Eine Respektsbezeugung gegenüber dem Werk Goethes, dessen Gehalt Gounods Oper nicht wiedergeben kann, aber auch kaum wiedergeben will. Gounods Oper zeigt ein beinahe typisches Opernpersonal in einer beinahe operntypisch tragischen Liebesgeschichte. So gesehen hat FAUST von Gounod mehr mit Verdis TRAVIATA von 1853 gemein denn mit Goethes FAUST. DER TRAGÖDIE ERSTER TEIL von 1806, dem sie dennoch den Handlungsverlauf verdankt. Der in Deutschland übliche Titel zeigt aber auch einen Fokuswechsel an; denn letztlich steht in Gounods Oper nicht Faust, sondern die tragisch zugrunde gehende, scheinbar unschuldig verführte Marguerite im Mittelpunkt.
Statt erkennen zu wollen, was die Welt im Innersten zusammenhält, wünscht Faust sich von Méphistophélès die Gewährung sexueller Erfüllung durch junge Mädchen. So lässt ihn der Teufelspakt Marguerite verführen, schwängern, verlassen und schließlich doch wieder im Gefängnis aufsuchen, wo die unerschütterlich an ihrem Glauben festhaltende Geliebte sterben muss: Der Flucht unter Mithilfe des Teufels zieht sie den leiblichen Tod vor. Der Chor hingegen ruft ihre Seele als gerettet aus.
Gounods FAUST-Oper ist ein Zwitterwesen, da sie einerseits der Tradition der Opéra comique mit musikalischen Nummern und Dialogen verpflichtet ist, andererseits auch die Grand Opéra anzupeilen scheint. So kommt hier äußerst dramatische, mit großem melodischen Einfallsreichtum komponierte Musik mit Passagen zusammen, in denen »Nummern« populärer Formen wie Couplet, Choral, Walzer und Marsch dominieren. Der zwingenden Wirkung des berühmten Marschs der aus dem Krieg heimkehrenden Soldaten ist dabei ebenso wenig zu entkommen wie der Operndramatik der Liebesgeschichte, die etwa im Ablauf von Spaziergang, Geständnis und Verführung im dritten Akt eine romantische Entwicklung erleben lässt.
Französische Oper pur - und das in einer herausragenden Besetzung: René Pape als Méphistophélès, Marina Poplavskaya als Marguerite, Charles Castronovo in der Titelpartie und Roman Trekel als Valentin versprechen einen außergewöhnlichen Opernabend. Mit der Neuinszenierung von Charles Gounods „Faust“ wird die mit Dusapins „Faustus, the Last Night“ und Busonis „Doktor Faust“ eröffnete Auseinandersetzung mit dem Faust-Stoff auf der Bühne der Staatsoper Unter den Linden fortgesetzt. Zum zweiten Mal nach ihrer „Maria Stuarda“ in der Spielzeit 2006/07 arbeiten der junge Regisseur Karsten Wiegand und der junge französische Dirigent Alain Altinoglu (der im Juli beim Festival d´Aix en Provence und im Januar 2010 an der New Yorker Met debütieren wird) an der Staatsoper zusammen. Premiere mit der Staatskapelle Berlin und dem Staatsopernchor ist am 15. Februar.
Karsten Wiegand beleuchtet das Teuflische in den ungezügelten Möglichkeiten, die Faust durch den Pakt mit Méphistophélès gegeben sind. Statt wie bei Goethe erkennen zu wollen, was die Welt im Innersten zusammenhält, wünscht sich Faust bei Gounod die Gewährung sexueller Erfüllung. So lässt ihn der Teufelspakt Marguerite verführen, schwängern, verlassen und schließlich doch wieder im Gefängnis aufsuchen. Gounods Faust-Oper bringt äußerst dramatische, mit großem melodischem Einfall komponierte Musik mit populären Formen wie Couplet, Choral oder Walzer zusammen. Der zwingenden Wirkung des berühmten Soldatenmarschs ist dabei ebenso wenig zu entkommen wie der Dramatik der Liebesgeschichte.
Musikalische Leitung
Alain Altinoglu
Karsten Wiegand
Bärbl Hohmann
Kostüme
Ilse Welter
Olaf Freese
Chöre
Eberhard Friedrich
Dramaturgie
Jens Schroth
Faust
Charles Castronovo
Méphistophélès
René Pape
Valentin
Roman Trekel
Wagner
Andreas Bauer
Marguerite
Marina Poplavskaya
Siébel
Silvia de la Muela
Marthe
Rosemarie Lang
Staatskapelle Berlin
Staatsopernchor
In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Weitere Vorstellungen am 19. Februar um 19 Uhr; 22. Februar um 18 Uhr;
25. Februar um 19:30 Uhr und am 28. Februar um 19:30 Uhr.
Tickets über 030 20354 555 | www.staatsoper-berlin.de