Bruchstückhaft verschränkt sich deren islamistischer Roadmovie quer durch Europa mit den disparaten Stationen dreier Journalisten an der europäischen Außengrenze, eines Flüchtenden aus Nahost und eines deutschen Ehepaares, das zwischen karitativer Selbstaufopferung und nationalistischer Abgrenzung schwankt und auseinanderdriftet. Widersprüchliche Lebenswelten und sich radikalisierende Ansätze zur Verbesserung der Welt prallen aufeinander und führen zu ideologischen Verhärtungen in der globalisierten Gesellschaft.
Sarah Nemtsov schreibt dazu: „Mich interessiert eine offene, zeitgenössische Form - die als Reaktion auf unsere eigene diskontinuierliche und fragmentierte Erfahrung entsteht und unaufhaltsam an Komplexität gewinnt … Das Orchester als Sinnbild abendländischer Kunst und Kultur wird durch vier Solisten ergänzt und mit ihnen konfrontiert: E-Gitarre, Keyboard, Schlagzeug und präparierte Harfe. Die Klänge verschmelzen auch mit elektronischen Klängen. Effektgeräte verbiegen die Instrumentalklänge und holen diese ästhetisch noch mehr ins Heute.“
Mit dieser Uraufführung ermöglichen Regisseur Florian Lutz und sein Team einen neuen Blick auf die Raumbühne HETEROTOPIA und machen den großen Saal des Opernhauses erneut aus einer ungewohnten Perspektive erlebbar. Der Raum ist geeignet, weil er ein außergewöhnliches Raum-Klang-Erlebnis ermöglicht. Der Betrachter sitzt mitten im dramatischen Geschehen und erlebt die Aufführung um sich herum so unmittelbar, dass ein besonders direktes Verhältnis zu Text, Musik und Bewegung möglich wird.
Die Förderung und Auseinandersetzung mit zeitgenössischem Komponieren spielt für das Programm der Oper Halle seit Beginn der neuen künstlerischen Leitung eine wichtige Rolle. Zukünftig wird an der Oper Halle jede Spielzeit eine Auftragskomposition für die große Bühne vergeben, die sich mit drängenden sozialen, politischen und ästhetischen Fragen unserer Gegenwart beschäftigt. Den Auftakt bildet in der Spielzeit 2016/17 die Uraufführung dieses Auftragswerkes.
Sarah Nemtsovs Werke werden bei international renommierten Festivals wie den Donaueschinger Musiktagen, den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik Darmstadt, der Münchener Biennale, bei Ultraschall Berlin, MaerzMusik und Wien Modern gespielt. Ihre Kammeroper Herzland wurde 2006 in Hannover uraufgeführt und 2011 in einer Neuinszenierung an der Bayerischen Staatsoper München gezeigt. Ihre letzte Opernarbeit L’ABSENCE hatte im Mai 2012 bei der Münchener Biennale Premiere.
Der Dramatiker Dirk Laucke wurde 1982 in Schkeuditz (Sachsen) geboren und wuchs in Halle (Saale) auf. Durch die Verleihung des Kleist-Förderpreises und eine Einladung zu den Salzburger Festspielen gelang ihm 2006 sein Durchbruch. Seine Stücke werden an den wichtigen deutschsprachigen Bühnen wie dem Staatstheater Stuttgart, dem Schauspielhaus Bochum und dem Staatsschauspiel Dresden gespielt. Mehrmals wurde er zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen. 2015 erschien Mit sozialistischem Grusz sein erster Roman.
Die Oper SACRIFICE ist eine Auftragskomposition der Oper Halle finanziert durch die
ERNST VON SIEMENS MUSIKSTIFTUNG
Mit: Anke Berndt, Nils Thorben Bartling, Tehila Goldstein, Sybille Kreß, Frank Schilcher, Marie Friederike Schöder, Vladislav Solodyagin, Gerd Vogel
Musikalische Leitung MICHAEL WENDEBERG,
Regie FLORIAN LUTZ,
Dramaturgie MICHAEL V. ZUR MÜHLEN,
Raumbühne SEBASTIAN HANNAK,
Kostüme MECHTHILD FEUERSTEIN,
Video KONRAD KÄSTNER
Weitere Vorstellungstermine: 7. / 8. /11. März, 18. / 22. / 23. / 25. Juni 2017