich werde meiner Schwester die Bühne überlassen. Ich werde Fragen stellen dazu, was ein Mensch ist. Ich werde meine Antworten geben. Ich werde ohne technische Hilfe lachen: Ich lache – ICH“.

Zum Kern des Regie-Kollektivs Rimini Protokoll gehören die Theatermacher Helgard Haug und Daniel Wetzel. Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet und zu zahlreichen auch internationalen Festivals eingeladen. Am SCHAUSPIEL STUTTGART erarbeitete Rimini Protokoll 2007 im Rahmen der Projektwochen ENDSTATION STAMMHEIM zusammen mit Mitgliedern des TV Stammheim und Mitarbeitern der Staatstheater Stuttgart das Projekt PEYMANNBESCHIMPFUNG. 2011 wurde das Gesamtwerk von Rimini Protokoll mit dem Silbernen Löwe der 41. Theaterbiennale Venedig ausgezeichnet.

Dramaturgie und Recherche: Sebastian Brünger, Bühne, Licht und Video: Marc Jungreithmeier, Interaction Design und Videomapping: Grit Schuster, Musik: Barbara Morgenstern

Mit: Maria-Cristina Hallwachs

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