Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Von wegen Ibsen! 7. Braunschweiger KlassikerwocheVon wegen Ibsen! 7. Braunschweiger KlassikerwocheVon wegen Ibsen! 7....

Von wegen Ibsen! 7. Braunschweiger Klassikerwoche

vom 4. - 9. Februar 2010

 

Der Norweger Henrik Ibsen (1828-1906) gilt als Begründer des realistischen Gesellschaftsdramas.

Er schrieb und dachte in eigener Sache: als Protagonist wie Analytiker, als scharfsinniger Beobachter und Kritiker bürgerlicher Lebenskonstrukte. Realismus, Psychologie und Mythologie bilden bei dem Theaterautor Ibsen eine hoch explosive Mischung, in der er das Denken und Fühlen seiner Figuren und die Komplexität aller Beziehungen schildert: Liebe, Hass, Abhängigkeit, Schuld, Verstrickung in die eigene Vergangenheit und die Sehnsucht nach einem neuen Lebensentwurf. Nicht zuletzt darum geht uns Ibsen bis heute unter die Haut – und weil sein Werk auf der Schwelle zur Moderne »von der Sehnsucht des Menschen kündet, anders zu leben, als er es tut.« (Aldo Keel). Hin- und hergerissen zwischen Kompromiss und Bedingungslosigkeit, Wirklichkeit und Wunsch, Banalität und Ideal versuchen sich Ibsens Charaktere inmitten ihrer ›Dramen‹ zu behaupten – auf der Suche nach ihrem Leben, sei es in der Welt oder innerhalb ihrer vier Wände.

 

PROGRAMM - Von wegen Ibsen!

 

Donnerstag, 04.02.2010

19:00 Uhr | Probebühne Kleines Haus

Eröffnung der »7. Braunschweiger Klassikerwoche« durch Generalintendant Wolfgang Gropper

 

19:30 Uhr | Bühne Kleines Haus

Nora oder ein Puppenhaus (Premiere)

von Henrik Ibsen, aus dem Norwegischen von Hinrich Schmidt-Henkel

 

»Ich will herausfinden, wer recht hat, die Gesellschaft oder ich«, sagt Nora als sie Mann und Kinder verlässt und in eine vage Zukunft aufbricht. Mit »Nora oder Ein Puppenhaus« wird die 7. Braunschweiger Klassikerwoche "Von wegen Ibsen!" am 4.2. eröffnet. Nora, die ihrem Ehemann einst ohne sein Wissen mit einer gefälschten Unterschrift Gesundheit und Karriere rettete, wird durch eine Erpressung gezwungen, ihrem Mann den Fehltritt zu beichten. Als sich die Wogen glätten, realisiert Nora, dass sie ihr Leben mit einem Fremden verbracht hat.

 

In der Regie von Karin Koller spielen Ulrike Requadt (Nora), Andreas Bruno Beeke (Helmer), Marianne Heinrich (Frau Linde), Mattias Schamberger (Dr. Rank), Andreas Bißmeier (Rechtsanwalt Krogstadt) und Claudia Plöckl (Kindermädchen).

Bühne und Kostüme: Monika Frenz – Musik: Vicki Schmatolla

 

***

 

Freitag, 05.02.2010

19:00 Uhr | Probebühne Kleines Haus

Kurzeinführung zu »Peer Gynt«

19:30 Uhr | Bühne Kleines Haus:

Gastspiel des Staatstheaters Kassel

Peer Gynt von Henrik Ibsen

 

Deutsche Fassung von Peter Stein und Botho Strauß unter Verwendung

der Übersetzung von Christian Morgenstern und Georg Schulte-Frohlind

 

***

 

Samstag, 06.02.2010

18:00 Uhr | Probebühne Kleines Haus

Podiumsdiskussion:

»Ich will herausfinden, wer recht hat, die Gesellschaft oder ich.«

Sind Ibsens Antihelden die eigentlichen Realisten des bürgerlichen Lebens?

 

»Peer, du lügst«, sagt Aase zu ihrem Sohn, der sich nicht einfangen lässt vom Gesetz der Notwendigkeit und Kaiser werden möchte. Und Noras Ehemann tadelt die angebliche Leichtfertigkeit seiner Gattin, von deren tatsächlicher Entschlusskraft er nichts ahnt. Ibsens Hauptfiguren müssen nicht nur für ihre Sicht der Dinge Kritik einstecken. Sie sind selbst die Schlachtfelder gesellschaftlicher Konflikte und Machtverhältnisse. In ihren Biographien hat die bürgerliche Welt ihre Spuren und Widersprüche hinterlassen. Werden sie kalt gestellt, sobald sie danach fragen, ob die Dinge nicht anders sein könnten?

 

Mit: Anja Dirks (Festival Theaterformen), Hinrich Schmidt-Henkel (Übersetzer, angefragt), Stefan Keim (Journalist), Marianne Freidig (Autorin), Karin Koller, Sebastian Schug (Regisseure), Moderation: Stephanie Junge

 

20:00 Uhr | U 22

Gift – Wiederherstellung des Paradieses (Deutsche Erstaufführung)

von Marianne Freidig

 

Kuno und Betty tun sich schwer mit ihrem verhaltensauffälligen Kind. Das Leben mit der Tochter zehrt an den Kräften, an der Beziehung und ermöglicht in keiner Weise das, was man sich unter einem harmonischen Familienleben vorgestellt hatte. Nach zwölf Jahren Elternzeit möchten Kuno und Betty sich die Zukunft auch noch mal ohne Kind gestalten und sich mehr um sich selbst kümmern. Marianne Freidig, erfolgreiche Schweizer Dramatikerin, schildert psychologisch bestechend und nicht ohne Humor eine abgründige Situation.

 

Inszenierung: Henning Bock, Bühne und Kostüme: Monika Frenz, Dramaturgie: Stephanie Junge

 

MIT:Jürgen Beck-Rebholz (Kuno), Marion Bordat (Betty)

 

 

***

 

Sonntag, 07.02.2010

17:00 Uhr | Universum Filmtheater

Stützen der Gesellschaft

von Detlef Sierck

 

Wer anderes als Detlef Sierck, der zwei Jahre nach diesem Film Hitler-Deutschland verließ und in den USA als Douglas Sirk zum Meister des Melodrams aufstieg, wäre geeignet, das dramatische Bühnenstück von Ibsen wirkungsvoll für die Leinwand zu adaptieren, und wer anderes als Heinrich George hätte den reichen und skrupellosen Reeder, der durch die Ankunft seines Schwagers aus den USA, der die dunklen Punkte seiner Vergangenheit kennt, aus der Bahn geworfen wird, spielen können? Bereits vor Hollywood erwies sich Sierck als Meister des Genres, mit dem er Triumphe feiern sollte.

 

Regie: Detlef Sierck, D 1935, 80 min

Mit: Heinrich George, Maria Krahn,Horst Teetzmann, Albrecht Schoenhals, Suse Graf u. a.

 

Mit einer Einführung von Prof. Dr. Heike Klippel, HBK und anschließender Diskussion

 

***

 

Montag, 08.02.2010, 19:00 Uhr | Probebühne Kleines Haus

Kurzeinführung zu »Ego Shooter: Generation Peer«

19:30 Uhr | Bühne Kleines Haus

Gastspiel der Skala Schauspielhaus Leipzig

Ego-Shooter: Generation Peer nach Henrik Ibsen

 

Das eigene Ich als Zwiebel – nur Schalen, kein Kern. Mit seinen Phantasiegespinsten verweigert sich Ibsens »Peer Gynt« der Realität und damit sich selbst. Der Traum vom großen Erfolg, vom schnellen Glück, vom Reichtum über Nacht und die Unzufriedenheit mit dem Hier und Jetzt sind Antrieb und Ausdruck für Wünsche und Sehnsüchte heutiger Jugendlicher. Wenige realisieren, dass sie bei ihrer Suche dem Gynt’schen Ich nacheifern und sich auf diesem Weg selbst verlieren. Die Figur des realitätsfernen Träumers und Lügners Peer Gynt ist längst zum Prototypen eines narzisstischen Lebensmodells geworden, das für unsere Gesellschaft charakteristisch ist. Die Inszenierung mit Schauspielstudenten der Hochschule für Musik und Theater Leipzig konfrontiert Ibsens Stoff mit den Strategien heutiger »Ich-Eiferer«.

 

Inszenierung: Martina Eitner-Acheampong, Bühne: Marie Roth, Kostüme: Yvette Schuster, Dramaturgie: Michael Billenkamp, Johannes Kirsten.

 

Mit: Natalia Belitski,Georg Böhm, Lisa Jopt, David Kosel, Jannik Nowak,

Albrecht Schuch, David Simon, Johann David Talinski

im Anschluss | Probebühne Kleines Haus

 

Publikumsgespräch zu »Ego-Shooter: Generation Peer« mit Regisseurin Martina Eitner-Achaempong und Mitgliedern des Ensembles

 

***

 

Dienstag, 09.02.2010

19:00 Uhr | Probebühne Kleines Haus

Kurzeinführung zu »Nora oder Ein Puppenhaus«

19:30 Uhr | Bühne Kleines Haus

Nora oder ein Puppenhaus von Henrik Ibsen, aus dem Norwegischen von Hinrich Schmidt-Henkel

 

20:00 Uhr | U 22

Wiedergänger

nach Henrik Ibsens »Gespenster«

»Das ist just der Geist des Aufruhrs, glücklich sein zu wollen auf dieser Welt.«

 

Wie die Vergangenheit die Gegenwart aus den Angeln hebt, ist eines von Ibsens zentralen Themen. In »Gespenster« rutscht eine ganze Familie in den Strudel von wohlgehüteten Geheimnissen, erstickten Sehnsüchten und einer unmöglich gewordenen Zukunft. Doch die Unübersichtlichkeit der Lügen trifft am Härtesten den Einzelnen. Jörg Wockenfuß‘ und Gunnar Blumes Dialog mit den Wiedergängern ist ein Monolog ums eigene Leben.

 

Idee & Realisation: Jörg Wockenfuß.

Mit: Gunnar Blume

im Anschluss | Probebühne Kleines Haus

 

Publikumsgespräch zu »Nora« und »Wiedergänger« mit Mitgliedern des Ensembles

 

 

 

 

 

 

 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 33 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

EXPLOSIVE KLANGMISCHUNG -- "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky bei NAXOS (BR KLassik)

Nicht sonderlich erfolgreich geriet die Stuttgarter Uraufführung der einaktigen Oper "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky im Jahre 1917 unter der Leitung von Max von Schillings. In…

Von: ALEXANDER WALTHER

Die ganze Wahrheit? -- „True Crime“ - Andrey Kaydanovskiy | Hege Haagenrud | Demis Volpi in der Deutschen Oper am Rhein

Drei tänzerische Perspektiven zu Wahrheit und Fiktion: Andrey Kaydanovskiy „Chalk“, Hege Haagenrud „The Bystanders“, Demis Volpi „Non-Fiction Études“  

Von: Dagmar Kurtz

SZENEN OHNE ILLUSIONEN -- "Tosca" von Giacomo Puccini in der Staatsoper Stuttgart

Kann Kunst unsere Wirklichkeit beeinflussen? Diese Frage steht als zentrales Thema im Zentrum der Inszenierung von Willy Decker, dessen Figuren sich in Puccinis "Tosca" in einem schwarzen Kasten…

Von: ALEXANDER WALTHER

RETTET DIE FRAUEN! -- Premiere "Zertretung" von Lydia Haider im Schauspiel Nord STUTTGART

Die 1985 in Oberösterreich geborene Lydia Haider hat hier einen radikalen Text vorgelegt, der zuweilen an Rainald Goetz erinnert. Die zentrale Frage lautet: Wie geht man mit einem System um, das…

Von: ALEXANDER WALTHER

ATEMLOSE HÖHENFLÜGE -- SWR Symphonieorchester mit Busoni und Sibelius im Beethovensaal der Liederhalle/STUTTGART

Zwei unterschiedliche Zeitgenossen standen diesmal im Zentrum: Jean Sibelius und Ferrucio Busoni. Immerhin weiß man, dass beide in Helsinki Schumanns Klavierquintett in Es-Dur gemeinsam musizierten.…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑