Nach der Lesung von Ausschnitten durch Studierende der Leipziger Hochschule diskutieren Georg Locher, Direktor des Österreichischen Kulturforums in Berlin, Christian Papke, Gründer und Leiter von „Über Grenzen sprechen“, Vladimir Sergienko, ukrainischer Schriftsteller und Nelya Vakhowska, ukrainische Kulturpublizistin und Jan Linders, Schauspieldirektor des BADISCHEN STAATSTHEATERS KARLSRUHE.
Hohe Auflösung verschränkt vor dem Hintergrund ukrainischer Zeitgeschichte Themen wie Politik, Familie oder illegale Einwanderung und entwickelt dabei eine ästhetisch herausfordernde szenische Phantasie. Das Thema wird sowohl spannend als auch mit viel schwarzem Humor abgehandelt. Ort der Handlung ist die private Wohnung eines Musikers, die direkt auf den Kiewer Platz der Unabhängigkeit ausgerichtet ist. Während des Stückes finden im Hintergrund politische Demonstrationen statt, deren Entwicklungen auch durch einen TV-Nachrichtensprecher in das Bühnengeschehen hineingetragen werden. Sehr originell und skurril sind dabei unerwartete Einschübe mit zum Leben erweckten Objekten (Teetasse, Teetopf, Weinglas, Weinkrug, Pflastersteine). Eine geradezu kafkaeske Note nimmt das Stück an, wenn in einer späteren Szene „der erste Aktenorder“ und „der wichtige Stempel“ miteinander zu debattieren beginnen.
Formal verwebt der Theatertext drei unterschiedliche Stückformen ineinander: Boulevardkomödie in bester Volkstheatertradition, politisches und surreales Theater. Die Verbindung dieser unterschiedlichen Formen erzeugt nicht nur ungewöhnliche Bilder, sondern schafft über ihre Plastizität die Basis für einen Theaterabend, wie er der Jury in der Form noch nicht bekannt gewesen ist.
Die fünfköpfige Jury ist daher einstimmig überzeugt, dass dieses Stück über die Grenzen der Ukraine hinaus seinen Weg auf die Bühne schaffen wird, und wünscht der Autorin oder dem Autor viel Erfolg, ebenso dem STAATSTHEATER KARLSRUHE, wo das Werk im Juni 2014 seine Uraufführung feiern wird.
Die Jury, bestehend aus der Gründerin des Les Kurbas Centre Nelly Kornienko, dem Nürnberger Schauspieldirektor Klaus Kusenberg, dem Journalisten Charles Ritterband, dem Karlsruher Generalintendanten Peter Spuhler und dem ukrainischen Schriftsteller Serhij Zhadan, wählte aus knapp 50 anonymisierten Einsendungen den Siegertext aus.
Der Preis „Über Grenzen sprechen“ 2012 für das beste Theaterstück aus der Ukraine wurde gestiftet vom Österreichischen Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Kulturforum in Kiew und der OeAD Kooperationsstelle für Wissenschaft und Kultur in Lemberg, dem Österreichischen P.E.N.- Club, den Österreich-Bibliotheken im Ausland, dem STAATSTHEATER KARLSRUHE als Uraufführungs-Partner sowie Mystetskyi Arsenal, Prostory, Drabyna, Ukrainian Week, Buchhandlung JE, dem Zentrum für Kulturelles Management, der Buchmesse Lemberg, Zaxid.net und dem Internationalen Literaturfestival Meridian Czernowitz.
2012 lief in der Ukraine auf Initiative von Dr. Christian Papke bereits zum achten Mal der durch osteuropäische Länder wandernde, internationale Dramenwettbewerb „Über Grenzen sprechen“, ein Theater- und Literaturprojekt, das AutorInnen einlädt, sich vornehmlich mit dem „Lebensgefühl in Zeiten des Wandels“ auseinanderzusetzen.
Weitere Informationen: www.talkingaboutborders.eu