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„Der Auftrag: Dantons Tod“ mit Texten aus Heiner Müllers "Der Auftrag" und Georg Büchners "Dantons Tod" im Schauspielhaus Graz

PREMIERE am 3. März 2017, 19.30 Uhr, HAUS EINS. -----

Aufklärung, Menschenrechte, Demokratie, Nationalstaatlichkeit: Die Französische Revolution ist eines der wichtigsten Ereignisse in der Geschichte der Neuzeit, dessen Folgen wir bis heute spüren und ausagieren. Zwei bedeutende deutsche Dramatiker haben zwei berühmte Stücke darüber geschrieben.

1834 stellt Georg Büchner die beiden Revolutionshelden Danton und Robespierre einander gegenüber und formuliert damit die Frage, welcher Weg der richtige sei, um revolutionäre Ideen in einen Alltag zu überführen. 1979 schildert der große ostdeutsche Dramatiker Heiner Müller, wie drei Republikaner auf verlorenem Posten, weit weg von der Heimat Frankreich, versuchen, den Geist der Revolution nach Jamaica zu bringen und dort die Sklaverei zu beenden. Als sich jedoch herausstellt, dass zu Hause längst ein anderer an der Macht ist, Napoleon, suchen die im Stich gelassenen Männer den Ausweg im Verrat, im Tod, in der Depression.

Geschichte als Metapher auf die Gegenwart: Die beiden hochpolitischen Autoren suchten in der Vergangenheit Spuren ihrer Gegenwart. Büchner, der im Vormärz die politische Lage seines Heimatlandes analysierte, schrieb mit 22 Jahren sein erstes Drama, „Dantons Tod“. Heiner Müllers Herangehensweise 150 Jahre nach Büchner ist eine gänzlich andere. Der sprachmächtige Geschichtsmetaphoriker leistet im „Auftrag“ poetische Trauerarbeit und zeigt das Scheitern einer Utopie.

Und heute? Büchners berühmte Frage: „Was ist das, was in uns hurt, lügt, stiehlt und mordet?“ bleibt bestehen, insbesondere angesichts der Situation in den Ländern nach dem Arabischen Frühling, die auch die Kraft und Überzeugungskraft unseres demokratischen Modells infrage stellen. „Puppen sind wir, von unbekannten Gewalten am Draht gezogen; nichts, nichts wir selbst!“, heißt es im „Danton“. Der Regisseur Jan-Christoph Gockel, der die vergangene Spielzeit mit „Merlin“ eröffnete, wird dieses Zitat zum Ausgangspunkt nehmen und, wiederum zusammen mit dem Puppenbauer und -spieler Michael Pietsch, Büchner und Müller zusammendenken.

Regisseur Jan-Christoph Gockel, geboren 1982 in Gießen, aufgewachsen bei Kaiserslautern, studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Frankfurt/Main. Von 2005 bis 2009 studierte er Regie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“, Berlin. Während des Regiestudiums realisierte er erste Inszenierungen beim Festival de Liège, Belgien und an der Schaubühne am Lehninerplatz, Berlin. Dort schloss er mit der Uraufführung von „Die Wissenden“ von Nina Ender sein Studium ab. Seitdem arbeitet er als freier Regisseur. Neben der häufigen Zusammenarbeit mit jungen Autoren bezieht Gockel musikalische, dokumentarische Elemente sowie Puppenspiel stark in seine Arbeiten ein. Seine Performance „Psychiatrie!“ wurde für den Nestroy-Preis 2010 in der Kategorie „Spezialpreis“ nominiert und zum Heidelberger Stückemarkt eingeladen. Die Inszenierung „Balkanmusik“ war 2011 bei den Autorentheatertagen am Deutschen Theater Berlin zu sehen. Gockel arbeitete bei den Werkstattagen des Burgtheaters Wien 2008, bei der Biennale „Neue Stücke aus Europa“ Wiesbaden 2010 und war Stipendiat des Internationalen Forums des Berliner Theatertreffens 2009. In der Saison 11.12 übernahm Jan-Christoph Gockel an der Berliner Schaubühne die Regie der Uraufführung „Der talentierte Mr. Ripley“ von Patricia Highsmith und gastierte mit dieser Produktion u. a. beim Tampere Theaterfestival in Finnland. Es folgten Regiearbeiten für das Oldenburgische Staatstheater, das Staatstheater Mainz, das Theater Heidelberg und das Badische Staatstheater in Karlsruhe. In der Saison 13.14 setzte er die Zusammenarbeit mit den Theatern in Bern und Karlsruhe fort. Am Theater Bonn eröffnete er die neue Halle Beuel mit einer eigenen Fassung von „Metropolis“. Seit der Spielzeit 14.15 ist Gockel als Hausregisseur Teil der künstlerischen Leitung am Staatstheater Mainz. Zudem inszeniert er weiterhin in Bonn und Karlsruhe. Mit seiner Inszenierung von „Imperium“ im Schauspielhaus Wien war er für den Nestroy Theaterpreis 2016 in der Kategorie „Beste Regie“ nominiert.

Regie Jan-Christoph Gockel

Bühne Julia Kurzweg

Kostüme Sophie du Vinage

Puppenbau Michael Pietsch

Musik Komi Mizrajim Togbonou

Dramaturgie Elisabeth Geyer

Mit

Julia Gräfner, Florian Köhler, Raphael Muff, Michael Pietsch, Evamaria Salcher, Komi Mizrajim Togbonou u.a.

weitere Vorstellung am 7. und 17. März, am 5. 13., 26. und 29. April, jeweils 19.30 Uhr, sowie ab Mai

Tickets

T 0316 8000, F 0316 8008-1565, E tickets@ticketzentrum.at

I www.schauspielhaus-graz.com

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