Doch was passiert, wenn die synthetischen Lebensformen ein Selbst-Bewusstsein entwickeln und sich gegen ihre menschlichen Schöpfer auflehnen? Nur mit Gewalt kann der Aufstand der künstlichen Menschen unterdrückt werden; doch dazu müsste man sicher wissen, wer Mensch und wer Maschine ist.
Vor 60 Jahren begründete der Mathematiker Alan Turing mit seinem Aufsatz „Können Maschinen denken?“ die Künstliche Intelligenz. Und entwarf in Gedanken ein Spiel, bei dem eine (Rechen-)Maschine einen Menschen simuliert. Seitdem ist der Mensch im Zeitalter der Nano-, Gen- und Biotechnologien, der Kybernetik und Robotik, unaufhaltsam in die Rolle eines Schöpfers gedrängt. Das künstliche Geschöpf aus Menschenhand ist längst keine bloße Utopie mehr. Bereits heute beherrschen der Computer und der Robot die (beinah) menschenleere Fabrikhalle und das automatische Schlachtfeld.
Drei Schauspieler nehmen in Die Seele der Maschinen die Rollen von Biotechnologen, Androiden (die sich für Menschen halten) und Androidenjägern ein und führen den Zuschauer an die Grenzen unseres Selbstverständnis und in die aberwitzige Paradoxie, noch in der ausgeklügelten Kopie unserer selbst den Anderen, den Feind zu sehen.
Die Seele der Maschinen erzählt in freier Anlehnung an Motive der Science-Fiction-Literatur eines Philip K. Dick, Karel Čapek, Stanisław Lem und anderer von dem Moment, wo die Mensch-Maschinen zu Bewusstsein gekommen sind und sich gegen ihre Biomechanik-Götter auf dem Olymp der Wissenschaften wenden. Um die letzten Bestimmungen des genuin Humanen aufrechtzuerhalten, wird das künstliche Ebenbild zum Feindbild. Wehe uns, wenn der Mensch in diesem Kampf seine Un-Menschlichkeit offenbart, die Maschine aber ihre Humanität.
Die Inszenierung begibt sich auf die Zeitreise, um nach dem letzten Refugium des Menschlichen zu forschen. Denn es ist an der Zeit, die Frage nach den immer geringer werdenden Differenzen zwischen menschlicher und künstlicher Intelligenz, zwischen Realität und virtueller Welt zu stellen. Zeit, um einen Blick in die Zukunft zu werfen: Es könnten „Dangerous Days“ werden, nicht nur für Androide.
Inszenierung: Eike Hannemann
Bühne und Kostüme: Birgit Stössel
Dramaturgie: Sven Kleine
Mit: Anne-Catherine Studer, Lutz Wessel, Marco Wohlwend
Die nächsten Vorstellungen sind am 01., 06., 16. und 17. Juli im KLEINEN SCHAUSPIELHAUS