Weder die von Kreon angedrohte Todesstrafe noch Warnungen ihrer Schwester Ismene können Antigone beirren: Sie beruft sich auf das göttliche Gesetz, das die Ehrung des Toten verlangt und über jeglichem von Menschen erlassenen Gesetz zu stehen habe. Im Staub vor den Toren der Stadt vollzieht Antigone das Totenritual an der Leiche ihres Bruders – voll Überzeugung, das Richtige zu tun.
Kreon, der ebenfalls keinen Zweifel an seiner Entscheidung hat, bestraft seine Nichte Antigone unbarmherzig: Sie soll lebendig in ein Felsengrab eingeschlossen werden. Doch die Stimmung in Theben wendet sich zugunsten von Antigone, und der blinde Seher Teiresias warnt Kreon vor dem Zorn der Götter, der sich schon bald durch eine Kette von Selbstmorden offenbart.
Sophokles schrieb über 120 Bühnenwerke, von denen nur sieben Tragödien und ein Satyrspiel die Jahrtausende überlebt haben. Drei dieser Dramen – König Ödipus, Ödipus auf Kolonos und Antigone – beleuchten das Schicksal des Königshauses von Theben in mythischer Vorzeit. Die darin aufgeworfenen Fragen nach dem Kreislauf von Schuld und Sühne, nach Recht und Unrecht, nach Legitimation, menschlicher Fehlbarkeit und dem Ringen um Selbsterkenntnis sind auch nach über zweitausend Jahren noch aktuell und haben ihre Dringlichkeit nicht verloren.
Aus dem Griechischen von Peter Krumme
Regie: Matthias Gehrt