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Anna Viebrock erhält Zürcher Festspielpreis 2015

Die Künstlerische Kommission der Festspiele Zürich hat entschieden, den mit 50'000 Franken dotierten Zürcher Festspielpreis 2015 der Bühnen- und Kostümbildnerin sowie Regisseurin Anna Viebrock zu verleihen. Die Preisverleihung findet im Rahmen der Festspiele Zürich statt, die sich vom 12. Juni bis 12. Juli 2015 dem Thema "GeldMachtLiebe – Shakespeare und andere Gewalten“ widmen.

 

Zum neunten Mal wird 2015 im Rahmen der Festspiele Zürich der Zürcher Festspielpreis vergeben. Dieser würdigt herausragende Leistungen für das Zürcher Kulturleben und wird durch den Bär-Kaelin Fonds der Zürcher Festspielstiftung ermöglicht. Als Jury wirkt die Künstlerische Kommission der Festspiele Zürich. Die bisherigen Preisträger: 2007 Heinz Holliger, 2008 Luc Bondy, 2009 Peter Stein, 2010 György Kurtág, 2011 Matti Salminen, 2012 Heinz Spoerli, 2013 Pipilotti Rist, 2014 Fritz Senn.

 

Den Zürcher Festspielpreis erhält 2015 die Bühnen- und Kostümbildnerin sowie Regisseurin Anna Viebrock. Mit dem vom Bär-Kaelin Fonds ermöglichten, mit 50‘000 Franken dotierten Preis würdigt die Künstlerische Kommission der Festspiele Zürich ihre herausragenden Leistungen für die Entwicklung grossartiger Bühnenräume aber auch ihren Beitrag zum Zürcher Theaterleben.

 

Ihre Ausnahmestellung als Bühnen- und Kostümbildnerin spiegelt sich bereits in den zahlreichen Auszeichnungen wieder. Vierzehnmal wurde sie zur „Bühnenbildnerin“ und „Kostümbildnerin“ des Jahres ernannt. Anna Viebrocks Bühnenräume sind keine Orte wohliger und wohnlicher Wellness. Sie sind oft Orte des Gewöhnlichen, mitunter des ordinär Gewöhnlichen. Gleichwohl denunziert sie nie jene, die sich nichts anderes leisten können als vergammelte bürgerliche Schäbigkeit. Aber diese Orte zu erfinden bedeutet auch immer treffliche, oft schmerzhafte Kommentare zu geben zu dem, was die Realität zum Anschauen bietet, und Anregungen für das, was die Regie sich für das zu inszenierende Stück noch auszudenken hat. Diese beobachtete und aufgedeckte und dann im Bühnenraum des Theaters neu aufgebaute Realität ist so eindrücklich, weil die Banalität des Gegenständlichen ein eigenes Leben entfaltet, in dem dann hinreissendes Theater verwirklicht werden kann.

 

Eine besonders enge Beziehung zu Zürich entwickelte Anna Viebrock in der Zeit der Intendanz Christoph Marthalers von 2000 bis 2004. Als Mitglied des Leitungsteams trug sie massgeblich dazu bei, den Schiffbau als neue Spielstätte für Zürich zu erschliessen. Mit ihrer legendären Ausstattung zu Marthalers Eröffnungsstück Hotel Angst weihte sie den Schiffbau ein und bewies dessen Tauglichkeit für grosses Theater. Zahlreichen weiteren Inszenierungen hat sie danach hier ihren Stempel aufge-drückt. Auch ihr Debut als Regisseurin fand in Zürich statt mit In Vain oder Reproduktion verboten.

 

Neben Christoph Marthaler ist Jossi Wieler einer der für sie wichtigen Regisseure, die ihr vertrauten und sie prägten, und deren Inszenierungen sie immer wieder mit ihren eigenständigen und nachdenklich stimmenden Räumen in den Rang des Besonderen gehoben hat. So liegt es nahe, dass er für sie die Laudatio halten wird. Verliehen wird der Preis am Sonntag, dem 14. Juni im Schiffbau.

 

Anna Viebrock, geboren 1951, studierte an der Kunstakademie Düsseldorf bei Karl Kneidl. Während ihrer Bühnenbildassistenz 1979-82 am Schauspiel Frankfurt brachte sie erste eigene Arbeiten mit Hans Neuenfels auf die Bühne. Von 1993-1999 war Anna Viebrock Ausstattungsleiterin am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, wo sie eng mit Christoph Marthaler und Jossi Wieler zusammen arbeitete (Wolken.Heim, Goethes Faust. Wurzel aus 1+2).

 

Sie entwarf Bühnenbilder für die Opernarbeiten von Christoph Marthaler an der Oper Frankfurt, der Oper Basel und bei den Salzburger Festspielen. An der Staatsoper Stuttgart entstand die Bühne für Jossi Wielers Alcina, L'Incoronazione di Poppea, Siegfried, Norma sowie Moses und Aron.

 

Für diese Inszenierung und für Norma erhielt sie von der Zeitschrift Opernwelt die Auszeichnung "Bühnenbildnerin des Jahres 2002" sowie bereits 1997 den Hessischen Kulturpreis und zusammen mit Christoph Marthaler den "Kortner-Preis". 2004 wurde sie mit dem Theaterpreis Berlin ausgezeichnet.

 

In den Jahren 1994, 1996 und 1997 wurde sie von „Theater heute“ zur Bühnenbildnerin des Jahres gewählt und in den Jahren 1994, 1996, 1997 und 1998 zur Kostümbildnerin des Jahres. Am Schauspielhaus Zürich gehörte sie von 2001-2004 zur Künstlerischen Direktion. Dort entwarf sie in der Spielzeit 2001/2002 das Bühnenbild zu Alibi von Meg Stuart und Die schöne Müllerin von Franz Schubert, beide eingeladen zum Berliner Theatertreffen. Eigene Inszenierungen folgten, u. a. am Schauspielhaus Zürich (hier zum ersten Mal eine Musiktheaterinszenierung In Vain oder Reproduktion verboten 2002), HAU Berlin, Theater Basel, Opéra National de Paris, Münchener Biennale, Schauspiel Köln und an der Staatsoper Hannover – häufig in Zusammenarbeit mit dem Komponisten Johannes Harneit und dem Dramaturgen Malte Ubenauf. Bis heute gestaltet sie die Bühnenbilder für Christoph Marthalers Musiktheater- und Operninszenierungen, wie unter anderem an der Volksbühne Berlin (Die Fruchtfliege, Geschichten aus dem Wiener Wald), den Wiener Festwochen (Riesenbutzbach, +- 0. Ein subpolares Basislager), den Salzburger Festspielen (Die Sache Makropulos), den Bayreuther Festspielen (Tristan und Isolde), dem Theater Basel und der Opéra Nationale de Paris. Seit dem Start der neuen Intendanz von Jossi Wieler ab der Spielzeit 2011/2012 ist sie wieder an der Staatsoper Stuttgart tätig, sowohl als Regisseurin als auch als Bühnen- und Kostümbildnerin.

 

***

 

Die Festspiele Zürich machen im Jahr 2015, das Jahr zwischen den beiden Shakespeare-Gedenkjahren, den vielleicht grössten Theaterdramatiker vom 12. Juni bis 12. Juli zu ihrem Thema. Unter dem Thema „GeldMachtLiebe – Shakespeare und andere Gewalten“ bereiten sie der Welt des grossen Dramatikers und Poeten eine Bühne, auf der es neben Theater und Musiktheater auch Oper, Konzerte, Ausstellungen, Gespräche und vieles mehr zu erleben gibt. Den mit 50‘000 Franken dotierten Zürcher Festspielpreis erhält 2015 eine für das Zürcher Kulturleben wichtige „Bühnenpersönlichkeit“ – die Bühnenbildnerin und Regisseurin Anna Viebrock.

 

Shakespeares Welt als Bühne für die Zürcher Kultur – Vorschau auf die Festspiele Zürich 2015

 

1564 kam William Shakespeare in Stratford-upon-Avon zur Welt. 1616 verliess er diese wieder ebenfalls in Stratford-upon-Avon, mittlerweile ob seiner Theaterkunst reich geworden. Das Jahr zwischen dem 450. Jahrestag seiner Geburt und seinem 400. Todesjahr nehmen die Festspiele Zürich zum Anlass, um nicht nur den Lebens- und Schaffensweg William Shakespeares, sondern auch die Epoche der Renaissance zu reflektieren, die er mit seiner dramatischen Kunst ihrem Höhepunkt zugeführt hat. Im Zentrum des Programms stehen die wesentlichen Themen des gesellschaftlichen Zusammenlebens in der Renaissance – Geld, Macht und Liebe, die Shakespeare in seinen Dramen und Komödien ständig gespiegelt hat. Die an den Festspielen beteiligten Kulturinstitutionen verharren mit ihren Beiträgen nicht im historischen Zusammenhang, sondern verweisen immer auch auf die Bedeutung dieser universellen Themen, um die sich auch heute noch die Welt dreht.

 

Festspielprogramm im Opernhaus, Schauspielhaus, Tonhalle und Kunsthaus Zürich

 

Romeo und Julia war der Ausgangspunkt bei der Entwicklung des Festspielthemas für 2015. Das Schauspielhaus lädt die höchst aktuelle, mit Musik unserer Zeit versetzte, beim Hamburger Thalia-Theater entstandene Inszenierung Jette Steckels in den Pfauen ein. Das Opernhaus bezieht sich in seiner Festspielpremiere ebenfalls auf Romeo und Julia. Es erklingt die Belcanto-Oper I Capuleti e i Montecchi von Vincenzo Bellini, eines der strahlendsten Zeugnisse der Begeisterung italienischer Komponisten für den englischen Renaissance-Dichterfürsten. Junge Choreographen aus den Reihen des Balletts Zürich beschäftigen sich ebenfalls mit den verschiedenen Facetten des Festspielthemas.

 

In mehreren Konzerten erklingen in der Tonhalle mit dem Tonhalle-Orchester Zürich Werke mit Bezügen zu Shakespeare-Werken. Ein besonderer Höhepunkt wird ein Renaissance-Tag in der Tonhalle sein. Der Weg von der italienischen zur englischen Renaissance wird von der Gambistin Hille Perl und ihrem Ensemble, der Schola Heidelberg und weiteren Ensembles nachgezeichnet werden. Das Kunsthaus Zürich präsentiert in seiner Festspiel-Ausstellung Sinnliche Ungewissheit bedeutende zeitgenössische Werke aus der Sammlung Koerfer und erforscht damit, inwiefern sich Geld, Macht und Liebe als Parameter des Lebens in den letzten Jahrzehnten verändert haben.

 

Zahlreiche weitere Höhepunkte – werden Anfang März 2015 kommuniziert

 

Auch die Theater Neumarkt, Rigiblick und die Gessnerallee Zürich sowie das Museum Rietberg beteiligen sich 2015 wieder mit zum Thema passenden Beiträgen am Programm der Festspiele Zürich. Dazu kommen themenbezogene Veranstaltungen weiterer Zürcher Institutionen wie das Landes-museum, die Zentralbibliothek, die Volkshochschule, die Zürcher Hochschule der Künste, der Jazzclub Moods, die James Joyce Stiftung, oder das Miller’s Studio. Besonders zu erwähnen sind auch die feierliche Eröffnungsmatinee mit einem ins Thema einführenden Vortrag einer renommierten Persönlichkeit, thematische Stadtführungen, eine Slam-Poetry-Show, ein Projekt aus der freien Theaterszene in der Villa Patumbah, ein kleines feines Vermittlungsangebot für Kinder und Jugendliche sowie Oper für alle, die 2014 erstmals mit grossem Erfolg durchgeführte Live-Übertragung vom Opernhaus auf den Sechseläutenplatz, und der traditionelle Sommernachtsball im Hauptbahnhof.

 

Anfangs März präsentieren die Festspiele Zürich ihr vollständiges Programm für 2015 und starten den Vorverkauf für die noch nicht publizierten Veranstaltungen.

 

Die Festspiele Zürich werden gemeinsam von Opernhaus Zürich, Schauspielhaus Zürich, Kunsthaus Zürich, Tonhalle-Orchester Zürich und weiteren Kulturinstitutionen der Stadt und des Kantons Zürich veranstaltet. Angeregt von einem gemeinsamen Thema ermöglichen sie jährlich im Sommer Begegnungen der Künste, die die Vielfalt des Zürcher Kulturlebens widerspiegeln.

www.festspiele-zuerich.ch

 

Weitere Informationen unter www.zuercher-festspielpreis.ch.

 

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