Paris, 29. Mai 1913 im Théatre des Champs-Elysées: Sergej Diaghilews „Ballets Russes“ präsentiert die Uraufführung von Igor Strawinskys Ballett „Le sacre du printemps“ in der Choreografie des gerade 23jährigen Tänzergottes Vaclav Nijinskij. Die Premiere wird zu einem handfesten Skandal: „Das Theater“, hielt die anwesende Journalistin Valentine Gross fest, „schien von einem Erdbeben heimgesucht zu werden. Es schien zu erzittern.“ Die Zuschauer „buhten und pfiffen, übertönten die Musik“, es hagelte „Schläge und Boxhiebe“ ...
Anlass für die geballte Empörung der etablierten Kunstelite waren nicht allein die moderne szenisch-chorografische Umsetzung, sondern auch die barbarisch anmutende Musik, in der Strawinsky ein überdimensionales Mammutorchester zu einem einzigen, gewaltigen und geradezu gewalttätig wirkenden Schlagwerk zusammenfasste.
Aus dem Skandalstück wurde der Ballett-Klassiker des 20. Jahrhunderts, mit dem viele große Choreografen des 20. Jahrhunderts ihre „Reifeprüfung“ ablegten, darunter Martha Graham und Mary Wigman. Und noch etwas gilt für dieses berühmt-berüchtigte Meisterwerk: Man muss über eine Ballettcompagnie verfügen, mit der man es unbedingt realisieren möchte und die sich ästhetisch und technisch der hochkomplexen Partitur, die im Schlusstanz innerhalb von 275 Takten 154 Taktwechsel aufweist, gewachsen ist.
Musikalische Leitung: Johannes Willig
Choreografie und Inszenierung: Nils Christe
Bühne: Thomas Rupert
Kostüme: Annegien Sneep
Mit: Ballett Kiel