Das äußert sich in experimenteller Lebensweise, in Mode, in revolutionärem Aufbegehren, adoleszenter Angriffslust und in einer Form von Kunst, die nicht dem sogenannten „Mainstream“ angehört. Um jedoch dauerhaft in Erscheinung zu treten, braucht es bindende Identitätsflächen. Solche gab es immer wieder: In Jugendbewegungen, Subkulturen, reformfrohen Glaubensgemeinschaften und in ganzen Stadtvierteln ließen sich alternative Lebensmodelle langjährig ausprobieren. Inzwischen hat auch „der Markt“ mit seinen „freien“, höchst nervösen Gesetzen erkannt, dass die jeweils unangepasstesten Erfindungen gleichzeitig die kommerziell durchschlagendsten sein können. Heute werden Familienautos als „revolutionär individuell“ und Städtereisen als „spannend anders“ beworben.
Das Nordlabor 2 wird von dem Musiker, Autor und Theatermacher Schorsch Kamerun geleitet. Er ist Mitbegründer des Golden Pudel Club Hamburg und Gründungsmitglied und Sänger der Hamburger Band Die Goldenen Zitronen. In den vergangenen Jahren realisierte er Theaterprojekte u. a. am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, am Schauspielhaus Zürich, an den Münchner Kammerspielen, an der Volksbühne Berlin, bei den Wiener Festwochen, der Ruhrtriennale, den Ruhrfestspielen Recklinghausen und an der Bayerischen Staatsoper. Für sein WDR-Hörspiel Ein Menschenbild, das in seiner Summe Null ergibt erhielt er den Hörspielpreis der Kriegsblinden. Gastprofessuren führten ihn u. a. an die Akademie der Bildenden Künste München. Am Schauspiel Stuttgart inszenierte er im März 2014 die Fluxus-Konzertinstallation Denn sie wissen nicht was wir tun. Im März 2016 erschien sein autobiographischer Roman Die Jugend ist die schönste Zeit des Lebens.
Mit der musiktheatralen Versuchsreihe Das glaubst du ja wohl selber nicht! fragt das Schauspiel Stuttgart in unterschiedlichsten Veranstaltungen und Spielformaten, mit Schauspielern, Musikern, Bildenden Künstlern, Laien, Kennern und Tänzern in die Stadt hinein, ob sich heute überhaupt noch an etwas glauben lässt. Zehn unterschiedliche Abende, zehn unterschiedliche Felder – von „das Expressive“ über „Das Irritierende“ bis hin zu „das Sinnfreie“. Diese Abende sind mehr als „nur“ Theater, nämlich Show, Lesung, Konzert, Kunst- und Videoinstallation, Debatte, Tanz und Party. Sie gehen thematisch von den Protest- und Reformbewegungen der vergangenen Jahrzehnte aus: von literarischen Experimenten ebenso wie von musikalischen und bildnerischen Gegenkulturen der alten BRD. Entsprechend vielfältig sind die Partner, die in das Projekt eingebunden sind, darunter Studierende der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, das Literaturhaus Stuttgart und das Deutsche Literaturarchiv Marbach.
Regie, Leitung & Musik Schorsch Kamerun
Raumkonzept Katja Eichbaum
Kostüme Miriam Siman
Produktionsleitung Hannah Rex
Dramaturgie Bernd Isele, Katrin Spira
Bühnenbildassistenz, Foto & Video Julian Marbach
Kostümassistenz Valerie Gasse
Dramaturgieassistenz Bastian Boß, Maria Nübling
Eröffnungsparty Susanne Brendel, Elmar Mellert, Jasmin Schädler, Julia Schaefer
Das Programm und weitere Informationen erhalten Sie ab dem 1. April auf schauspiel-stuttgart.de
Der Vorverkauf für alle Termine beginnt am 6. April.