Die tänzerischen Bewegungen scheinen dabei weniger dem individuellen Ausdruck von etwas zu dienen, als fest in einem kollektiven Gefüge verzahnt zu sein. Die Bewegungen sind eine unmittelbare Folge auf einen Impuls oder der Auslöser einer neuen Reaktion. Sie können Bedingung für Stabilität sein oder diese zerstören. Unerbittlich verausgaben sich die TänzerInnen, kämpfen sich aneinander ab, suchen mit- oder gegeneinander nach ihrem Gleichgewicht oder der eigenen Position in einer Herde.
Sharon Fridman nimmt das menschliche Bedürfnis nach einer mentalen wie leiblichen Balance unter die Lupe und macht die Suche nach festem Boden konkret sichtbar. Die Körper changieren zwischen dem Einklang mit dem Umfeld und dem individuellen Bewegungsdrang. Wie viel individuelle Freiheit ist unter den Beschränkungen der sozialen Interaktion möglich und wie kann die Balance zwischen Individuum und Kollektiv erreicht werden? Die Gesellschaft bietet einerseits Potentiale des Wachstums, gleichzeitig bedarf es der persönlichen Verortung und Standfestigkeit in diesem Gefüge. Stable widmet sich der Selbstwahrnehmung und dem körperlichen Verhalten des Einzelnen als Teil einer
lebhaft bewegten Gruppe.
Sharon Fridman knüpft mit jeder Choreografie an seine vorherige Arbeit an und setzt seine choreografische Suche beständig fort. Immer wieder befragt er seine Grundpfeiler des Tanzes: das Soziale – Tanzen, um die Welt zu verändern // die Sprache – Sprechen mit Berührungen // den Raum – Überwindung der vierten Wand.
Kompositionen vom israelischen Sounddesigner Idan Shimoni bilden bei Stable den fragilen Klangteppich für die TänzerInnen beim Streben nach Standfestigkeit. Mit Klavier und Gitarre entsteht mittels Sequenzer und Synthesizer eine ganz unmittelbare elektronische Musik, die zu weiten Teilen erst im Probenprozess mit den TänzerInnen und dem Choreograf komponiert wird.
Der israelische Künstler Sharon Fridman (geboren 1980) begann seine Karriere als Tänzer 1999 als er sich der renommierten Ido Tadmor Dance Company mit Sitz in Tel Aviv anschloss. Es folgten Engagements bei der Kibbutz Contemporary Dance Company, der Vertigo Dance Company und bei verschiedenen Projekten für das Suzanne Dellal Center. Im Jahr 2000 begann er, mit der Gründung der Phrasal Group, als Choreograf zu arbeiten. 2004 trat Fridman der Company Mayumaná für vier Jahre als Choreograf und künstlerischer Leiter bei. 2007 gründete er mit der Compañía Sharon Fridman in
Madrid seine eigene Kompanie, mit der bis heute sehr erfolgreich und international unterwegs ist.
Während seiner bisherigen beruflichen Laufbahn hat Sharon Fridman mehrere Preise erhalten; allein für das Duett Hasta dónde? bekam er den Alico Alonso ICC'2012-Preis (Fundación Autor – Das kubanische Nationalballett), den zweiten Preis und Publikumspreis des´Choreografie-Wettbewerbs in Hannover (2013), den ersten Preis und Publikumspreis im Choreografie-Wettbewerb Burgos-New York 2011 sowie den Publikumspreis der Tanzplattform Bern 2016. Zudem erhielt er den Best Contemporary Dance Proposal Award bei der Internationalen Tanz- und Theatermesse von Huesca 2011 für Al menos dos caras, fünf Preise beim Choreografie-Wettbewerb 2007 von Madrid, den Best Dance Show Max Award 2015 für Caída Libre/Free Fall und erneut den Best Contemporary Dance Proposal Award 2014
auf der Internationalen Theater- und Tanzmesse von Huesca (Spanien), dieses Mal für Caída Libre.
Seine neueste Kreation All Ways, für sieben Tänzer und einen Musiker, wurde im Oktober 2016 in Madrid uraufgeführt.
Inszenierung und Choreografie
Sharon Fridman
Sounddesign
Idan Shimoni
Kostüm
Inbal Ben Zaken
Mit Saori Ando / Tommaso Balbo / Kenan Dinkelmann /
Gianni Cuccaro / Jacob Gómez Ruiz / Noriko Nishidate / Ruud Sanders / Johanna Wernmo
Die nächsten Vorstellungen:
21.01., 28.01., 29.01., 03.02.,
04.02., 05.02.,10.02., 11.02.,
12.02., 16.02., 17.02., 18.02.
Karten
0521 / 51 54 54
www.theater-bielefeld.de