Alkmene glaubte ihren Liebsten noch im Krieg und ist beglückt über die unerwartete Heimkehr des Helden. Noch berauscht von einer außergewöhnlichen Liebesnacht, steht am Morgen plötzlich der wirkliche Amphitryon vor ihr. Ein tragisch-komisches Verwirrspiel beginnt. Alkmene kann sich selbst und ihrem Gefühl nicht mehr trauen, Amphitryon quält die Eifersucht, er glaubt seine Ehre und sein öffentliches Ansehen in Gefahr. Und Jupiter will eigentlich nur eins: die Einsamkeit vergessen und geliebt werden …
Skurrile Züge trägt die Parallelhandlung um das Dienerehepaar Sosias und Charis. Nach elf Ehejahren ist hier die feurige Verliebtheit längst vorbei. Auch Charis wird von einem Gott in Gestalt ihres Ehemannes besucht – doch Merkur hat weit weniger Lust als Jupiter, sich auf erotische Abenteuer einzulassen. Lieber bringt er den Prügelknaben Sosias durcheinander. Mit hintersinnigem Humor treibt Kleist seine Figuren in existenzielle Ausnahmesituationen. Sie unterliegen Täuschungen und werden auf sich selbst verwiesen, ohne zu wissen, was dieses Selbst ist. Sie gehen auf schwankendem Boden.
Kleist schickt seine Figuren in existenzielle Ausnahmesituationen. Sie unterliegen Täuschungen, sehen sich auf sich selbst verwiesen, ohne zu wissen, was dieses Selbst ist, sie gehen auf schwankendem Boden. Schließlich macht Jupiter dem Verwirrspiel ein Ende. Der Gott kehrt zurück auf den Olymp – und lässt die Menschen mit den irdischen Konsequenzen seiner Launen allein. Die Unfassbarkeit der Geschehnisse kann Alkmene nur noch mit einem kurzen „Ach“ kommentieren.
Nach der Hermannsschlacht, mit der das Schauspiel im Kleist-Jahr 2011 die Spielzeit eröffnet hat, steht mit Amphitryon ein weiteres Werk des Dichters auf dem Programm. Zunächst als reine Übersetzung der satirisch-burlesken Gesellschaftskomödie von Molière geplant, ging Kleist in seiner Auseinandersetzung mit dem mythologischen Stoff darüber hinaus und erweiterte das Lustspiel um Schein und Wahrheit, Götter und Menschen um die Tragik von Identitätsverlust und Entfremdung.
Simone Blattner, Regisseurin von Der große Marsch und Minna von Barnhelm zur Eröffnung des STUDIOS am STAATSTHEATER, inszeniert. Geboren 1968 Basel, arbeitet seit 1998 als freie Regisseurin, u. a. am Theater Neumarkt in Zürich, Theater Basel, Theater Luzern, am Staatsschauspiel München, Schauspiel Frankfurt, Berliner Ensemble und Staatsschauspiel Dresden. Sie inszenierte die Uraufführungen mehrerer Stücke von Martin Heckmanns, darunter Schieß doch, Kaufhaus! am TIF Dresden und Kränk am Schauspiel Frankfurt. Beide Inszenierungen wurden zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen und erhielten jeweils den Publikumspreis. Am Staatsschauspiel Dresden brachte sie zuletzt tier. man wird doch bitte unterschicht von Ewald Palmetshofer auf die Bühne. Ihre Inszenierung von Amphitryon stand 2009 und 2010 sehr erfolgreich auf dem Programm der Heidelberger Schlossfestspiele und wird nun von ihr für die Arena-Bühne des KLEINEN HAUSES am STAATSTHEATER adaptiert.
REGIE Simone Blattner
BÜHNE Anna Rudolph
KOSTÜME Claudia González Espíndola
DRAMATURGIE Nina Steinhilber
Mit Ute Baggeröhr (Charis),
Susanne Buchenberger (Alkmene),
Paul Grill (Jupiter),
Matthias Lamp (Amphitryon),
Matthias Rott (Merkur),
Frank Wiegard (Sosias)
Weitere Vorstellungen: 08.01. und 10.01.12