Jeder von uns lebt mit seinen persönlichen Ängsten; sei es die Angst zu versagen, verlassen zu werden oder Angst vor dem finanziellen Ruin; Angst vor Krieg, Krankheiten oder Inflation; Angst vor Tieren, Umweltkatastrophen … Im Versandhandel der Angst ist für jeden was dabei!
Wir lernen unsere Ängste zu akzeptieren und mit ihnen zu leben – manchmal sogar, sie zu überwinden oder zu beherrschen, aber sie bleiben ein ständiger Begleiter.
Das Theater nähert sich diesem großen Themenkomplex stets aufs Neue. Seit der Antike sind verschiedene Kategorien der Angst immer wieder auf Bühnen behandelt worden. Bei den diesjährigen Kinder- und Jugendtheatertage wollen wir versuchen, uns ebenso diesem Bereich zu nähern.
Stücke wie „An der Arche um Acht“, „Gras“, „SUMO“ oder „Frau Meier die Amsel“ werden in den Tagen vom 21. bis 24. April 2009 das Thema für verschiedene Altersgruppen beleuchten. So wird „Frau Meier“, die sich unter anderem davor fürchtet, dass Flugzeuge in ihr Gemüsebeet fallen könnten, selber „Höhenflüge“ erleben oder Albert, der als Schläger verschrien ist, zum Helden der „SUMO“-Geschichte werden. Ergänzt wird die „SUMO“-Geschichte durch Workshops, die nach der Aufführung gemeinsam mit den Darstellern und Machern der Produktion vor Ort durchgeführt werden können.
Des Weiteren zeigt das Badische Staatstheater Karlsruhe in Kooperation mit dem Heisenberg Gymnasium eine Präsentation zum Themenkomplex „Angst“. Diese Präsentation wurde von den Schülern des Ethikkurses erarbeitet und beinhaltet musikalische sowie filmische Beiträge. Zusätzlich werden Einblicke in unsere Projektarbeit mit Schulklassen gegeben und die Arbeit in den hauseigenen Jugendclubs vorgestellt. Für Lehrer und Schulklassen bieten wir Workshops an.
Die Kinder- und Jugendtheatertage finden in Kooperation mit KliK, den KinderLiteraturtagen Karlsruhe statt.
Dienstag, 21. April 2009, 11 Uhr und 16 Uhr
An der Arche um Acht (UA)
Kinderstück zur Sintflut von Ulrich Hub, ab 8 Jahren
Regie: Ulrich Hub | Bühne: Marc Thurow | Kostüme: Ursina Zürcher | Musik: Nina Wurman
Mit: Eva Derleder, Michael Rademacher, Marc-Philipp Kochendörfer, Jochen Neupert; Claus Kiesselbach (Musiker)
Gerade für Kinder ist die Frage nach dem „Warum" von entscheidender Bedeutung. Das Badische Staatstheater beteiligt sich mit der „An der Arche um Acht" in der Regie des Autors Ulrich Hub daran, einige Warum-Fragen zu beantworten.
„An der Arche um Acht“ - das ist die Verabredung, die die Taube mit zwei Pinguinen getroffen hat, denn sie gehören zu den Auserwählten, die auf die Arche Noah dürfen. Das stellt die beiden vor ein großes Problem: sie können unmöglich ihren Freund, den dritten Pinguin, im Stich lassen. Doch dann kommen sie auf die rettende Idee...
Das Stück wurde mit dem Niederländisch-Deutschen Kinderdramatikerpreis, dem kinderLITERAturpreis Linz und dem Deutschen Kindertheaterpreis ausgezeichnet. Hinzu kommt der Deutsche Kinderhörspielpreis für die Produktion vom Hessischen Rundfunk zusammen mit dem Norddeutschen Rundfunk.
Mittwoch, 22. April 2009, 10 Uhr und 12 Uhr
„Frau Meier die Amsel“
nach dem Bilderbuch von Wolf Erlbruch, ab 4. Jahren
Regie: Pitt Hartmann | Musik: Martin Speight | Bühne: Matthias Dietrich | Kostüm: Gabi Sogl
Mit: Ulrike Rehbein
Eine skurrile, lustige Geschichte mit singendem Gemüse, duftendem Pfefferminztee und einer Frau Meier, der Flügel wachsen.
Frau Meier liebt und hegt ihren Garten, aber sie macht sich ständig Sorgen - große und kleine - und völlig unnötige, wie Herr Meier meint. Flugzeuge könnten vom Himmel direkt in ihr Gemüsebeet fallen, Omnibusse durch ihr Gartentörchen krachen. Sind genügend Mullbinden und Pflaster im Haus und reichen die Rosinen für den Kuchen? Zum Glück kocht Herr Meier Frau Meier zur Beruhigung immer frischen Pfefferminztee. Eines Tages jedoch findet sie ein klitzekleines Vogelküken in ihrem Gemüsebeet und nimmt es unter ihre Fittiche ... Nun beginnt eine abenteuerliche Zeit. Am Ende lächelt sie so geheimnisvoll, wie Herr Meier sie noch nie hat lächeln sehen.
Die Produktion wird gefördert vom Kulturamt der Stadt Münster und war nominiert für das Festival „Theaterzwang 2006“.
Donnerstag, 23. April 2009, 11 Uhr
Gras
von Esther Gerritsen. Für Zuschauer ab 15 Jahren
Deutsch von Eva Pieper
Inszenierung: Matthias Bauerkamp | Bühne: Lukas Sander | Kostüme: Ursina Zürcher | Musik: Nina Wurman
Mit: Ursula Grossenbacher (Ursula, Mutter), Hannes Fischer (Hannes, Vater), Annika Martens (Annika, Tochter), Jonas Riemer (Jonas, Sohn)
Familienurlaub auf dem Campingplatz. Der kleinlaute Vater steht unter der Fuchtel der dominanten Mutter, die ätzend vorlaute Tochter nervt, der jüngere Sohn buddelt ein Loch. Kurz: eine ganz normale Familie. Von den üblichen Alltagsquengeleien abgesehen, scheint die Welt noch in Ordnung. Die Sonne scheint, auf dem Grill wird gebrutzelt. Man tratscht über die Campingnachbarn, die Verwandtschaft, das Fischen, redet über Sex und plant gleichzeitig einen Ausflug ins Bibelfreilichtmuseum. Doch die Fassade der Familienidylle lässt sich nicht lange aufrechterhalten …
Mit schwarzem Humor und genauer Beobachtungsgabe zeigt die Autorin Esther Gerritsen jugendlichen und erwachsenen Zuschauern ein kleinbürgerliches Leben in raffinierter formaler Verknappung. Die 1972 geborene Autorin lebt in Amsterdam und erhält für ihr Stück "Gras" den renommierten Niederländisch-Deutschen Jugendtheaterpreis "Kaas & Kappes".
Uraufführung: Freitag, 24. April 2009, 19 Uhr
„SUMO“
von Ulrich Zaum, ab 10 Jahren
Puppenspiel: Karin Schmitt, Rapper: Sandro de Lorenzo
Die Intention des Theater Rayo ist, Gewalt, wie Kinder sie alltäglich unmittelbar oder latent erleben, in ihren Hintergründen erkennbarer und als veränderbar begreiflich zu machen.
„SUMO“ macht einen kleinen Looser zum Helden, einen Außenseiter, der aus Ohnmacht heraus zum Schläger wird. Die Geschichte handelt von Albert, einem kleinen, dicken Jungen aus Kasachstan, der, als Schläger verrufen, mehrfach der Schule verwiesen wird. Er ist hin und her gerissen zwischen dem Wunsch nach Anerkennung, Anpassung, der Erfahrung des Scheiterns und seinen hilflosen Phantasien von Allmacht und Gewalt.
Es geht darum, mit subjektiven Wahrnehmungen und Innenwelten in Berührung zu kommen, die Kinder meist hermetisch in sich verschließen. Die Geschichte bewegt sich in einem ständigen Fluß zwischen realer Außenwelt und den Phantasmen der inneren Welt; das wesentliche Medium, dafür Bilder und einen lebendigen, spontanen Ausdruck zu finden, ist die Musik. Den Kindern, die durch Puppen dargestellt werden, ist der Rapper Sandro de Lorenzo als eine Art großer Bruder und Erzählerfigur an die Seite gestellt. Er greift in die Geschichte ein, spricht mit dem Jungen, gibt seinen Gedanken neue Anstöße. Durch seine dialogische Struktur eignet sich der RAP ganz außerordentlich für eine Auseinandersetzung der Figur mit sich selbst auf der Bühne; es ist wie ein Aufblättern der eigenen Verstrickungen, eine Suche nach Orientierung in der verwirrenden Wirklichkeit, die nicht zu didaktischer Belehrung wird, sondern unmittelbar sinnlich bleibt.
Programm-Übersicht
Dienstag, 21. April 2009
11 Uhr Eröffnung: „An der Arche um Acht“ von Ulrich Hub
11 Uhr „Sumo (UA)“ von Ulrich Zaum (geschlossene Voraufführung); Veranstaltungsort: Schule, noch nicht bekannt
15 Uhr Lesung von Ulrich Hub (Eröffnung der KliK) „An der Arche um Acht“
16 Uhr „An der Arche um Acht“ von Ulrich Hub
Mittwoch, 22. April 2009
10 Uhr „Frau Meier die Amsel“ nach Wolf Erlbruch
11 Uhr „Sumo (UA)“ von Ulrich Zaum (geschlossene Voraufführung), Veranstaltungsort: Schule, noch nicht bekannt
12 Uhr „Frau Meier die Amsel“ nach Wolf Erlbruch
Donnerstag, 23. April 2009
11 Uhr „Gras“ von Esther Gerritsen, Badisches Staatstheater Karlsruhe
11 Uhr „Sumo (UA)“ von Ulrich Zaum (geschlossene Voraufführung), Veranstaltungsort: Schule, noch nicht bekannt
Freitag, 24. April 2009
11 Uhr Präsentation zum Thema Angst, Ethikkurs des Heisenberggymnasiums
16 Uhr „Wo die wildenKerle wohnen“, Schüler der Nebeniusschule unter Leitung von Rusen Kartaloglu
17 Uhr „Junges Leben, alte Tradition“, Spielclubs am Badischen Staatstheater
19 Uhr Uraufführung: „Sumo (UA)“ von Ulrich Zaum, Veranstaltungsort: Kirchplatz St. Stephan