So aber musste er mit seiner kleinen Tochter Miranda Hals über Kopf vor seinem putschenden Bruder Antonio flüchten, bis es sie schließlich auf eine einsame und wilde Insel verschlagen hat. Das Eiland und die dort gebietenden Geister machte sich der Zauberer Prospero zügig untertan; seitdem herrscht er dort.
Nun, zwölf Jahre später, ergibt sich für Prospero die Gelegenheit, Rache zu nehmen: Als der Usurpator Antonio samt Gefolge in die Nähe der Insel gelangt, lässt Prospero dessen Schiff in einem Sturm kentern und verstreut die Passagiere über die ganze Insel. Unterstützt vom Luftgeist Ariel und dem wüsten Hexensohn Caliban jagt Prospero die Umherirrenden durch die Wildnis und lässt sie in all ihrer ungebrochenen Machtlust, Verschlagenheit, Gier und ihrem Neid aufeinander prallen – als Gefangene ihrer selbst.
Der 1611 uraufgeführte Sturm war Shakespeares letztes Werk, fünf Jahre später starb der große Dramatiker. In der Figur des Prospero, der gegen Lebensende einsehen muss, dass kein wie auch immer ausgeklügelter Plan Bestand hat, sobald er auf das chaotische System »Mensch« trifft, zog Shakespeare sein persönliches Altersfazit. Der Sturm ist die Summe seines Schaffens: poetisch, augenöffnend, weise, genial.
MIT HEISAM ABBAS, KLARA DEUTSCHMANN, URS PETER HALTER, HANNES HELLMANN, DIRK OSSIG, KARIN PFAMMATTER, ANDREAS HELGI SCHMID, ERNST STÖTZNER, MORITZ VON TREUENFELS, ANDREAS WEISSERT, LUTZ WESSEL
REGIE: VOLKER HESSE
BÜHNE UND KOSTÜME: STEPHAN MANNTEUFFEL
MUSIK: BOJAN VULETIC