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Das "Komische Oper ’Festival" in Berlin

13. Juli bis 18. Juli 2010

Rigoletto, Lear, Don Pasquale, Orlando, Fidelio (1805), La Périchole … Die Premieren der Spielzeit in einer Woche.

Sechs Vorstellungen (20:00 Uhr) an sechs aufeinander folgenden Tagen, jeweils mit einem vorangehenden Vortrag von Prof. Thomas Macho (19:00 Uhr), einem musikalischen Rahmenprogramm sowie einer anschließenden Podiumsdiskussion.

Gleich zwei namhafte Schauspielregisseure haben in der Behrenstraße ihr Debüt im Musiktheater gegeben: Alexander Mørk-Eidem mit seiner mit den Geschlechterrollen und den damit verbundenen Klischees spielende Version von Händels Orlando (16.7.) und Nicolas Stemann, der mit La Périchole (18.7.) den Amüsier- und Konsumzwang unserer Gesellschaft hinterfragt und dabei eine kritische Auseinandersetzung mit der Gattung Operette liefert.

Die Geschichte von Don Pasquale gerät unter den Händen von Jetske Mijnssen zu einem morbid-makabren Spektakel um das letzte Ruhemöbel des Alten (15.7.).

Benedikt von Peter befragt die Utopien, die Beethoven getrieben haben, die mühevolle Arbeit an Fidelio (1805) immer wieder aufzunehmen (17.7.).

Barrie Koskys vom Grand Guignol inspirierte Rigoletto-Inszenierung streicht die tragischen Aspekte des Werkes stark heraus, gerade weil und indem sie die grotesken Züge des Schauerdramas lustvoll betont (13.7.).

Altmeister Hans Neuenfels bringt Aribert Reimanns Lear nach dem ebenso tiefsinnigen wie theaterwirksamen Drama Shakespeares in kühle Bilder bestürzender Gewalt in und zwischen den Menschen (14.7.).

Das Komische Oper ‘Festival, das vom 13. bis 18. Juli 2010 stattfindet, bietet die Gelegenheit, diese sechs Auffüh­rungen noch einmal zu sehen. Für das Rahmenprogramm aus Expertenvorträgen vor und Podiums­diskus­sionen nach der Vorstellung wurde in diesem Jahr der Philosoph und Professor für Kulturgeschichte an der Humboldt-Universität Berlin Thomas Macho gewonnen.

Thomas Macho hat zwischen den Produktionen dieser Spielzeit verblüf­fende Bezüge aufgefunden, die er in seinem Vortrags­zyklus darlegen wird. Da sind die beiden Väter, die ihre Töchter nicht verstehen und so sich und sie ins Verderben stürzen: Rigoletto und Lear. Oder zwei alte Männer, die sich mit dem Tod konfrontiert sehen und sich dabei im wahrsten Sinne des Wortes »närrisch« verhalten: Lear und Don Pasquale. Dann sind da zwei Männer im Liebes­wahn: Der Greis, der glaubt, eine junge Frau heimführen zu können, und der Ritter, der aus verschmähter Neigung irre wird. Die Tatsache, dass dieser Held von einer Frau ge­sungen wird, verweist auf die Frage der Geschlechter­identität die im Umgang mit den »Hosenrollen« in Orlando und Fidelio (1805) reflektiert wird. Es folgen zwei Männer, beide aus politischen Gründen im, Ge­fäng­nis landen, und die doch ganz verschieden sind: Florestan, dessen Befreiung zum Ausblick auf eine Befreiung der Menschheit wird, und der Liebste der Straßensängerin Périchole, der dem quirligen Amüsier­betrieb wohl kaum entkommen wird. Den Schluss der Reihe bildet die Frage, was das »Happy End«, das uns viele Opern und fast alle Operetten bringen, an utopischen Potenzialen enthalten mag.

Das Programm im Einzelnen

Rigoletto ... Dienstag, 13. Juli 2010

19:00 Uhr … Vortrag von Prof. Dr. Thomas Macho: »Väter und Töchter. Zu Rigoletto und Lear«

20:00 Uhr … Rigoletto – Oper in drei Akten von Giuseppe Verdi

»Der künftige Intendant Barrie Kosky hat Verdis Rigoletto inszeniert und damit neue Maßstäbe gesetzt.« (taz, Niklaus Hablützel)

Lear … Mittwoch, 14. Juli 2010

19:00 Uhr … Vortrag von Prof. Dr. Thomas Macho: »Der Narr und der Tod. Zu Lear und Don Pasquale«

20:00 Uhr … Lear – Oper in zwei Teilen von Aribert Reimann

»Es gibt nichts, was in dieser Inszenierung willkürlich ist oder nicht hinein passt, ich bin un­glaub­lich fasziniert und ich bin sehr, sehr, sehr dankbar dafür dass ich das Glück hatte endlich mal mit Neuenfels zu arbeiten.« (Aribert Reimann)

»Die Komische Oper triumphiert hier mit einer fulminanten musikdramatischen Gesamtleistung höchsten Anspruchs. Nur Ovationen.« (Süddeutsche Zeitung, Wolfgang Schreiber)

Don Pasquale ... Donnerstag, 15. Juli 2010

19:00 Uhr … Vortrag von Prof. Dr. Thomas Macho: »Liebeswahn. Was tun? Zu Don Pasquale und Orlando«

20:00 Uhr … Don Pasquale – Komische Oper in drei Akten

von Gaetano Donizetti

»Diesmal hat die Komische Oper Berlin ihrem Namen wahr­haft alle Ehre gemacht. Sie zeigt Donizettis Don Pasquale - am Ende gefeiert - in einer überaus lebendigen und pausenlos überraschenden Inszenierung.«

(Berliner Morgenpost, Klaus Geitel)

Orlando ... Freitag, 16. Juli 2010

19:00 Uhr … Vortrag von Prof. Dr. Thomas Macho: »Wer ist hier Mann, wer ist hier Frau? Zu Orlando und Fidelio (1805)«

20:00 Uhr … Orlando – opera seria in drei Akten von Friedrich Händel

»Ein ungewöhnlicher, aber hoch artifizieller Theaterspaß, quasi ein Musical aus dem 18. Jahrhundert.« (Neue Musikzeitung, Peter P. Pachl)

Fidelio (1805) ... Samstag, 17. Juli 2010

19:00 Uhr … Vortrag von Prof. Dr. Thomas Macho: »Kerker, Politik und Freiheitsliebe. Zu Fidelio (1805) und La Périchole«

20:00 Uhr … Fidelio (1805) – Oper in drei Aufzügen von

Ludwig van Beethoven

»Die Aufführung der Fidelio-Urfassung von 1805 an der Komischen Oper schafft es in weiten Teilen, den problematischen Widerspruch dieser Oper aufzuheben. Mit Weitsicht hat das Haus dem Regisseur Benedikt von Peter grünes Licht gegeben, das Stück aus seinem Geist als nie ganz vollendetes Theater-Patchwork zu begreifen.« (Berliner Zeitung, Matthias Nöther)

La Périchole ... Sonntag, 18. Juli 2010

19:00 Uhr … Vortrag von Prof. Dr. Thomas Macho: »Die Komik des Happy-Ends. Zu La Périchole und allen anderen Premieren der Spielzeit«

20:00 Uhr … La Périchole – Opéra-bouffe in drei Akten von Jacques Offenbach

»Der Theaterregisseur Nicolas Stemann wird überall gefeiert. Auch seine erste Arbeit an der Berliner Oper kommt beim Publikum gut an. Mit schwarzer Ironie, viel Frohsinn und bunten Glitzerkostümen inszenierte er dort La Périchole von Jacques Offenbach ... er stellt dem hysterisch-virtuosen Offenbach das denkbar Entfernteste gegenüber – Stellen aus Wagners Tristan und Isolde. Und es funktioniert!« (Deutschlandradio Kultur, Mascha Drost)

» Stemanns Musiktheaterdebüt ist furios und fürchterlich zugleich. Wer gut Operette machen will, so heißt es, braucht ein Gespür für das Tempo. Stemann hat ein perfektes Gespür fürs Antitempo. Die Offenbachiade an der Komischen Oper in Berlin hält das locker aus.« (Die Zeit, Claus Spahn)

Kartentelefon Komische Oper Berlin … 030.47 99 74 00

Montag bis Samstag 9:00 bis 20:00 Uhr, Sonntag 14:00 bis 20:00 Uhr

karten@komische-oper-berlin.de ... www.komische-oper-berlin.de

Preise ... 10,00 bis 75,00 €

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