In frühester Jugend vom Förster gefangen, kämpft sie auf seinem Hof um ihre Freiheit. Schließlich kann sie – um etliche Erlebnisse und Erfahrungen reicher – entfliehen und kehrt zurück in den Wald, wo sie den Dachs aus seiner Höhle verjagt. Erwachsen und selbstbewusst geworden begegnet sie dem Goldfuchs, mit dem sie eine Familie gründet. Schon bald unterweist sie ihre Jungen in die Gefahren des Lebens und lehrt sie, die Falle des Försters zu meiden. Doch dann dringt ihr größter Gegner, der Wilderer Haraschta, in ihr Revier ein und streckt sie, die bis zum Schluss ihre Freiheit und Unabhängigkeit verteidigt, brutal mit zwei Schüssen nieder.
Eng verwoben mit der Tierfabel kämpfen die Menschen gegen ihre Unvollkommenheit. Während die Försterin gegen die von der Füchsin ins Haus gebrachten Flöhe kämpft, träumen der Förster, der Lehrer und der Pfarrer von der Liebe der jungen, unnahbaren Terynka. Deren Gunst jedoch gewinnt Haraschta, der sie mit Hilfe seines Hochzeitsgeschenks, einem Pelzmuff aus dem Fell der Füchsin, erobert. Alt geworden kehrt der Förster in den Wald zurück, voller Erinnerungen an die Vergangenheit. In einem jungen Frosch erkennt er den immerwährenden Kreislauf der Natur und schläft versöhnt ein.
»Das schlaue Füchslein« ist eine der originellsten Schöpfungen Janáčeks und wurde 1924 mit großem Erfolg in Brünn uraufgeführt. Federzeichnungen von Stanislaw Lolek und die dazugehörigen Geschichten von Rudolf Tešnohlídek in der Zeitung Lidové noviny inspirierten ihn Anfang der 1920er Jahre zu dieser Oper. Um den Klang der Natur zu erfahren und in seinen Kompositionen nachbilden zu können, führte er umfangreiche Naturstudien und Aufzeichnungen von Vogelgesängen durch. Er selbst charakterisierte sein Werk als Waldidylle und wollte damit symbolhaft das freie, von der Zivilisation unberührte Naturgeschehen und das Zusammenwirken aller Lebewesen zeigen.
Dennoch ist die vermeintliche Märchenoper auch eine politische Fabel, die im Geist ihrer Zeit entstand. Mit Hilfe der Tierfabel hält Janáček dem Publikum einen Spiegel vor und appelliert für ein gleichberechtigtes Zusammenspiel aller Lebewesen im Einklang mit der Natur. Eine große Sehnsucht nach Liebe und Freiheit bestimmt Janáčeks spätes Bühnenwerk. Doch nur der Füchsin gelingt es, ihr selbstbestimmtes Leben bis in den Tod zu führen.
Ein altes, verwittertes Theater bildet den Rahmen, in dem Regisseurin Aurelia Eggers mit ihrem Produktionsteam Stephan Mannteuffel (Bühne) und Veronika Lindner (Kostüme) die Oper erzählt. In diesem von der Natur zurückeroberten Raum entstehen in rascher Abfolge die extrem gegensätzlichen Szenen aus dem Leben der Füchsin: die gnadenlose Jagd des Försters, die Demütigungen durch Försterin, Kinder, Hahn und Dackel, der grausame Mord durch den Wilderer Haraschta, aber auch viele zauberhafte, lichtdurchflutete Momente wie die Begegnung mit dem Goldfuchs, die Hochzeit bei den Tieren des Waldes und das Spiel der jungen Füchse. Ein Leben voll unterschiedlichster Begegnungen und Emotionen, voll Licht und Schatten, aber immer mit dem Ziel, die eigenen Ideale von
Unabhängigkeit, Freiheit und Liebe zu verwirklichen.
Die Musiktheaterregisseurin Aurelia Eggers kam über ein Studium der Mathematik, Biologie und Romanistik ans Theater. Zur Spielzeit 1990/91 wurde sie als Regieassistentin Ensemblemitglied des Landestheaters Detmold. 1992/1993 wechselte sie an die Oper Frankfurt am Main. Hier arbeitete sie u. a. mit Peter Mussbach, Georges Delnon, Matthias Langhoff, Christoph Marthaler, Veit Volkert und Barbara Mundel und an Theatern wie z.B. in Wiesbaden, an den Opern Hannover und Bonn sowie an der Staatsoper Stuttgart. In Wuppertal inszenierte Sie bereits 2009, zur Wiedereröffnung des neu renovierten Opernhauses, Das Märchen von Fanferlieschen Schönefüßchen von Kurt Schwertsik.
Libretto vom Komponisten, basierend auf einer Novelle von Rudolf Těsnohlídek
Deutsche Fassung von Peter Brenner
Musikalische Leitung: Hilary Griffiths
Inszenierung: Aurelia Eggers
Bühne: Stephan Mannteuffel
Kostüme: Veronika Lindner
Choreinstudierung: Jens Bingert
Dramaturgie: Ulrike Olbrich
Mit: Dorothea Brandt (Füchslein Schlaukopf), Joslyn Rechter (Fuchs), Derrick Ballard (Förster), Michaela
Mehring (Försterin/Eule), Boris Leisenheimer (Schulmeister/Dackel), Ulrich Hielscher (Pfarrer/ Dachs), Olaf Haye (Haraschta), Julia Klein (Hahn/Eichelhäher), Andreas Heichlinger (Pasek), Katrin Natalicio (Gastwirtin), Ji-Young Hong (Sepp), Yuliya Tabankova (Franzl), Barbara Pickenhahn (Schopfhenne), Se-hyuk lm (Mücke), Jaroslaw Nowaczek (Heuschreck), Ute Temizel (Grille), Diane Claars (Specht), Lisa Bergmann/Anne Derichs (Junges Füchslein, Kinderchor), Adriano Mocellin/Kai Selbach (Frosch, Kinderchor), Assia Schneider (Libelle) Opern- und Kinderchor der Wuppertaler Bühnen
Sinfonieorchester Wuppertal
Die nächsten Vorstellungen sind am 2. / 10. / 15. / 30. Juni, 6. / 8. Juli 2012 im Opernhaus.