Philipp Löhle (geb. 1978), der Hoffnungsträger der leichtfüßigen deutschen Gesellschaftssatire, liefert in seinem flotten Ehekrimi eine Versuchsanordnung wie man sie so ähnlich von Yasmina Reza (Der Gott des Gemetzels) kennt. Wenn das Fremde in Person eines mysteriösen Flüchtlings vor der eigenen Wohnungstür steht, gerät die Welt des durchschnittlichen Wohlstandsbürgers aus den Fugen – mit dramatischen Folgen.
Idyllische Klänge läuten das Stück ein: Ein Heimatchor, der im weiteren Verlauf immer wieder in trauter Eintracht die Stimme erhebt, besingt eine Gemeinschaft, in der das WIR großgeschrieben wird. WIR sind alle gleich, werden 73 Jahre alt und haben mindestens drei Hobbys. WIR sind in diesem Fall Barbara (Lilli Jung) und Mario (Marian Bulang) und deren neue Nachbarn Linda (Ana Pauline Leitner) und Paul (Mirko Brankatschk). Auch wenn das erste Kennenlernen mehr als holprig verläuft, finden die beiden Pärchen doch ausreichend gemeinsame Interessen – Flachbildschirme für die Männer, Yoga für die Frauen –, um eine höfliche Freundschaft zu pflegen.
Doch als eines Nachts ein Fremder auftaucht, dem Barbara kurzerhand Asyl in ihrer Wohnung gewährt, ist es mit den Höflichkeiten vorbei. Schon was Namen und Herkunft des Flüchtlings betrifft, kann man sich nicht einigen. Er heißt entweder Klint oder Bobo und kommt aus Asien oder Afrika. Jedenfalls hat er Schreckliches durchgemacht, was doch zu uneingeschränkter Hilfsbereitschaft verpflichten sollte. Oder stellt er eine Bedrohung dar? Oder vielmehr eine exotische Verlockung? Noch bevor darüber endgültig entschieden werden kann, verschwinden Barbara und der Mann. Und der Heimatchor hat sein Urteil bereits gefällt. Es sind keine geifernden Fremdenhasser, sondern normale Mitteleuropäer, die fair gehandelte Bananen kaufen, aber dann auch finden: Was genug ist, ist genug. Das Boot ist voll, eine Mietwohnung kein Asylantenheim und überhaupt: „Warum haben die Europäer das Pferd gezähmt und die Afrikaner nicht?“
Regisseur Stefan Wolfram hat für den im Stück vorgeschriebenen Heimatchor bei einem Casting aus vielen Bewerbern 18 theaterbegeisterte und spielwütige BürgerInnen ausgewählt. Dazu kommen Schauspielerin Gabriele Rothmann, die den Chor anführt und Anna Zacharias, Elevin des sorbischen Schauspielstuios. Der Regisseur zeichnet auch für das Bühnenbild verantwortlich. Für die Kostüme konnte Irina Steiner von den Landesbühnen Sachsen verpflichtet werden. Tasso Schille betreut den musikalischen Part der Inszenierung, denn der Heimatchor spricht nicht nur chorische Texte, sondern singt auch das eine oder andere Lied. Erstmals in einer Hauptrolle wird Ana Pauline Leitner zu erleben sein, die zu Beginn der Spielzeit aus Berlin ins feste Engagement nach Bautzen kam.
Regie und Bühne: Stefan Wolfram;
Kostüme: Irina Steiner a.G.;
Dramaturgie: Eveline Günther;
Musikalische Leitung: Tasso Schille;
Chorleitung: Gabriele Rothmann;
Mit: Lilli Jung, Marian Bulang, Ana Pauline Leitner, Mirko Brankatschk, Gabriele Rothmann, Anna Zacharias und Bürgerchor
Termine in der Spielzeit:
26.11.2016 19:30 großes Haus Bautzen, Hauptbühne
04.12.2016 15:00 großes Haus Bautzen, Hauptbühne
18.12.2016 19:30 großes Haus Bautzen, Hauptbühne
28.12.2016 19:30 großes Haus Bautzen, Hauptbühne
02.02.2017 19:30 großes Haus Bautzen, Hauptbühne
03.02.2017 19:30 großes Haus Bautzen, Hauptbühne
10.02.2017 19:30 großes Haus Bautzen, Hauptbühne
04.03.2017 19:30 großes Haus Bautzen, Hauptbühne
18.03.2017 19:30 großes Haus Bautzen, Hauptbühne