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"Unterwerfung" nach dem Roman von Michel Houellebecq - Theater Krefeld und Mönchengladbach

Premiere am Freitag, den 9. März 2018, 19.30 im Theater Mönchengladbach

Frankreich im Jahr 2022. François, Mitte 40, hat als Professor für Literaturwissenschaften an einer Pariser Universität seinen intellektuellen Zenit überschritten. Frustriert gibt er sich seinen Süchten hin und vereinsamt immer mehr. Als ihn auch die junge Studentin Myriam verlässt, rücken die aktuellen politischen Entwicklungen in Frankreich immer mehr in sein Blickfeld.

Bei der bevorstehenden Präsidentschaftswahl droht ein Sieg des rechten Front National. Um Marine Le Pen als Präsidentin Frankreichs zu verhindern, gehen die Sozialistische und die Konservative Partei ein Bündnis mit der vor kurzem gegründeten demokratischen Muslimbruderschaft ein und installieren deren gemäßigten Vorsitzenden Mohammed Ben Abbes als Kandidaten für das Amt des Staatspräsidenten.

Als es in Paris zu tumultartigen Ausschreitungen kommt und ein Bürgerkrieg droht, verlässt François die Hauptstadt, um aus der sicheren Entfernung der Provinz die weiteren Ereignisse zu beobachten. Tatsächlich gewinnt Ben Abbes die Wahl zum Staatspräsidenten und ändert sofort die laizistische Verfassung Frankreichs. Er führt Theokratie, Scharia, Patriarchat und Polygamie ein, was zu einem deutlich veränderten öffentlichen und politischen Leben führt: Während die Zahlen der Arbeitslosen und die der Verbrechen schnell sinken, wird das gesamte Bildungssystem nach muslimischen Kriterien umgebaut. An erster Stelle der gesellschaftlichen Werteskala steht jetzt die Familie, um die sich vor allem die Frauen zu kümmern haben.

Wieder zurück in Paris erfährt François von seiner sofortigen Beurlaubung bei vollen Bezügen von seiner Lehrtätigkeit. Zu seinem Erstaunen beruhigt sich das Land in den folgenden Wochen. Als er vom charismatischen und zum Islam konvertierten Rektor der Universität umworben wird, um wieder in den Universitätsbetrieb einzusteigen, ist François immer mehr geneigt, sich diesem neuen, von einem gemäßigten Islam geprägten Gesellschaftssystem, zu unterwerfen.

Michel Houellebecq, umstrittener und gefeierter französischer Autor, zielt mit seinem provokant zugespitzten Roman Unterwerfung auf die offenbare Schwäche der unsere westlichen Gesellschaften gestaltenden politischen und intellektuellen Kräfte. Stellvertretend für diese gibt François fast widerstandslos seine gewachsenen christlich-kulturellen Werte auf und unterwirft sich freiwillig einer neuen konservativen Werteordnung, die ihm vor allem ein angenehmes privilegiertes Leben verspricht.

Aus dem Französischen von Norma Cassau und Bernd Wilczek
Bühnenfassung von Thomas Blockhaus

Regie: Matthias Gehrt

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