Doch was zunächst eindeutig erscheint, gerät schnell unter einen merkwürdigen Verdacht. Ist Marcus wirklich Opfer? Treffen sich beide wirklich zufällig?
„Man stellt sich selten vor, wie es sich anfühlt. Missbraucht werden. Und es ist noch schwieriger zu beschreiben.“ So heißt es an einer Stelle in Jan Peterhanwahrs Stück „Zerstörte Seele“. Und in der Tat ist es ein schwer zu behandelndes, heikles Thema. Allzu oft läuft man Gefahr, unweigerlich in eine Betroffenheitsbetrachtung zu rutschen. Jan Peterhanwahr gelingt es, diese Fallen zu umgehen. Er gibt Täter wie Opfer gleichermaßen Gehör und Stimme. Was uns im Hinblick auf das Opfer moralisch richtig erscheint, lässt uns beim Täter ins Stocken geraten. Doch mutig und mit Feingefühl nähert sich der Autor auch dieser Perspektive und stellt damit ein gesellschaftliches Tabuthema in den Mittelpunkt, welches er kontrovers und vielschichtig beleuchtet. Dabei wählt Jan Peterhanwahr eine Dramaturgie, die den Zuschauer stets neu überrascht und ihn nötigt, einen Perspektivwechsel vorzunehmen. Vom Zuschauer gefasst Eindrücke, Meinungen, Positionen insbesondere zum Täter geraten so ständig ins Wanken. Nichts ist, wie es scheint, und nichts ist so, wie man es vielleicht gern hätte.
Mit dem Chemnitzer Theaterpreis für junge Dramatik 2015 will das Theater dieses Thema, das von dem Autor mutig und konsequent behandelt wurde, zur Diskussion stellen.
Regie: Alexander Flache
Bühne und Kostüme: Petra Linsel
mit: Marko Bullack, Chirstoph Radakovits
03.04.2015 Freitag20:00 Uhr
10.04.2015 Freitag20:00 Uhr
15.04.2015 Mittwoch20:00 Uhr