Charlie Chaplin, der kleine Mann mit Schnurbart, Melone und Stöckchen ist auf der ganzen Welt bekannt. Aber wer ist der Mensch hinter dieser Figur? Diese Frage stellt sich Mario Schröder in seinem neuen Ballettabend.
Er entdeckt dabei eine faszinierende Persönlichkeit voller Widersprüche. Ei-nen Menschen, der seine fürchterliche Kindheit in den Filmstudios von Hol-lywood nachspielt und damit zum Millionär wird. Als Cocteau ihn einmal fragte warum er so traurig aussehe, antwortete Chaplin: „Weil ich reich damit werde, die Armut zu zeigen!“
Da Chaplin diese Armut am eigenen Leib erfahren hat, gewinnen seine Filme eine ganz besondere Glaubhaftigkeit. Der kleine Tramp schlägt sich durchs Leben mit den Mitteln, die uns allen zur Verfügung stehen – mehr hat er nicht. Er ist kein Supermann – sondern das Gegenteil, ein armer Teufel, ein macht-loser, der ganz unten in der gesellschaftlichen Ordnung steht – gerade das macht ihn zu einer Figur, mit der sich die Menschen in aller Welt identifi-zieren können. Sein „kleiner Habenichts“ hat auch einen Blick für die schönen Töchter der Reichen, und bisweilen widerfährt es ihm, dass auch sie einen Blick auf ihn werfen. Trotz aller Niederschläge des Lebens bleibt der arme Vagabund aber ungeschlagen.
Der plötzliche Ruhm macht Chaplin zu einer Figur des öffentlichen Lebens, deren Stimme gehört wird. Der Clown wird politisch. Chaplin mischt sich ein und führt seine Figur des Tramps in die Krisenherde der Gesellschaft: die Fabriken, zu Streiks und Demonstrationen, schließlich in den Faschismus. Der Clown fordert den großen Diktator heraus – und lässt ihn schrumpfen zu einem lächerlichen Zwerg. Aber Chaplins Engagement macht ihn den Konser-vativen verdächtig, er wird zum Opfer der Kommunistenjagd und schließlich aus dem Land getrieben.
Der Ballettabend beschreibt die wesentlichen Stationen von Chaplins Leben immer mit Bezug zu seinem künstlerischen Schaffen und zeigt, dass hinter der Figur des lustig-komischen Tramps ein Künstler steht, der seine Zeit emp-findsam und hellwach beobachtet. Chaplins Mitgefühl und sein Sinn für Ge-rechtigkeit in einer ungerechten Welt machen seinen Tramp zu einem Vorbild des Humanismus, der in der Reihe steht mit Don Quichotte und Jesus von Nazareth.
INSZENIERUNG UND CHOREOGRAFIE: Mario Schröder
AUSSTATTUNG: Paul Zoller
MUSIKALISCHE LEITUNG: Simon Rekers
Mit dem Ballett Kiel
Mario Schröder (Inszenierung und Choreografie) erhielt seine Tanzaus-bildung an der Palucca Hochschule Dresden. Bis 1999 tanzte er als Erster So-list an der Oper Leipzig. Darüber hinaus absolvierte er eine Ausbildung als Choreograf an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst und Regie „Ernst Busch“. 1999 wurde er als Ballettdirektor und Chefchoreograf an das Main-franken Theater Würzburg berufen bevor er 2001 in gleicher Funktion nach Kiel kam. Mario Schröder schuf bisher über 50 Choreografien und wurde für seine choreografische Arbeit mehrfach ausgezeichnet.
Der gebürtige Heidelberger Thilo Reinhardt (Produktionsdramaturg) studierte zunächst Medizin in Siena, dann Musiktheaterregie bei Götz Friedrich in Hamburg. Es folgten Regieworkshops bei Harry Kupfer und Peter Konwitschny. Er nahm an den drei Meisterkursen für Opernregie von Ruth Berghaus teil und war Regieassistent am Staatstheater Darmstadt u. a. bei Werner Schroeter. Es schlossen sich Regieassistenzen bei Ruth Berghaus und Achim Freyer an.
Er inszenierte u.a.: "Die Fledermaus" an der Oper Leipzig; „La Cenerentola“ am Staatstheater Braunschweig; "Un ballo in maschera" an den Städtischen Bühnen Osnabrück; „Calandro“ v. G.A.Ristori und „Die lustigen Weiber von Windsor“ am Staatstheater Cottbus; „Cabaret“ am Theater Dortmund; „La Bohème“, „Il Barbiere di Sevilla“ und „Fidelio“ am Nationaltheater Weimar; „Die Hochzeit des Figaro“ am Theater Freiburg.
In Kiel ist er erstmals als Produktionsdramaturg für einen Ballettabend tätig.
Für die Ausstattung zeichnet der in Insbruck geborene Paul Zoller, der schon die Bühnenbilder u. a. für GOLDMUND ODER DIE GIER NACH LEBEN oder GUTEN MORGEN DU SCHÖNE- DU MEIN LEBEN entwarf, verantwortlich.
Nach einem Architekturstudium u. a. an der Hochschule der bildenden Künste in Wien und der Teilnahme an mehreren Architekturwettbewerben, absolvierte Paul Zoller ein Bühnenbildstudium an der Akademie der bildenden Künste und schuf Ausstattungen für verschiedene Theaterproduktionen u. a. in Weimar, Essen, Ber-lin und München.
Und vieles mehr unter: www.theater-kiel.de