Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
balletthagen: Ricardo Fernando erhält den Anerkennungspreis des Deutschen Tanzpreises 2015balletthagen: Ricardo Fernando erhält den Anerkennungspreis des Deutschen...balletthagen: Ricardo...

balletthagen: Ricardo Fernando erhält den Anerkennungspreis des Deutschen Tanzpreises 2015

Der Direktor des balletthagen, Ricardo Fernando, erhält den "Anerkennungspreis" des Deutschen Tanzpreises 2015. --- Schon bald, nachdem Ricardo Fernando das Ballett am Theater Hagen mitten in der Spielzeit 2003/04 übernommen hatte, sprach man in Nordrhein-Westfalen von einer Renaissance der Tanzsparte in der Stadt am Rande des Ruhrgebiets.

Trotz bemerkenswerter Erfolge wurde auch seine Sparte von Einsparungen bedroht und sogar von Nachbarn angefeindet – wer Ballett sehen will, solle doch nach Dortmund, Essen oder Gelsenkirchen fahren, Hagen brauche keine eigene Compagnie. Freundlich hielt er dagegen und auf diese Weise die Krisen aus. Inzwischen spricht man von der »Ära Fernando«, die sich aktuell schon im elften Jahr bewährt.

 

1960 im brasilianischen Goiania geboren, erhielt Ricardo Fernando seine tänzerische Ausbildung in Brasilia. Sein erstes Engagement führte ihn 1983 nach Rio de Janeiro, und von 1984 bis

1987 tanzte er dort als Solist im berühmten Teatro Municipal. Seit 1988 arbeitet er in Europa, zunächst als Tänzer und Ballettdirektor in St. Gallen, ab 1992 als Solist am Opernhaus in Zürich. Im Jahr 1993 ging er als Ballettdirektor und Chefchoreograph an das Stadttheater Bremerhaven, das er bis 2003 leitete – für zwei Spielzeiten zeitgleich und in den selben Funktionen wie das Theater Chemnitz, auf das er sich in der Spielzeit 2000/01 dann ausschließlich konzentrierte. In den folgenden Jahren arbeitete

er in gleicher Position, als Ballettdirektor und Chefchoreograph, eine Saison in Pforzheim sowie zwei Spielzeiten in Regensburg.

 

An das Theater Hagen wechselte er 2003. Dort fing er mit einem »Tango« in der ersten Spielzeit an, gefolgt vom bekannten Handlungsballett »Romeo und Julia« zu Prokofjews legendärer Ballettmusik. Und mit einer vielfältigen Mischung aus bewährten Klassikern und tänzerischem Neuland ging es über ein Jahrzehnt weiter: Abendfüller wie »Ein Sommernachtstraum« und »Giselle« führten anschaulich vor Augen, wie solche Werke durchaus mit einer kleineren Compagnie über die Bühne gehen können. Für seine »Rituale« fügte Ricardo Fernando eigene Versionen von modernen Klassikern an einem Abend zusammen: »Sacre«, »L’après midi d’un Faune« und »Les Noces«. Seine choreographische Handschrift verfügt über das akademische Bewegungsvokabular ebenso wie über die zeitgenössische Tanzsprache.

 

Weitere beispielhafte Werke waren »Der Feuervogel« (2009/10) und »Dornröschen (Reloaded)« in der Spielzeit 2011/12. »Bolero« wurde in einer Kritiker-Umfrage zum besten Tanzstück Nordrhein-Westfalens gewählt. Mit »Estação Esperança« und »Brabrabrasil« nahm der Choreograph Ricardo Fernando Bezug zu seinem Heimatkontinent. Auch Gastchoreographen lud der Hausherr ein, und für die Internationale Aids-Tanzgala kamen renommierte Stars nach Hagen.

 

Im »Ballroom Dance« bewegen sich Kinder und Jugendliche, das Tanzprojekt »Closing the Gap« widmet sich Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung. Kinder unter zwölf Jahren

tanzen in Hagen für »Meine Freunde. Meine Nachbarn«, und alle drei Initiativen strahlen als künstlerische und soziale Projekte längst in den kulturellen Alltag der Stadt aus. Unter dem Titel »Platzwechsel« haben Tänzer der Compagnie die Möglichkeit, erste choreographische Schritte zu wagen. Gemäß Vorhersage ist es unter Ricardo Fernandos künstlerischer Leitung tatsächlich gelungen, eine Ballettrenaissance am Theater Hagen einzuleiten.

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 15 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

EXPLOSIVE KLANGMISCHUNG -- "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky bei NAXOS (BR KLassik)

Nicht sonderlich erfolgreich geriet die Stuttgarter Uraufführung der einaktigen Oper "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky im Jahre 1917 unter der Leitung von Max von Schillings. In…

Von: ALEXANDER WALTHER

Die ganze Wahrheit? -- „True Crime“ - Andrey Kaydanovskiy | Hege Haagenrud | Demis Volpi in der Deutschen Oper am Rhein

Drei tänzerische Perspektiven zu Wahrheit und Fiktion: Andrey Kaydanovskiy „Chalk“, Hege Haagenrud „The Bystanders“, Demis Volpi „Non-Fiction Études“  

Von: Dagmar Kurtz

SZENEN OHNE ILLUSIONEN -- "Tosca" von Giacomo Puccini in der Staatsoper Stuttgart

Kann Kunst unsere Wirklichkeit beeinflussen? Diese Frage steht als zentrales Thema im Zentrum der Inszenierung von Willy Decker, dessen Figuren sich in Puccinis "Tosca" in einem schwarzen Kasten…

Von: ALEXANDER WALTHER

RETTET DIE FRAUEN! -- Premiere "Zertretung" von Lydia Haider im Schauspiel Nord STUTTGART

Die 1985 in Oberösterreich geborene Lydia Haider hat hier einen radikalen Text vorgelegt, der zuweilen an Rainald Goetz erinnert. Die zentrale Frage lautet: Wie geht man mit einem System um, das…

Von: ALEXANDER WALTHER

ATEMLOSE HÖHENFLÜGE -- SWR Symphonieorchester mit Busoni und Sibelius im Beethovensaal der Liederhalle/STUTTGART

Zwei unterschiedliche Zeitgenossen standen diesmal im Zentrum: Jean Sibelius und Ferrucio Busoni. Immerhin weiß man, dass beide in Helsinki Schumanns Klavierquintett in Es-Dur gemeinsam musizierten.…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑