Schnell wird klar, dass unser landläufiges Wissen, z. B. dass der Hindukusch ein Gebirge sei, und unsere eurozentrische Perspektive auf die Welt hier an ihre Grenzen stoßen. Und da Pellner und Dorsch dem, was die Medien tagtäglich über die Fremde lehren, anscheinend nicht trauen können, gilt es, wachsam zu sein, was einem im Dickicht der ›lächerlichen Finsternis‹ begegnet.
Dies ist nicht weniger skurril als der ›schwarze Neger aus Somalia‹, Ultimo Michael Pussi, der am Nebenschauplatz Hamburg vor dem Landgericht der Piraterie angeklagt ist. Pussi versucht, Missverständnissen von vornherein vorzubeugen und spricht der Einfachheit halber Deutsch, um den hanseatischen Rechtsprechern seine ausweglose Lage, die leergefischten Gewässer vor Somalia, die ihn als Fischer direkt in die Piraterie getrieben haben, verständlich zu machen. Aber leider führt Verständlichkeit nicht zwingend zu Verständnis. Denn es sind nicht allein Sprachbarrieren, die uns Mitteleuropäer, in Zeiten des Postkolonialismus, der Globalisierung und der internationalen Krisenherde, von einem Erkennen der komplexen, globalen Zusammenhänge und einem Anerkennen des Fremden trennen. Es bleibt zu hoffen, das Reisen tatsächlich bildet. Dann haben Pellner und Dorsch eine Chance, Licht in die ›lächerliche Finsternis‹ zu bringen.
Wolfram Lotz
Der 1981 in Hamburg geborene Wolfram Lotz, der Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig studiert hat, schreibt Theaterstücke, Hörspiele, Lyrik und Prosa. Er wurde bereits mehrfach mit Preisen – u. a. von der Zeitschrift »Theater heute« als Nachwuchsdramatiker des Jahres 2011 und mit dem Kleist-Förderpreis – ausgezeichnet. Der als Hörspiel konzipierte Text »Die lächerliche Finsternis« wurde in der Inszenierung des Burgtheater Wien 2015 zum Berliner Theatertreffen und zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen. Die SZ attestiert Lotz und seinen Stücken »sagenhaften Größenwahn«.
Regie, Bühne und Kostüme Marcus Lobbes
Dramaturgie Sara Örtel
Fr, 10.06.2016
Mo, 13.06.2016