In die Risse einer zerfallenden alten Ordnung setzt es eine nicht fassbare (Liebes-)Vision, an der es unbeirrbar und darum umso irritierender festhält. Heinrich von Kleists berühmtes Theaterstück aus dem Jahre 1808 entwirft eine fiktive mittelalterliche Märchen- und Ritterwelt, in deren fantasievoller Collage die Erosion der alten Stände- und Geschlechterordnung erahnbar wird. Adel und Bürgertum, Mann und Frau, göttlich und weltlich – die gesellschaftlichen Klassifizierungen verschwimmen und lassen eine Zeit des Umbruchs erkennen, die in der Prothesen-Figur Kunigunde ihren Ausdruck findet.
Während die Ritter als Kräfte der Beharrung mit Gewalt versuchen, die alte Ordnung aufrecht zu erhalten, die im Grafen Wetter ihren strahlenden Repräsentanten findet, hat das Virus Käthchen bereits begonnen, den Organismus zu zersetzen. Käthchens verstörende Vision, die über ihren Fixpunkt Wetter weit hinausgeht, widerstrebt allen Versuchen ihrer Vereinnahmung und setzt die Realität außer Kraft.
Inszenierung: Ulrich Greb
Bühne: Birgit Angele
Kostüme: Elisabeth Strauß
Dramaturgie: Fabian Lettow
Ensemble: Magdalene Artelt, Angelika Baumgartner, Patrick Dollas, Philip Grüneberg, Kinga Prytula, Holger Stolz,
Frank Wickermann