In Molières berühmter Komödie von 1666, die ebenso auch eine Tragödie ist, begegnen wir einer Gesellschaft der grenzenlosen Anpassungsbereitschaft – und einer ebenso grenzenlosen Egomanie. Molière wirft einen schonungslosen Blick auf eine frühbürgerliche Gesellschaft, die verzweifelt um ihre eigene Identität kämpft, sich dabei aber nur um sich selbst dreht. Es ist ein Kampf, in den wir bis heute verstrickt sind, denn, wenn wir uns heute als Einzelne nur noch behaupten können, indem wir entweder
selbst zur Ware werden oder indem wir uns vorgaukeln, der Herr über eine glänzende Fülle von Waren zu sein, dann sind wir nach wie vor Insassen und Komiker des Molièreschen Universums.
Durch die Jahrhunderte haben wir kuriose aber auch katastrophale Variationen dieser Identitätssuche erlebt. Heute indes widerfährt uns die vielleicht unheimlichste Variante der Konstruktion einer illusionären Identität: der Mensch als Konsument.
Hinter dieser illusionären Identität ohne Kern droht die Rückkehr des Verdrängten. So schließt sich auch bei Alceste die Gemeinschaft zur rituellen Kultgemeinschaft zusammen, die bereit ist zum Opfer. Das wirft die Frage auf, ob der Außenseiter und Menschenfeind dieser Dynamik etwas entgegensetzen können wird, oder nur ein Rädchen im Getriebe einer Gesellschaft bleibt, die niemals zu sich
selbst finden kann?
Regie Peter Staatsmann
Bühne Ann Heine
Kostüme Sabine Thoss
Dramaturgie Jürgen Otten
Musik Bert Wrede
mit Jeanne Devos, Nina Mariel Kohler, Elke Wieditz; Markus Fennert, Bastian
Heidenreich, Christian Klischat, Johannes Schmidt, Michael Wächter
Weitere Vorstellungen:
Donnerstag, 15. März 2012 / 20.00 Uhr / foyer III
Freitag, 23. März 2012/ 20.00 Uhr/ foyer III