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Wajdi Mouawad, VERBRENNUNGEN, Landestheater Neuss

Premiere 23. Januar 2009| 20:00 Schauspielhaus

Die letzten fünf Jahre ihres Lebens hat Nawal geschwiegen. 65 Jahre ist sie, als sie in Kanada stirbt.

Ihren Kindern, einem Zwillingspaar von 22 Jahren, trägt sie testamentarisch auf, in ihrer Vergangenheit zu forschen. In Rückblenden und Zeitsprüngen führt eine nahezu detektivische Spurensuche in den Nahen Osten, wo Nawal als sehr junges Mädchen ein Kind bekommt, das sie unmittelbar nach der Geburt abgeben muss. Als sie sich einige Jahre später aufmacht, ihr Kind wieder zu finden, durchläuft sie eine wahre Odyssee in einem vom Bürgerkrieg erschütterten Land, wird Zeugin und Opfer von Gewalt und schließlich selbst zur Täterin: Sie erschießt einen berüchtigten Milizführer. Ihrer Isolationshaft entkommt sie, nachdem sie fünf Jahre Vergewaltigung und Folter ausgesetzt war. Viele Jahre später besuchen Nawals Kinder diese ehemalige Folterhölle und finden nicht nur die Geschichte ihrer Existenz, sondern auch eine Wahrheit, die so erschreckend ist wie der Krieg selbst.

Wajdi Mouawad, ein franko-kanadischer Autor, Regisseur und Schauspieler mit libanesischen Wurzeln, bearbeitet in „Verbrennungen“ nicht nur die Problematik traumatischer Kriegs- oder Gewalterlebnisse, sondern thematisiert zudem die Verstrickungen, in die man gerät, wenn man sich auch in unmenschlichen Situationen als Mensch behaupten will. Mit tiefem Verständnis von Leid und Schuld thematisiert Wajdi Mouawad, wie schwer es ist, sich im Krieg nicht dem Sog von Rache und Vergeltung zu überlassen. Der 1968 im Libanon geborene und an der École Nationale de Théâtre du Canada ausgebildete Autor, Schauspieler und Regisseur schreibt die Geschichte einer Frau, die reflektiert genug ist, die Gewaltspiralen des Krieges zu durchbrechen – und doch den geballten Hass nicht besiegen kann. Verbrennungen zählt zu den heftigsten Texten der jüngeren Theaterliteratur. Mouawad gelingt es in erstaunlicher Weise, eine Sprache zu schaffen, die die menschlichen Folgen von Bürgerkrieg, Folter, Vertreibung und Exil auf der Bühne erfahrbar werden lassen. Unaufhaltsam strebt sein Stück der Katastrophe zu, und während man glaubt, das Ende zu ahnen, lässt einen die tatsächliche Wucht der finalen Wendungen doch fassungslos zurück.

Inszenierung Andre Sebastian

Vorstellungen in Neuss:

Fr 23.01.2009

Di 27.01.2009

Mo 09.02.2009

Mi 25.02.2009

Sa 28.02.2009

So 01.03.2009 (18:00)

Do 02.04.2009

Fr 03.04.2009

Die Vorstellungen beginnen - wenn nicht anders angegeben - um 20:00

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