Die, im Fall der Karády tragische Verschmelzung der privaten Person mit der "öffentlichen Person" bzw. der Filmfigur, zeigt die Einflussnahme von Kino auf die Gesellschaft. Die Gestapo unterstellte ihr, jene Spionin zu sein, die sie in dem damals aktuellen Film Machita spielte. Ihre private Liaison mit dem Chef der ungarischen Abwehr, General István Ujszászy, trug ein Weiteres dazu bei, sie zu diskreditieren. Einen Monat nach der Besetzung Ungarns durch die Deutschen im März 1944 wurde Karády von der Gestapo verhaftet.
Nach Gefängnis und Folter kam sie nach drei Monaten wieder frei. Im Winter 1944/45, während der Schreckensherrschaft der Pfeilkreuzler, rettete Katalin Karády eine Gruppe jüdischer Kinder am Donauufer vor der Ermordung. 1951 emigrierte, nach Aufenthalten in Österreich, der Schweiz, Belgien und Brasilien, 1968 schließlich nach New York, wo sie bis zu ihrem Tod 1990 einen Hutsalon betrieb. Am 22.März 2004 ehrte das Yad Vashem Katalin Karády als Gerechte unter den Völkern.
Die Filmmusik-Partitur von Tibor Polgár zum ersten und erfolgreichsten der 22 Filme mit Katalin Karády, „Tödlicher Frühling“ von 1938, hat ZOON Musiktheater/Thomas Desi im Nachlass des Komponisten in Toronto, Kanada, entdeckt und in ihrer integralen Version zur musikalischen Tonspur des Projektes gemacht.
Das Budapest Verhör ist nicht nur die Wiederbegegnung mit dem Phänomen Katalin Karády, sondern auch die Uraufführung der vollständigen Filmmusik für Orchester von Tibor Polgár, die nur zum kleinen Teil für den Film Verwendung fand, gelungen.
Stück und Regie: Thomas Desi
Mit: Eszter Hollósi, Schauspiel
Nina Plangg, Mezzosopran
Gottfried Falkenstein, Erik Leidal, Ernst-Christian Mathon, Bartolo Musil,
Roman Maria Müller und Mia Krieghofer
Orchester Ensemble Wien Klang, Leitung Azis Sidakovic
Alexandre Bellenger, Turntables
Assistenz: Martina Schmidt
Dramaturgie: Walter Eckermann
Licht: Harald Michlits
Kostüm: Angela Wiedermann
Bühnentechnik: Reinhard Taurer
Nach authentischen Texten und Dokumenten u.a. von Sándor Márai, Florimond Duke und Katalin Karády, mit der wiederaufgefundenen Filmmusik zu „Tödlicher Frühling“ von Tibor Polgár (1907-1993).
Spieltermine: 5., 7., 11., 13. und 14. Mai 2011, jeweils 20.00 Uhr