Aus dem Nichts heraus verlangt es nämlich den machtgierigen Tiridate nach der Herrschaft über das gesamte Reich sowie nach seiner Schwägerin. Mit brutaler Willkür geht er zu Werk, verstößt die eigene Gattin und bricht einen Krieg mit dem Nachbarstaat vom Zaun. Doch Tiridates Gegenspieler geben nicht auf. Arie um Arie stellen sie ihre Zivilcourage unter Beweis und am Ende siegt das Gute so vollkommen, dass kein Tropfen Blut fließt. „Un dì più felice, bramarsi non lice“ – einen glücklicheren Tag darf man sich nicht wünschen.
Die Entstehung des arienprallen Frühwerks „Radamisto“ im Frühjahr 1720 ist eng verknüpft mit den Anfängen der Royal Academy of Music, des 1719 gegründeten kommerziellen Londoner Opernunternehmens. Noch waren die Gesangsstars wie der Kastrat Senesino nicht in London eingetroffen, und so musste Händel seine mit Spannung erwartete allererste Oper für die Academy ganz auf die vorhandenen Stimmen seiner dennoch kompetenten Sängertruppe aus italienischen und englischen Kräften zuschneiden. Der Andrang bei der umjubelten Uraufführung in Anwesenheit des Königs war so groß, dass viele, „die sich mit einem Ungestüm, der ihrem Geschlecht und Rang schlecht zu Gesicht stand, den Weg ins Theater gebahnt hatten, wegen der dort herrschenden unerträglichen Hitze und Schwüle in Ohnmacht fielen. Verschiedene Herren, die verzweifelt versucht hatten, einen Platz im Parkett oder in der Loge zu erhalten, und vierzig Schilling für einen Platz im dritten Rang boten, wurden abgewiesen.“
Seit der umjubelten Uraufführungsserie vor 289 Jahren in London war Händels Erstfassung des „Radamisto“ nicht mehr auf der Opernbühne zu erleben. Nun verspricht die historisch genaue Bühnenumsetzung der international anerkannten Spezialistin für barocke Gestik und Choreografie Sigrid T'Hooft eine märchenhafte Zeitreise ins Jahr 1720.
Text von Nicola Francesco Haym – in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Szenische Uraufführung auf dem Kontinent
Musikalische Leitung: Peter Van Heyghen | Regie / Choreografie: Sigrid T’Hooft | Tanz-Assitenz: Ingolf Collmar | Bühne: Christian Floeren | Kostüme: Stephan Dietrich
Extraballett: Corpo Barocco, Gent
Deutsche Händel-Solisten
Patrick Henckens (Tiridate), Berit Barfred Jensen (Fraarte), Kirsten Blaise (Polissena), Mika Kares (Farasmane), Tamara Gura (Radamisto), Delphine Galou (Zenobia), Ina Schlingensiepen (Tigrane)
Weitere Vorstellungen: 22., 24., 26. und 28. Februar 2009