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WESTWIND – das 26. Kinder und Jugendtheatertreffen NRW blickt zurück und nach vorn - Kulturpolitisches StatementWESTWIND – das 26. Kinder und Jugendtheatertreffen NRW blickt zurück und...WESTWIND – das 26....

WESTWIND – das 26. Kinder und Jugendtheatertreffen NRW blickt zurück und nach vorn - Kulturpolitisches Statement

Das Festival hat mit aufregenden Statements aus Kultur und Politik zwei Tage vor der Landtagswahl begonnen und eine knappe Woche lang Dortmund zu einem Zentrum für Kinder- und Jugendtheater gemacht. Aus 26 Bewerbungen waren zehn herausragende Inszenierungen ausgewählt und einem interessierten und fachkundigen Publikum präsentiert worden.

Sie konkurrierten hier um die von der Landesregierung ausgelobten und von einer Auswahljury vergebenen Preise. WESTWIND war ein Erfolg – Dank der großartigen Organisa-tionsgabe und außergewöhnlichen Gastfreundlichkeit des Kinder- und Jugend-theaters Dortmund.

Wie es bei vielen guten Geschichten üblich ist, gibt es Konsequenzen und bleiben auch Sorgen zurück.

Die finanzielle Situation vieler Theater hat sich im letzten Jahr bedrohlich zugespitzt. Und wir machen noch einmal unmissverständlich deutlich, dass es mit dem derzeit so hochgelobten Kindertheater und Jugendtheater in NRW nicht weitergehen wird, wenn die Kulturpolitik in Kommunen und im Land sich nicht verändert. Es geht schlicht ums Überleben für die Kinder- und Jugendtheater in NRW. Ein einmal geschlossenes Theater, eine einmal verschwundene Freie Szene ist weg. Weg von den Bühnen der Kulturhäuser, weg aus den kulturellen Zentren der Städte, weg aus den blühenden Landschaften der Kultur eines Landes, das sich die Pflege von Kunst und Kultur so klug und wohlüberlegt in seine Verfassung geschrieben hat.

Wir arbeiten gerne, wertschätzend und kommunikativ mit den kulturpolitischen Kräften in unserem Land zusammen, die nicht bereit sind, die kulturellen Spielräume in Städten und Gemeinden resigniert dem freien Spiel der Kräfte einer Marktwirtschaft zu überlassen.

Der Arbeitskreis der Kinder- und Jugendtheater NRW solidarisiert sich daher mit der Resolution der Kolleginnen und Kollegen Intendanten der Theater in NRW*, die eindringlich auf die fatale finanzielle Situation der Städte im Land und deren Folgen hinweist. Wir empfehlen dringend, die freie Szene des Landes hier ebenfalls in den Blick zu nehmen:

Seit Jahren ist der finanzielle Gestaltungsspielraum für die Städte drastisch ein- geschränkt worden. Diese Entwicklung führt nicht nur zu immer weiteren finanziellen Einschnitten in bestimmten Bereichen, die Stadt wird als Gemeinwesen in ihrer Substanz gefährdet und droht zu einer Ansammlung von Wohn-, Verkehrs und Konsummöglichkeiten zu verkommen. Zudem geht die Schere zwischen armen und reichen Städten immer weiter auseinander. Schuldenfreie Städte bieten kostenlose Kinderbetreuung, modern ausgestattete Schulen, attraktive Kulturförderung, integrierte Stadtteilentwicklung und vieles mehr. Die Attraktivität dieser Städte wächst, während die Entwicklungsmöglichkeiten andernorts zunehmend eingeschränkt werden. Im Wettbewerb der Städte haben diese Kommunen keine Chance. Die langfristigen Folgen sind offensichtlich.

Die akute Bedrohung der Theaterlandschaft in NRW ist ein Ausdruck der bereits laufenden Zerstörung der Städte in ihrer Substanz und damit eine nicht zu unterschätzende Bedrohung der Demokratie.

Deshalb fordern wir gemeinsam mit unseren KollegInnen:

1. Die finanzielle Sicherung der Theater durch eine Steigerung der Landesmittel auf mindestens 20 % des städtischen Zuschusses

2. Einen Pakt des Landes NRW mit den theatertragenden Städten, der die akut gefährdeten Theater über 5 Jahre sichert, um die Möglichkeit zu eröffnen

strukturelle Änderungen vorzunehmen

3. Da die momentane finanzielle Situation der Theater vor allem durch die Krise der kommunalen Haushalte herbeigeführt wurde, ist eine Problemlösung nur durch übergeordnete Strukturänderungen möglich. Erhaltung der kulturellen Strukturen durch a) Entlastung der Kommunen durch Neuregelung des Finanzausgleichs

zwischen Bund, Ländern und Kommunen

b) Entschuldungsprogramm für besonders gefährdete Kommunen durch

Bund und Land – Städterettungsfond

c) Ausweitung des Solidaritätszuschlags auf strukturschwache Regionen

bundesweit

4. Kultur als Verfassungsziel

5. das allgemeine Verständnis von Weltkulturerbe erweitern und die deutsche

Theaterlandschaft als Weltkulturerbe verteidigen

Die Preisgabe der öffentlichen Spiel-Räume ist rasch geschehen; ihre Rücker-oberung, beschwichtigend auf einen Sanktnimmerleinstag „nach der Krise" vertagt – Utopie. (...) Die Forderung nach Bestandssicherung, die sich auch und wesentlich an die Länder und den Bund richten muss, ist das Eintreten für eine spezifische, über lange Jahre erarbeitete Art des Miteinanderlebens in unseren Städten, deren Wegfall für jeden unmittelbar spürbar würde. Eine Stadt ohne öffentliche Räume ist kein Ort, an dem Demokratie gelebt werden kann.

Die Kinder- und Jugendtheaterlandschaft in NRW – einzigartig durch das Miteinander von Freien Gruppen, Freien Theaterhäusern, Stadttheatern und Landesbühnen, ist in Gefahr. Massive Einbrüche bei den Gastspielen um bis zu 50 %**, fehlende Projekt-gelder für Stückentwicklungen und Kooperationsprojekte, drohende Kürzungen bei der institutionellen Förderung, das ist die Realität im Mai 2010.

20 Prozent der Bevölkerung unseres Bundeslandes sind Kinder und Jugendliche.

20 Prozent des Kulturhaushaltes unseres Landes sollten, nein müssten diesen Menschen zu gute kommen.

Zu 100 Prozent unterstützen wir, der Arbeitskreis der Kinder- und Jugendtheater NRW, die Forderungen in der Resolution der Intendanten in NRW.

Dortmund, 13. Mai 2010

Christiane Freudig, Andreas Gruhn, Jutta M. Staerk, Helmut Wenderoth

SprecherInnen des Arbeitskreises der Kinder- und Jugendtheater in NRW

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