Normas geheimes Doppelleben als Mutter zweier Kinder des Prokonsuls und als keusche Priesterin der Gallier wird unmöglich, als Pollione auch die gallische Novizin Adalgisa verführt. Der labile Frieden zerbricht. Norma gerät in einen Strudel aus Rachegefühlen, Leidenschaft, Vernichtungswahn, Lebenswillen und ethischer Größe, in dem die Rollen als Priesterin, Mutter, betrogene Gattin und Freundin so heftig kollidieren, dass die Ordnung zusammenbricht und Opfer fordert. Die Oper „Norma“ spielt in einer archaischen Welt, die zwischen dem männlichen Kriegsgott Irminsul und der weiblichen, friedenspendenden Mondgöttin Luna angesiedelt ist. Normas Geschichte beschreibt über den antiken und zwischenmenschlichen Kontext hinaus ein zeitloses Szenario, in dem die Utopie einer humaneren Gesellschaft jenseits religiöser Dogmen unerreichbar zu sein scheint.
Mit Vincenzo Bellini (1801-1835) beginnt eine neue Ära der italienischen Oper. Nur zehn Bühnenwerke komponierte der frühverstorbene Bellini, diese aber waren perfekt ausgearbeitet und auf dauerhafte Wirkung angelegt. Einen legendären Status genießt bis heute die 1831 am Teatro alla Scala in Mailand uraufgeführte Tragödie „Norma“. An ihr, dem Paradebeispiel des italienischen Belcanto, mussten sich nachfolgende Komponisten messen, allen voran Giuseppe Verdi und Richard Wagner. Von „Melodie lunghe, lunghe, lunghe“ sprach etwa Verdi, den schier unendlichen Melodielinien, mit denen Bellini die gesungenen Worte zum musikalischen Drama gestaltet und den Hörer in die Höhen und Tiefen der Tragödie trägt.
Das Musiktheater im Revier spielt die Kritische Neuedition nach autographen Quellen von Maurizio Biondi und Riccardo Minasi, die bisher szenisch nur bei den Salzburger Festspielen zu erleben war. Regie führt Elisabeth Stöppler, die am MiR bereits die Benjamin Britten-Trilogie, „Rusalka“ und zuletzt „Don Quichotte“ inszenierte.
Eine Koproduktion mit dem Staatstheater Mainz
TRAGEDIA LIRICA IN ZWEI AKTEN VON VINCENZO BELLINI
LIBRETTO VON FELICE ROMANI
Kritische Neuausgabe von
Maurizio Biondi und Riccardo Minasi
UA 1831
IN ITALIENISCHER SPRACHE MIT DEUTSCHEN ÜBERTITELN
Musikalische Leitung
Valtteri Rauhalammi
Nachdirigat
Thomas Rimes
Elisabeth Stöppler
Bühne
Hermann Feuchter
Kostüme
Nicole Pleuler
Christian Jeub
Dramaturgie
Stephan Steinmetz
Pollione
Hongjae Lim
Oroveso
Dong-Won Seo
Norma
Hrachuhi Bassénz
Adalgisa
Alfia Kamalova
Flavius
Lars-Oliver Rühl