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Wuppertaler Bühnen: ARABELLA von Richard Strauss

Premiere am 5. März 2011, 19.30 Uhr im Opernhaus

Als raffiniert psychologisierte Sitten- und Milieuschilderung des mittleren 19. Jahrhunderts zeigen Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal in ihrer Oper Arabella die extreme Lebenssituation einer durch Spielsucht gefährdeten Familie am finanziellen Abgrund, eingebettet in eine zwischen Operette und Psychodrama changierende Handlung.

Zentraler Gedanke nahezu aller Figuren ist die Erlösungssehnsucht und der Wunsch, die aktuelle Situation durch Hilfe von außen positiv verändern zu können. So instrumentalisiert jeder den anderen für seine Zwecke und nähert sich dabei nur immer weiter der persönlichen Katastrophe, bis ein vermeintliches Rendezvous schließlich zur Eskalation führt.

Durch Einbuße von Nimbus und Privilegien ist der Adelsstand, dem die Familie Waldner angehört, um 1860 nahezu aller Macht beraubt; Geld wird zur Triebfeder jeglichen gesellschaftlichen und politischen Handelns. Auch das adlige Schicksal findet nur noch im Glücksspiel Erfüllung. Doch irgendwann ist auch der letzte Groschen durchgebracht. In genau dieser Situation befinden sich Graf und Gräfin Waldner: durch leidenschaftliche Spielsucht verarmt, kann nur eine reiche Heirat ihrer schönen Tochter Arabella die Katastrophe abwenden. Die Vorhersagen einer Kartenlegerin wecken Hoffnungen und beim abendlichen Kutscherball soll die Tochter nach dem Willen der Eltern im letzten verbliebenen Abendkleid meistbietend an einen möglichst wohlhabenden Mann gebracht werden und damit die Zukunft der Familie retten.

Arabella jedoch wartet – umschwärmt von Verehrern – auf den Richtigen, und ein geheimnisvoller Fremder weckt ihre Neugier. Ihre jüngere Schwester Zdenka hingegen quälen ganz andere Probleme: aus finanziellen Gründen von den Eltern zum Knaben Zdenko erklärt, darf sie sich ihrer heimlichen Liebe

Matteo nicht als Mädchen zu erkennen geben, schreibt dem jungen Offizier aber in Arabellas Namen Liebesbriefe. Während die Schwestern am Nachmittag eine Schlittenfahrt unternehmen, einigen sich Waldner und der durch einen Brief Waldners informierte reiche Erbe Mandryka: verzaubert von

Arabellas Porträt bittet er um Arabellas Hand und Waldner stimmt dem Handel zu, restlos überzeugt von Mandrykas finanzieller Potenz. Auch Arabella willigt schon beim ersten Kennenlernen auf dem Kutscherball schnell in die Verlobung ein, allerdings unter der Bedingung, davor Abschied von ihrer

Jugend feiern zu dürfen. Von der Fiakermilli zur Ballkönigin gekürt, tanzt Arabella noch einmal mit ihren ehemaligen Freiern, während Zdenka – heimlich beobachtet von Mandryka – in Arabellas Zimmer ein Rendezvous mit Matteo arrangiert. Mandryka glaubt sich betrogen und verlässt mit Waldners den Ball, um Arabella im Hotel zur Rede zu stellen. Dort treffen die heimkehrende Arabella und der erstaunte Matteo aufeinander. Die Ballgesellschaft stößt dazu und der aufgebrachte Mandryka fordert ein Duell, während die ahnungslose Arabella fassungslos den Geschehnissen folgt und sich fragt, ob ihre Liebe wirklich die richtige ist…

Die beiden Autoren der Arabella, Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal, bilden eines der künstlerisch erfolgreichsten Komponisten-Librettisten-Duos der Musikgeschichte. Ihre fast ein Vierteljahrhundert währende Zusammenarbeit begann 1906 mit Elektra, danach folgten unter

anderem Der Rosenkavalier, Ariadne auf Naxos, Die Frau ohne Schatten und Die ägyptische Helena. Ihr letztes gemeinsames Werk ist Arabella, deren Libretto Hofmannsthal kurz vor seinem plötzlichen Tod 1929 vollendete.

Dichtung von Hugo von Hofmannsthal

Musikalische Leitung: Hilary Griffiths

Inszenierung: Georg Köhl

Bühne: Peter Werner

Kostüme: Claus Stump

Choreinstudierung: Jens Bingert

Dramaturgie: Ulrike Olbrich

Mitwirkende

Banu Böke (Arabella), Kay Stiefermann (Mandryka), Dorothea Brandt (Zdenka), Michael Tews (Graf Waldner), Joslyn Rechter (Gräfin Adelaide), Dominik Wortig (Matteo), Boris Leisenheimer (Elemer), Miljan Milović (Dominik), Thomas Schobert (Lamoral), Elena Fink (Fiaker-Milli), Marina Edelhagen (Kartenaufschlägerin), Philipp Werner (Welko)

Opernchor und Statisterie der Wuppertaler Bühnen

Sinfonieorchester Wuppertal

Die nächsten Vorstellungen sind am 10./18. März, 2./10. April, 25. Mai (Leverkusen), 9./19. Juni 2011

im Opernhaus.

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