Zur Ustrinkata haben sich all jene versammelt, die einander das Leben lang kennen und das halbe Leben am Stammtisch der Helvezia verbracht haben: Alexi, der melancholische Friseur, dessen Kundschaft entweder Hut oder Kopftuch trägt; Jäger Otto mit dem Schaufelbart; Grossmutter, die beim Klang der Totenglocke von der Kassette am besten einschläft; Luis, der früher den Schrubasladen führte; Gion Beretta, der ein einziges Ersatzteillager an künstlichen Gelenken ist, aber ungeahnte Kräfte mobilisiert, wenn die schöne Maria jemanden braucht, der ihr Auto anschiebt ...
Ungezählt die Kübels gronds, die Quintins, Caffefertic, Schnäpse, die ausgetrunken werden. Ungezählt die Mary Longs, Selects, Rösslistumpen und Maroccäns, die entzündet werden. Wie einst Scheherazade in 1001 Nächten reden die Stammtischkunden an einem letzten Abend an gegen das Sterben und den Tod, der so viele schon geholt hat: die schöne Friederike, den Eiertoni, die Sanitäterin Fraurohrer und Doktor Tomaschett, den Lehrer und den Dorfpoeten. Draussen regnet es farruct an diesem Januartag, und drinnen versammeln sich die grossen Philosophen am kleinen Stammtisch, der ihrer Meinung nach genau in der Mitte der Welt liegt.
Der junge Bündner Autor Arno Camenisch hat mit «Ustrinkata» den dritten und letzten Teil seiner Bündner Trilogie veröffentlicht, der kein eigentlicher Theatertext, jedoch in seiner Struktur ein zutiefst theatraler Text ist. In klassischer Einheit von Ort und Zeit lässt Camenisch dialogreich in einer ganz eigenen Sprache, die durch romanische Einsprengsel den besonderen Sound eines Kunstdialekts hat, eine Dorfchronik entstehen, die heiter-melancholisch davon kündet, dass etwas unwiederbringlich vorbei ist.
Arno Camenisch, geboren 1978 in Tavanasa in Graubünden, schreibt auf Deutsch und Romanisch (Sursilvan). Camenisch schreibt Gedichte, Prosa und für die Bühne. Er studierte am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel, wo er auch lebt. Mitglied des Spoken-Word-Ensembles "Bern ist überall". Im Mai 09 erschien sein Prosabuch "Sez Ner" (Prosa deutsch und romanisch) bei Urs Engeler Editor. Im Juli 2010 legte Camenisch seinen Zweitling "Hinter dem Bahnhof" vor (Engeler-Verlag). Im Januar 2012 erschien "Ustrinkata" (Engeler-Verlag). Auf Romanisch erschien 2005 der Roman "ernesto ed autras manzegnas" (Ed. Romania).
Auszeichnungen
Berner Literaturpreis für "Hinter dem Bahnhof", 2011; ZKB Schillerpreis 2010 für "Sez Ner"; Berner Literaturpreis für "Sez Ner", 2010; auf der Shortlist zum Rauriser Literaturpreis mit "Sez Ner", 2010; Förderpreis des Kantons Graubünden, 2010; Rätoromanischer Literaturpreis "Premi Term Bel" 2010; Werkbeitrag der Pro Helvetia 2012; Werkbeitrag der Pro Helvetia, 2007; Werkbeitrag der GiuRu, 2006; Publikumspreis an den Rätoromanischen Literaturtagen, 2003; Plema d'aur, 2001.
Die junge Solothurner Regisseurin Maria Ursprung bearbeitet den letzten Teil der erfolgreichen Bündner Roman-Trilogie von Arno Camenisch für die Bühne. Der junge Büdner Autor hat mit «Ustrinkata» den dritten und letzten Teil seiner Bündner Trilogie veröffentlicht, der kein eigentlicher Theatertext, jedoch in seiner Struktur ein zutiefst theatraler Text ist. In klassischer Einheit von Ort und
Zeit lässt Camenisch dialogreich in einer ganz eigenen Sprache, die durch romanische Einsprengsel den besonderen Sound eines Kunstdialekts hat, eine Dorfchronik entstehen, die heiter-melancholisch davon kündet, dass etwas unwiederbringlich vorbei ist.
Regie Maria Ursprung
Ausstattung Anika Marquardt, Lani Tran-Duc
Musik Herwig Ursin
Dramaturgie Jan Stephan Schmieding
Silvia Sophie Hottinger
Die Tante Margot Gödrös
Otto Stéphane Maeder
Luis Marcus Signer
Isidor Herwig Ursin
Tatta Ruth Grossenbacher
Gion Baretta Hansruedi Begert
Alexi Hans Peter Fuhrimann
Weitere Vorstellungen: 11., 15., 20., 31. Dez. 2012 | 13., 26. Jan. | 07., 20., 22. Feb.
2013