Lange vor der Kinoleinwand hatte schon das Musiktheater den Mutter- und Christenmörder für sich entdeckt: in den Opern von Mascagni, Boito, Rubinstein, Händel und – zuallererst – von Monteverdi.
Neros Opern-Debüt geriet spektakulär. Es kam einem Tabubruch gleich, dass Monteverdi und sein Librettist in ihrem 1642 uraufgeführten dramma per musica keine Götter oder Heroen, sondern einen historisch verbürgten Anti-Helden auf die Bühne stellten.
Als Tabubrecher bewährt sich auch Nerone selbst. Verheiratet ist er mit Ottavia, doch das Lager teilt er mit Poppea, was nicht nur deren Gatten Ottone gegen Nerone aufbringt. Seneca, Roms erster Philosoph und Tugendwächter, nimmt Anstoß an der Verhöhnung der Sitten, worauf der Tyrann ihm befiehlt, sich das Badewasser einzulassen und sich die Pulsadern aufzuschneiden. Mit der Krönung Poppeas triumphiert die Lust über das Recht, mit Monteverdis letzter Oper der lyrischere venezianische über den deklamatorischeren florentinischen Stil – mit einer melodiösen Pracht, die der Oper Leben und Zukunft schenkte.
Monteverdis Musik besticht mit sinnlicher Schönheit und überbordendem Melodienreichtum, im Mittelpunkt des Geschehens hingegen steht einer der berühmtesten Tyrannen der Weltgeschichte. Nero brannte nicht nur Rom nieder, sondern frönte auch einem grenzenlos genießerischen Lebenswandel: Am Ende der Oper triumphiert er über sämtliche Feinde und macht seine Geliebte Poppea zur neuen Kaiserin.
Markus Bothe arbeitet seit 1999 als freischaffender Opern- und Schauspielregisseur an zahlreichen renommierten Theatern, u.a. in Freiburg, Kiel, Hannover, Hamburg, Stuttgart, Berlin, in Linz und Basel. Seine Inszenierung der Uraufführung von Sciarrinos ‚Infinito Nero‘ gastierte bei den Salzburger Festspielen, beim Festival d’Automne in Paris und am Teatro La Fenice in Venedig. In Wiesbaden inszenierte er zuletzt mit großem Erfolg Händels Oper ‚Julius Caesar‘ und Donizettis ‚Viva la Mamma‘; er war Mitglied der Künstlerischen Leitung der Theaterbiennale NEUE STÜCKE AUS EUROPA.
Libretto von Giovanni Francesco Busenello
In italienischer Sprache mit Übertiteln
Musikalische Leitung Samuel Bächli
Inszenierung Markus Bothe
Bühne Ricarda Beilharz
Kostüme Dorothea Katzer
Dramaturgie Andreas Gründel
Mit:
Ottone / Nutrice Matthew Shaw
Ottavia Ute Döring, Merit Ostermann
Nero Martin Homrich
Poppea Sharon Kempton
Seneca Bernd Hofmann
Arnalta / Lucano / 1. Soldat / Familiare di Seneca I Erik Biegel
2. Soldat / Familiare di Seneca II Jochen Elbert, Patrick Hurley
Liberto / Familiare di Seneca III Brett Carter, Reinhold Schreyer-Morlock
Drusilla Stephanie Gooch, Evgenia Grekova
Doppelbesetzung in alphabetischer Reihenfolge
Orchester und Statisterie des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden
Samstag, den 04.12.2010, 19.30 Uhr
Samstag, den 11.12.2010, 19.30 Uhr