Voller Unlust geht der verbissen auf die Seriosität seiner Arbeit pochende Mann an die Arbeit – nur ungern hat der den Auftrag übernommen. Die erfolgverwöhnte, strahlende Schauspielerin scheint ihm weit überlegen. Das Gespräch könnte schnell zu Ende sein, aber die Begegnung entwickelt sich auf unterhaltsame Weise zu einer zerstörerischen Schlacht zwischen zwei hochintelligenten Menschen, in der alle Mittel recht sind, die eigene Existenz in der Mediengesellschaft zu behaupten. Wahrheit und Lüge sind nicht mehr zu unterscheiden, so wenig wie echtes Gefühl und seine Vortäuschung. Die beiden Personen kommen sich extrem nahe und werden gleichzeitig unerbittliche Feinde. Im Hintergrund beherrscht das persönliche Drama immer mehr die Szene: unbewältigte Kriegserfahrungen als Berichterstatter, Ohnmacht, Neid, unlautere Motive, Gier nach Erfolg und kommerzieller Verwertung intimer Erfahrung, Spekulationen um eine Krankheit des Stars, eine fast herbeigesehnte “Beschädigung“ seines Glanzes . . .
DAS INTERVIEW heißt ursprünglich ein Film des niederländischen Regisseurs Theo van Gogh - der aber eigentlich ein Kammerspiel ist, das sich ganz auf seine Schauspieler konzentriert. Durch die subtile Analyse psychischer Reaktionen gelingt eine präzise Beschreibung jener vollends theatralisierten Welt, wie sie die Medien täglich erschaffen.
Nach der Uraufführung 2006 am Frankfurter Künstlerhaus Mousonturm und der bemerkenswerten Inszenierung 2009 am Theater am Neumarkt in Zürich nun auch in Münster am Wolfgang Borchert Theater.
Der 1957 in Den Haag geborene niederländische Filmregisseur, Publizist und Satiriker Theo van Gogh erhielt nach der Ausstrahlung seines Films “Submission“ über die Unterdrückung der Frau durch den Islam Morddrohungen. Am 2. November 2004 wurde er gegen 8.45 Uhr in der Amsterdamer Linnaeusstraat von einem islamischen Fundamentalisten ermordet. Der Filmregisseur war ein Urenkel des niederländischen Kunsthändlers und -sammlers Theo van Gogh, dem Bruder Vincent van Goghs.
Es inszeniert WBT-Chef Meinhard Zanger. Der Berliner Theater-, Fernseh- und Film-Schauspieler Henning Kober, Jahrgang 1968, hat die Rolle des Pierre übernommen und gibt nach Theater-Engagements in Konstanz, Hamburg, Oldenburg, Göttingen und Dessau nun sein WBT-Debüt. Ensemble-Mitglied Sabrina vor der Sielhorst (u. a. Conférence in KLEINER MANN, WAS NUN?) spielt den Soap-Star Katja.
Inszenierung | Meinhard Zanger
Ausstattung | Annette Wolf
Mit | Henning Kober [Pierre] & Sabrina vor der Sielhorst [Katja] |