1866 uraufgeführt, gilt Barbe-Bleue, wie das Werk im französischen Original heißt, als eine der bissigsten Operetten aller Zeiten und ihr Schöpfer als Erfinder jenes Operettentypus, der heute allgemein mit diesem Genre assoziiert wird.
In Blaubart wimmelt es nur so vor korrupten Politikern, zwielichtigen Wissenschaftlern, düpierten Machos und gutgelaunten Mordopfern. Offenbach stellt in seiner Bearbeitung den Stoff der Blaubart-Sage auf den Kopf: Ritter Blaubart belastet sich in der Operette nicht persönlich mit der Beseitigung seiner Frauen, sondern überlässt dies seinem Alchimisten Popolani, der sie vergiften soll. Doch dieser hat ein weiches Herz und lässt alle Ex-Frauen Blaubarts am Leben. Als aber die bäuerliche Boulotte als Ehefrau Nummer sechs dazustößt, kommt es zur Revolution: Unter Boulottes Führung marschieren die vermeintlich längst beseitigten Ex-Frauen aus ihrer Gruft und konfrontieren Blaubart mit seinen Missetaten.
Blaubart wird inszeniert vom jungen britischen Regisseur Stephen Langridge, der bereits bei The Story of Io im Rahmen von KAZ 2004 Regie führte. Das Bühnenbild stammt von George Souglides, der 1999 als Assistent von Antony McDonald (Set Design Ein Maskenball 1999/2000 und La Bohème 2001/02) ebenfalls Bodenseeluft geschnuppert hat. Am Pult des Symphonieorchesters Vorarlberg steht der britische Dirigent Martin André.
Jacques Offenbach: Der Erfinder der Operette
Der in Köln als Sohn eines jüdischen Kantors geborene, deutsch-französische Komponist Jacques Offenbach gilt als der Schöpfer jenes Operettentypus, der heute allgemein mit diesem Genre assoziiert wird. Als Leiter der Schauspielmusik an der Comédie Française komponierte er ab 1850 Couplets für Theaterstücke. Die Geburtsstunde der Gattung "Operette" schlug 1858 mit Orpheus in der Unterwelt. Sein "Théâtre des Bouffes-Parisiens" erlebte in den darauf folgenden Jahren zahlreiche gefeierte Uraufführungen der neuen Gattung, darunter Die schöne Helena (1864), Pariser Leben (1866) und Die Banditen (1869). Sogar die Karriere des österreichischen Operettenkönigs Johann Strauß wird mit einem seiner Werke in Verbindung gebracht: Der Erfolg der Schönen Helena, die 1865 im Theater an der Wien aufgeführt wurde, soll Strauß den Anstoß gegeben haben, sich selbst ab 1870 als Operettenkomponist zu versuchen.
Für Offenbach jedoch endete die Epoche geistreich-satirischer Musikwerke mit dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 und dem Zusammenbruch des Ancien Régime. 1874 musste er sein Theater verkaufen. Offenbach komponierte dennoch unermüdlich weiter. Mit seinem Alterswerk, der Oper Hoffmanns Erzählungen über das Leben des Dichters E.T.A. Hoffmann, gelang es ihm schließlich, sich seinen Platz unter den bedeutendsten Komponisten des 19. Jahrhunderts zu sichern. Die Premiere erlebte Offenbach 1881 allerdings nicht mehr mit; er war bereits im Herbst zuvor auf dem Pariser Friedhof Montmartre beigesetzt worden.
Operette am Kornmarkt
Blaubart
von Jacques Offenbach
Premiere:
10. August 2006 - 19.30 Uhr
weitere Aufführungen:
12. August 2006 - 14.00 Uhr
15. und 17. August 2005 - 19.30 Uhr
Kornmarkttheater
Musikalische Leitung: Martin André
Inszenierung: Stephen Langridge
Ausstattung: George Souglides
Choreographie: William Tuckett
Chorleitung: Wolfgang Schwendinger
Bregenzer Festspielchor/Kornmarktchor
Symphonieorchester Vorarlberg
König Bobèche: Robert Wörle
Königin Clémentine: Natascha Petrinsky
Graf Oscar: Otto Katzameier
Blaubart: Wolfgang Ablinger-Sperrhacke
Popolani: Markus Brück
Boulotte: Susanne Reinhard
Fleurette: Daniela Fally
Prinz Saphir: Daniel Behle
In Koproduktion mit dem Festspielhaus St. Pölten und dem Grange Park Opera Festival