Stuttgarts Ruf als nicht nur tänzerischer sondern auch choreographischer Talentpool besteht seit den Tagen John Crankos. In der Reihe „Junge Choreographen“ der bereits 1958 gegründeten Stuttgarter Noverre-Gesellschaft bot sich auch für Tänzer der Compagnie die Gelegenheit, sich als Choreographen auszuprobieren. Zur ersten Generation der hier entdeckten und geförderten Nachwuchstalente gehörten William Forsythe, Jiří Kylián und John Neumeier. In jüngerer Zeit wurden die „Jungen Choreographen“ unter anderem für Daniela Kurz, Christian Spuck, Douglas Lee und Marco Goecke zum Sprungbrett in internationale Karrieren. Aktuell beweisen die ersten Choreographien von Bridget Breiner und Demis Volpi, dass die Impuls
gebende Kraft dieses besonderen Ortes nach wie vor wirkt.
Bemerkenswert ist die große stilistische Bandbreite im Schaffen der „Stuttgarter“ Choreographen, die sich wohl kaum auf einen gemeinsamen ästhetischen Nenner bringen lassen oder dem Vorbild eines bestimmten Meisters verpflichtet wären. Was sie eint ist die Verwurzelung ihrer Tanzsprachen im klassischen Vokabular, dessen Möglichkeiten sie allerdings auf höchst unterschiedliche Weise ausreizen. Diese Vielfalt macht der neue Ballettabend mit fünf Werken erlebbar, darunter zwei Uraufführungen: Douglas Lee choreographiert sein neues Ballett Leviathan zu Musik von Steve Reich und Frank Henne für fünf Tänzerinnen und vier Tänzer der Compagnie. Hauschoreograph Marco Goecke erarbeitet seine Kreation Alben mit zwei Tänzerinnen und drei Tänzern und wendet sich musikalisch erstmals dem Jazz zu. Vervollständigt wird das Programm durch die beiden jüngsten Noverre-
Kreationen von Bridget Breiner und Demis Volpi sowie Uwe Scholz’ 1996
uraufgeführte Notations I-IV. Der 2004 im Alter von nur 45 Jahren verstorbene
Scholz, gehörte zur mittleren Generation der von Stuttgart geprägten
Tanzschaffenden. Im Alter von 37 Jahren präsentierte er hier 1996 die Uraufführung des für Vladimir Malakhov geschaffenen Solos Notations I-IV.
CHOREOGRAPHIE AUS STUTTGART:
GOECKE / LEE / SCHOLZ / BREINER / VOLPI
Leviathan
Choreographie Douglas Lee
Musik Steve Reich Sextet, Frank Henne
Choreographische Assistenz Birgit Deharde
Ausstattung Ines Alda
Uraufführung 14. März 2008, Stuttgarter Ballett
Sirs
Choreographie Bridget Breiner
Musik Joseph Hathaway, Charles Kingsley The Young Knight; Interpretin: Nina
Simone
Uraufführung 29. Juni 2007, Junge Choreographen der Noverre-Gesellschaft
swish
Choreographie Demis Volpi
Musik Howard Skempton Surface tension I; Skin You’ve Made Your Bed
Musikcollage Frank Bürger
Kostüme Michaela Springer
Uraufführung 29. Juni 2007, Junge Choreographen der Noverre-Gesellschaft
Notations I-IV
Choreographie Uwe Scholz
Musik Pierre Boulez, Notations I-IV
Bühne und Kostüme Uwe Scholz
Einstudierung Thierry Michel
Uraufführung 09. Oktober 1996, Stuttgarter Ballett
Alben
Choreographie Marco Goecke
Musik Miles Davis My Funny Valentine, Ludwig van Beethoven An die ferne
Geliebte, op. 98
Choreographische Assistenz Rolando D’Alesio
Bühne und Kostüme Michaela Springer
Licht Udo Haberland
Dramaturgie Anja von Witzler
Uraufführung 14. März 2008, Stuttgarter Ballett
Kartentelefon: 0711. 20 20 90