Neben der radikalen Kürzung der Mittel für Museen, Bibliotheken, Sport, der Schließung von Schwimmbädern und Bürgerbüros beinhaltet der Plan auch und vor allem eine Reduzierung der Zuwendungen für das Anhaltische Theater um 3,5 Mio. Euro ab 2013. Bei der momentanen analogen Förderpraxis durch das Land Sachsen-Anhalt würde dies bedeuten, dass weitere 3,5 Mio. Euro von dieser Seite ausbleiben. Die dann nicht mehr haltbaren Haustarifverträge brächten für das Anhaltische Theater zusätzliche Belastungen von ca. 2 Mio. Euro, so dass bei dem Etat von derzeit insgesamt ca. 15 Mio. Euro Zuwendungen ein Fehlbetrag von rund 9 Mio. Euro entstehen würde. Mit den restlichen 6 Mio. Euro pro Jahr wäre das Ensemble- und Repertoiretheater in vier Sparten nicht länger haltbar, die Schließung des Dessauer Theaters und der Anhaltischen Philharmonie ließe sich nicht abwenden.
Generalintendant André Bücker: „Die Schließung des Dessauer Theaters nach über 200 Jahren wäre ein Offenbarungseid für die heute Verantwortlichen in diesem Land. Aber hier geht es um viel mehr als die Schließung eines Theaters, die im übrigen auch für das international angesehene Kurt-Weill-Fest und für die Vergegenwärtigung des Unesco-Weltkulturerbes in der Region existenzielle Folgen hätte. Hier geht es generell um den Niedergang eines Gemeinwesens. Sollte diese Liste Wirklichkeit werden, wäre Dessau eine Stadt ohne Zukunft und Perspektive. Warum sollten sich beispielsweise Firmen hier ansiedeln, wenn in Dessau-Roßlau mit der kulturellen Infrastruktur auch die Lebensqualität abhanden kommt? Bund und Länder sind aufgefordert, die Kommunen nicht länger finanziell zu strangulieren, sondern sie zu entschulden und damit in die Lage zu versetzen, ihren Aufgaben, auch den sogenannten freiwilligen, nachzukommen. Sollte das nicht unverzüglich passieren, droht der Bundesrepublik ein flächendeckendes Sterben der Kultureinrichtungen nie gekannten Ausmaßes. Nicht nur Banken und Automobilkonzerne sind „systemrelevant“. Theater, Museen, Bibliotheken und Sportvereine sind es auch. Wir brauchen einen Solidarpakt für die Kultur in all ihren erhaltenswerten Strukturen.“