Sie leben in den Unterständen der Schützengräben wie Bohémiens und treffen sich regelmäßig zu geselligen Abenden, bei denen Sturm aus seinen Texten liest. Durch diese Art geistiger Überlebenstechnik entziehen sie sich gemeinsam der ständigen Todesdrohung. Gleichwohl ist eine „Flucht aus der Zeit“ für alle langfristig unmöglich. Der Krieg fordert seinen Tribut.
In der Fassung von Hermann Schneider, der bei der Uraufführung von Jüngers Novelle zugleich für Inszenierung und Bühnenbild verantwortlich zeichnet, wird aus Fähnrich Sturm der vielleicht letzte Überlebende des Krieges. Mit den Widrigkeiten des Schützen¬grabenalltags konfrontiert sucht auch er in der Literatur eine trügerische Geborgen¬heit. Doch ihm sind alle Mitstreiter längst genommen. Was sich eröffnet, ist der Blick auf und in ein Individuum, das vereinzelt und unentrinnbar im „Grauen einer mörderischen Sekunde“ (Karl-Heinz Bohrer) gefangen ist.
Sturm erschien 1923 zunächst als Fortsetzungsroman im Hannoverschen Kurier. Anders als in seinen früheren Arbeiten In Stahlgewittern (1920) und Der Kampf als inneres Erlebnis (1922), in denen er sich affirmativ mit dem Ersten Weltkrieg auseinandergesetzt hatte, wird hier die ganze Sinnlosigkeit des Krieges deutlich. Begriffe wie Heldentod und Vaterland verlieren ihre Bedeutung: Denn unter den Bedingungen des Krieges ist keinerlei Sinnstiftung möglich.
Für die Inszenierung dieses Einpersonenstückes wurde das Atrium eigens umgestaltet und in einen Schauplatz des Ersten Weltkrieges verwandelt. Wie schon bei Wir verkaufen immer wird das Publikum dem Geschehen von der Bar aus folgen können.
Nach einem Studium der Germanistik, Philosophie, Musik- und Theaterwissenschaften trat Hermann Schneider sein erstes Theaterengagement am Stadttheater Aachen an. 1990 debütierte er dort als Opernregisseur und hat seitdem in über fünfzig Inszenierungen an verschiedenen Opernhäusern in Deutschland, Wien und London Regie geführt.
Er hatte verschiedene Lehraufträge an den Musikhochschulen Köln, Aachen und Düsseldorf, war Leiter des Opernstudios der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf/Duisburg, war kommissarischer Intendant des Stadttheaters Eisenach und als Professor Leiter der Opernschule der Hochschule „Franz Liszt" in Weimar.
Seit der Spielzeit 2004/2005 ist er Intendant des Mainfranken Theaters Würzburg, wo er zahlreiche Werke in Oper und Schauspiel inszenierte. Neben der Regie ist ein weiterer wesentlicher Schwerpunkt seiner künstlerischen Arbeit das Schreiben, insbesondere von Libretti; dabei arbeitet, veröffentlicht und produziert er mit namhaften Komponisten wie Jörg Herchet, Anton Plate, Klaus Schulze oder Michael Obst zusammen.
In der Spielzeit 2012/2013 führte er Regie in Gotthold Ephraim Lessings Schauspiel Minna von Barnhelm und bei Alban Bergs Oper Wozzeck.
Schneider ist Mitglied im Verlegerausschuss des Deutschen Bühnenvereins. Im September 2011 wurde er in die „Chambre professionnelle des directeurs d'opéra" in Paris berufen. Im Oktober 2011 erfolgte die einstimmige Wahl zum Sprecher der Intendantengruppe der Bayerischen Intendanten. Im Mai 2012 wurde er zum Mitglied des Rundfunkrates des Bayerischen Rundfunks ernannt und vertritt dort die Leiter der Bayerischen Schauspielbühnen.
Inszenierung und Bühne: Hermann Schneider
Kostüme: Götz Lanzelot Fischer
Dramaturgie: Wiebke Melle
Mit: Sven Mattke