Hamlet Vers. 6
Nach William Shakespeare
„Die Zeit ist aus den Fugen“ lässt Shakespeare Hamlet sagen und umreißt damit in wenigen Worten die ganze Dimension seines Stückes. Angesiedelt an einer Zeitenwende, der alte Herrscher ist tot, der neue wird gerade erst inthronisiert, ist HAMLET ein „Stück über eine Staatskrise, über den Riß zwischen zwei Epochen und über einen jungen Mann, der in diesem Riß steckt“ (Heiner Müller). Wenn also das Alte nicht mehr so wie bisher weiterzugehen scheint und das Neue sich noch nicht formuliert hat, dann ist HAMLET der Text der Stunde. Modell Hamlet. Sechs Spieler arbeiten sich an einem Theaterstoff ab, überschreiben ein Stück und für den Moment des Spiels ist die Bühne die Welt und die Normalzeit aus den Fugen gebracht. HAMLET ist auch ein Stück über den Zweifel, der alle Systeme in Frage stellt, aber eben auch den Menschen selbst. Vater, Mutter, Liebhaber und dazwischen der Sohn. Der Geist von Hamlets Vater findet keine Ruhe, denn die Geschichte spuckt ihre Kinder wieder und wieder auf die Bühne: Zu Beginn die Geburt – oder sind diese sechs Kreaturen nur gefangen im Kostümfundus aller je gespielten HAMLET-Dramen? Wer und was ist Hamlet heute? Der Hofstaat hat seinen Platz verloren, das Drama braucht die Episoden nicht mehr. Volkloses Drama, Volk wollten wir und wurden ein trauriges Ich. Wo der Diskurs aufhört, fängt der Totschlag der Jugendfreunde an, kalt lächeln die neuen Väter ihre neuen Söhne an. Die Erbengeneration generiert kein Kapital mehr, nur noch Unglück in himmelloser Welt.
Johannes Kirsten
mit Edgar Eckert, Sarah Franke, Günther Harder, Carolin Haupt, Christian Kuchenbuch, Ingolf Müller-Beck
Regie: Sascha Hawemann
Bühne: Wolf Gutjahr
Kostüme: Hildegard Altmeyer
Dramaturgie: Johannes Kirsten
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Integrier dich selbst.
Frei nach Lewis Carroll
Aufruhr im Wunderland. Im Inklusionsbeirat hat die rote Königin beschlossen, die Barrierefreiheit einzuführen und die Grenze zu Normalland zu öffnen. Aber da hat sie die Rechnung ohne ihre Untertanen gemacht. Mit mehr oder weniger vereinten Kräften und einer Wunderwaffe namens ALICE planen die Bewohner von Wunderland den Aufstand, nur damit am Ende alles so bleibt, wie es ist. In dieser eigenwilligen Adaption von Lewis Carrolls ALICE IM WUNDERLAND wird zynisch und durchaus selbstironisch Klischees von und über Behinderung in unserer Gesellschaft nachgespürt. Ein Projekt der Jugendinitiative Art Brut.
Theaterpädagogische Begleitung: Katharina Wessel
Bühnenbild: Johannes Bernhardt
Kostüme: Sophie Jakubetz
Musik: acid.milch&honig
Mit: Susann Haubner, Bernd Herr, Uwe Karsdorf, Mike Lange, Matthias Meinke, Enrico Merkel, Nicole Merkel, Sabine Voigtsberger