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Ballett in der Semperoper Dresden: "Schwanensee"

Premiere: Sonntag 21. November 2009, 18.00 Uhr

Choreografie von Aaron S. Watkin nach Marius Petipa & Lew Iwanow, Musik: Peter I. Tschaikowsky

 

Zwei Welten, die einander unaufhörlich gegenüberstehen. Zwei Liebende, vereint im Glauben an das Gute, durch einen Bruch dem Untergang geweiht.

 

 

Tschaikowskys makellose Musik. Weiße Tutus und Spitzenschuhe. »Schwanensee« – das Ballett der Ballette, unerschöpflicher, zeitloser Zauber. Inbegriff des Balletts.

 

Kaum zu glauben, dass ausgerechnet »Schwanensee« für den Komponisten Tschaikowsky zur größten Enttäuschung seiner Karriere wurde: Die Moskauer Uraufführung von 1877 fiel bei Presse und Publikum komplett durch. Das Ballett sei »so schwach, wie es kaum vorstellbar wäre«, kritisierten die St. Petersburger Nachrichten und eine Mäzenin Tschaikowskys befand alles »sehr hässlich« und das Ballett »choreografisch sehr schlecht«.

 

Der künstlerische Misserfolg des ersten »Schwanensee«-Choreografen Wenzel Reisinger, der keinerlei Zugang zur Musik fand und behauptete, Tschaikowskys Musik sei schlichtweg nicht in Tanz umzusetzen, überschattete auch den Ruhm des Komponisten. Die märchenhafte Auferstehung seiner Musik mitzuerleben, war dem Komponisten zu Lebzeiten nicht mehr vergönnt. Erst 1895, achtzehn Jahre nach der unglücklichen Uraufführung, sorgten zwei Visionäre aus St. Petersburg für die Unsterblichkeit von Ballett und Musik: Marius Petipa und Lew Iwanow.

 

Auch darin liegt sicher ein Geheimnis der Wirkung dieses Balletts: Zwei Choreografen teilen sich die Arbeit an einem Werk. Petipa blieb seinem in vielen Balletten erprobten Schema mit einer klaren Trennung in pantomimische und getanzte Passagen treu, Iwanow betonte das lyrische Element. Petipa schuf die »Gesellschaftsbilder«, Iwanow die »Schwanenbilder«. In ersteren dominieren Pracht und Virtuosität, in letzteren steht lyrisch-elegischer Ausdruck im Vordergrund. Beide Elemente manifestieren sich in den beiden weiblichen Hauptpartien: Odile, der schwarze Schwan, eine Verkörperung der machtvoll-verführerischen, extrovertierten Frau. Odette, der weiße Schwan, als poetisch überhöhter Ausdruck introvertierter weiblicher Zartheit und Verletzlichkeit. Dazwischen die Liebe eines Mannes, der im entscheidenden Moment versagt und alles verliert!

 

Handlung:

Aaron S. Watkin & Francine Watson Coleman

Der Mythos des Schwanenmädchens zählt zu den ältesten und gleichzeitig schönsten Legenden der Welt. In der Literatur fast sämtlicher Länder des Orients und Okzidents stoßen wir auf die verschiedensten Formen dieser Erzählung. Alle entspringen derselben Idee: die durch einen Zauber bewirkte Metamorphose eines Menschen, meist eine Frau, in einen Vogel oder umgekehrt.

 

Im Zusammenhang mit der Handlung ist es wichtig zu erwähnen, dass das Libretto des Balletts »Schwanensee« nicht auf der Grundlage einer bestimmten Version der Schwanen-Legende beruht, sondern durch mehrere Erzählungen unterschiedlicher Kulturkreise und Epochen inspiriert ist. Viele dramatische Szenen spiegeln ähnliche Episoden aus dem keltischen, germanischen und russischen Volksschatz wieder.

 

Im Laufe der Aufführungsgeschichte des Balletts »Schwanensee« ist die Legende des Prinzen und des verzauberten Schwanenmädchens auf unterschiedliche Weise erzählt und dabei mit den verschiedenen Mythen zum Schwanenmädchen gespielt worden, so dass von dem »Schwanensee« nicht mehr gesprochen werden kann. Auch Petipa setzte die Handlung zu seiner Choreographie nach den eigenen strukturellen Präferenzen neu zusammen.

 

In diesem Sinne kreiert auch Aaron S. Watkin mit seiner Neuproduktion »seinen« »Schwanensee«, ohne von der inhaltlichen Grundstruktur des Balletts abzuweichen. Zum einen orientiert er sich an der Vorlage Petipas, zum anderen sucht er in dessen historischen Vorläufern nach inhaltlichen Versatzstücken im Libretto und lässt sich dann wiederum von den mythischen Urstoffen inspirieren. Das Ergebnis dieser gedanklichen Synthese ist seine eigene Fassung der Handlung; nicht im eigentlichen Sinne gänzlich neu erfunden, sondern nach fundierter Recherche angereichert und überarbeitet.

 

Choreografie: Aaron S. Watkin nach Marius Petipa & Lew Iwanow

Handlung: Aaron S. Watkin & Francine Watson Coleman

 

Musikalische Leitung: David Coleman

Mise en scène: Francine Watson Coleman

Bühne: Arne Walther

Kostüme: Erik Västhed

Lichtdesign: Wieland Müller-Haslinger

Projektion: Bastian Trieb

Dramaturgie: Michaela Angelopoulos

Es spielt die Sächsische Staatskapelle Dresden

 

Es tanzt das Dresden Semperoper Ballett

Besetzung:

Odette, ein Schwanenmädchen: Elena Vostrotina*

Eine verwitwete Fürstin: Ana Presta*

Prinz Siegfried, ihr Sohn: Vladimir Shishov, Solist des Balletts der Wiener Staatsoper

Benno von Sommerstein: István Simon*,

Baron von Rotbart: Oleg Klymyuk*

Odettes Großmutter: Raquél Martínez*

 

* Debüt in dieser Rolle mit dem Dresden Semperoper Ballett in der Semperoper

 

Weitere Vorstellungen:

23. 11.2009 Montag 19 Uhr

28.11.2009 Samstag 19:30 Uhr

29.11.2009 Sonntag 19 Uhr

08.12.2009 Dienstag 19 Uhr

10.12.2009 Donnerstag 19 Uhr

14.12.2009 Montag 19 Uhr

 

Karten: Schinkelwache, Theaterplatz 2, 01067 Dresden ·

Tel.: 0351 | 4911 705 · E-Mail: bestellung@semperoper.de

 

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